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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
Autoren: Marina Heib
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Auftritt: der
nette Richter aus der Eifel, dieser Professor Doktor Gernhardt, dieses kranke
Schwein! Er schlitzt dem Jungen, den sie in Holland gefunden haben, den Darm
mit einer kaputten Colaflasche auf! Daniel schickt gerade eine Kopie zu den
Kollegen nach Eindhoven rüber. Der Regisseur war etwas unvorsichtig. Man sieht
in einem Regal im Hintergrund ein Kinderbuch mit einer Karteinummer. Vielleicht
in einer öffentlichen Bücherei ausgeliehen. So finden die das Haus!«
    Christian schrie ins Telefon, um den Lärm des Hubschraubers zu
übertönen: »Und ihr schnappt euch den Richter!«
    Carlos öffnete die zweite Flasche Wein, ganz so, als sei
er der Gastgeber. Mit eleganter Geste goß er die Gläser voll.
    »Die Nonnen in Spanien haben an Feiertagen reichlich Rioja
genossen«, lächelte er, »von erster Qualität, wie deine Vorräte hier.«
    »Wie bist du ausgerechnet nach Spanien geraten? In ein Kloster! Das
ist doch, als würde man sich selbst bei lebendigem Leibe begraben …«
    »Ich hatte Fotos gesehen von der Extremadura. Ein karges Land,
Steine, Staub. Erschien mir passend. Das mit dem Kloster war perfekt. Die Welt,
das Leben der Menschen blieb draußen, hinter den Mauern. Das Leben … Mein
Gott«, lachte Carlos bitter auf, »vom Leben will ich nichts. Das Leben ist nur
Scheißefressen und Blutspucken. Als du das Haus angezündet hast, da war ein
kurzer Moment, der in mir aufflackerte, gleichzeitig mit den hohen Flammen im
Dachstuhl, da dachte ich, ich könnte ein Leben haben. Weit weg, alles
vergessen, neu anfangen. Was für ein Schwachsinn! Es gibt kein Vergessen, und
schon gar kein Leben. Das war in dem Moment vorbei, als unser Alter uns zum
ersten Mal nachts aus dem Bett geholt hat.«
    Wilhelm sah seinen Bruder verächtlich an: »Du hast schon als Kind
immer geheult. Bring dich doch um, dann hast du’s hinter dir.«
    »Selbstmord kommt nicht in Frage. Das ist Sünde.«
    Wilhelm hob das Glas und prostete seinem Bruder zu: »Und was ist mit
Mord? Steht nicht geschrieben: Du sollst nicht töten?«
    Carlos erhob sein Glas nicht: »Ich habe nicht gemordet.«
    »Und die Kinder? Das warst doch du!«
    Über Carlos’ Augen senkte sich ein dunkler Schleier, er blickte
gedankenverloren auf die Tischplatte, als würde er die Maserung des
Walnußholzes betrachten: »Die waren schon tot. Tote Seelen, die Körper nur noch
leere Hüllen. Mißbrauchtes, geschundenes Fleisch. Ich habe sie befreit.
Gemordet hast du sie. Du und deine Kunden.«
    Wilhelm stellte gleichgültig sein Glas ab: »Wie hast du es
rausbekommen?«
    Ganz langsam hob Carlos den Kopf und sagte kalt: »Als das in Spanien
passiert ist, das mit Jesús, da war ich so verzweifelt, daß ich mich wirklich
fast umgebracht hätte. Aber dann dachte ich an dich. Was wohl aus dir geworden
war? Vielleicht hattest du es ja geschafft, ein Leben zu leben. Vielleicht
konntest du mich retten. Ich wollte mit dir reden, wollte deine Hilfe. Ich kam
nach Deutschland, habe dich gesucht, gefunden. Ich habe dich beobachtet, war
vor deinem Haus, sah, daß du eine Frau hast. Ich war froh. Wollte mich sofort
in deine Arme stürzen, wie früher, weißt du noch? Aber du bist in dein Auto
gestiegen und weggefahren. Ich folgte dir. Bis hierher. Du hast ein paar Typen getroffen.
Und zwei kleine Jungs. Ich habe gesehen, was du gemacht hast … Du hast sie
gefilmt!«
    »Das war vor einem knappen Jahr!« Wilhelm war überrascht. »Seitdem
war ich nicht mehr hier. Nicht mit Kunden!«
    Carlos schien plötzlich sehr müde: »Ich konnte es zuerst nicht
glauben. Aber dann habe ich dich beobachtet. Die ganze Zeit. All deine Reisen.
Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, hinterherzukommen – immer wenn du das
Flugzeug genommen hast, stand ich dumm in der Abfertigungshalle rum. Aber mit
der Zeit lernte ich deine Routen kennen. Deine Kunden. Deine Opfer. All die
Kinder. So klein noch.«
    »Hör bloß auf mit deinem Moralgesabber«, stieß Wilhelm aggressiv
hervor. »Was hätte denn sonst aus mir werden sollen? Meine verfickten
Pflegeeltern in Holland sind dick im Geschäft. Ich kenne nichts anderes als
ficken und gefickt werden! Auf dein Abi hab ich geschissen. Okay, ich hab’s
versucht. Studium und Perspektive und der ganze Schwachsinn. Aber es ging
nicht. Du sagst doch selbst, wir hatten keine Chance auf ein normales Leben.
Also hab ich den Immobilienladen vom Alten weitergeführt. Ist ’ne Supertarnung
für die wirklich guten Geschäfte mit dem Grünzeug.«
    Carlos begann zu zittern:
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