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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
Autoren: Marina Heib
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überhaupt
geschlafen?«
    »Ich war bis jetzt im Büro. Später ist noch genug Zeit zum
Schlafen«, wiegelte Christian ab.
    Anna stand auf, zog seinen Bademantel über, der neben dem Bett auf
dem Boden lag, und folgte ihm in die Küche.
    »Und?« fragte sie.
    »Was und?« fragte Christian zurück.
    »Weswegen wird Wilhelm Detering angeklagt? Könnt ihr ihm die Morde
an Scout und Nicki beweisen?«
    »Sieht nicht gut aus bislang. Eine der beiden Waffen, die wir auf
Amrum sichergestellt haben, ist definitiv die Waffe, mit der Scout und Nicki
erschossen wurden. Aber Detering behauptet, es sei die seines Bruders. Und
tatsächlich sind auch dessen Fingerabdrücke drauf. Detering hat sauber
gearbeitet, seine abgewischt und die Waffe Carlos in die Hand gedrückt. Und
selbst Zwillinge haben keine identischen Fingerabdrücke.«
    Anna nickte. »Deswegen hat Carlos bei mir in der Praxis auch nie was
angefaßt.«
    »Der Makler hat außerdem eine gute Geschichte, wie er Scout und
Nicki entwischt ist«, fuhr Christian fort. »Wird schwer, wenn nicht unmöglich,
ihm zu beweisen, daß er die beiden erschossen hat und nicht Carlos. Und der
Mord an seinem Bruder war Notwehr, versteht sich.«
    Anna blickte Christian fassungslos an: »Und was bleibt dann? Besitz
und Verbreitung von Kinderpornographie? Ein paar Jahre, und gut? Das kann doch
nicht wahr sein!«
    Christian ließ ab von dem Schnittlauch, den er im Begriff war zu
schnippeln, und wandte sich zu Anna um. Er sah sie ernst an.
    »Wir kriegen ihn dran als Kinderhändler. Wir haben massenweise
Adressen, Fotos, Filme. Wir haben inzwischen die Geschäftsverbindung nach
Eindhoven, übrigens Wilhelms Pflegeeltern, die ihn damals von den Deterings
gekauft haben. Ein echt übles Pack, ich erspare dir die Details.«
    »Wieviel kriegt Detering dafür?«
    »Zu wenig. Viel zu wenig.«
    Kraftlos ließ Anna sich auf einen Stuhl fallen: »Das glaube ich
einfach nicht!«
    Christian setzte sich zu ihr und betrachtete sie schweigend.
    »Was ist?« fragte Anna unwirsch, als wäre Christian schuld an der
deutschen Rechtsprechung, die Kinderschänder viel zu milde bestrafte.
    »Ich habe um ein Uhr einen Termin beim Oberstaatsanwalt. Um drei
gemeinsame Pressekonferenz. Ich bin hier, weil ich mit dir reden muß. Wir, das
heißt das gesamte Team, Volker, Eberhard, Daniel, Karen, Pete und ich … Wir
wollen auch nicht, daß Detering so einfach davonkommt. Nicht nur wegen der
Kinder, deren Leben er zerstört hat, bevor es anfing. Auch wegen unserer
Kollegen. Deshalb haben wir beschlossen, ab sofort fest davon überzeugt zu
sein, daß Wilhelm Detering nicht nur Scout und Nicki, sondern auch die Kinder
umgebracht hat. Wir haben ein Haar, wir haben die Flüge, das falsche Alibi
eines kinderschändenden Richters. Das reicht.«
    Verständnislos sah Anna ihn an: »Wilhelm Detering wird die ganze
Geschichte erzählen. Und die Leiche von Carlos bestätigt seine Version.«
    »Auf Amrum gibt es keine Rechtsmedizin. Wir haben die Leiche mit
nach Hamburg genommen. Und ich weiß nicht, wie, frag am besten Karen, sie hat
sich in Luft aufgelöst.«
    »Aber das exhumierte Kindergerippe in Baal beweist, daß Wilhelm
Detering nicht im Alter von sechs Jahren starb«, gab Anna zu bedenken.
    »Sorry, aber da habe ich gelogen. Die Exhumierung war inoffiziell,
die Erlaubnis habe ich mir selbst ausgestellt. Der Kripochef dort ist ein alter
Kumpel von mir, oder was glaubst du, wieso wir ganz ohne Spezialtruppe mitten
in der Nacht angerückt sind? Wenn Detering nun eine Exhumierung beantragt, um
seine Geschichte zu untermauern, wird man das Grab leider leer vorfinden. Wir
brauchen nur noch ein passendes Gutachten von einem Psychologen, der uns
bestätigt, daß Karl Detering eine gespaltene Persönlichkeit ist. Und da kommst
du ins Spiel.«
    »Kommen wir damit durch?« fragte Anna zweifelnd.
    »Koste es, was es wolle«, sagte Christian.
    Anna nickte langsam. Ihr Blick ging ins Leere. Christian konnte kaum
verstehen, wie sie flüsterte: »Carlos, es ist vollbracht.«

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