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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
Autoren: Marina Heib
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Wenn sie ihn bis zu dir verfolgt
hätten, wären sie doch dazwischengegangen oder hätten sich bei mir gemeldet.
Auch das spricht für die These, daß Carlos Wilhelm ist.« Er wartete, erreichte
jedoch bei beiden nur die Mailbox.
    »Was hatte Carlos eigentlich an, als er bei dir war?«
    Anna überlegte kurz: »Einen Trenchcoat. Dunkle Hose, schwarzer
Rolli.«
    »Na toll«, stöhnte Christian auf, »das gleiche trug Detering, als
wir ihn entlassen haben.«
    Anna nippte an ihrem Cognac: »Du willst bestimmt zurück ins Büro.
Die Spuren sind noch frisch.«
    »Kann ich dich denn allein lassen?«
    »Darf ich hier bleiben?« fragte sie zurück.
    Er lächelte: »So lange du willst.«
    Anna konnte nicht schlafen. Sie versuchte es, um das
Erlebte wenigstens für ein paar Stunden auszublenden. Doch es ging nicht. Es
war zu hell in Christians Wohnzimmer, die späte Nachmittagssonne knallte auf
die Fenster, und ins Schlafzimmer wollte Anna nicht gehen, das erschien ihr zu
aufdringlich. Sie lag erschöpft auf dem Sofa, ihr Körper fühlte sich vollkommen
zerschlagen an, und dennoch fand sie keine Ruhe. Sobald sie die Augen schloß,
sah sie Joes lächelndes Gesicht vor sich, seine Hände im weißen OP-Gummi,
das Skalpell, sie roch seinen Schwanz, sie roch ihr eigenes Blut, sie glaubte
sogar, die Hirnmasse zu riechen, die aus seinem Schädel quoll. Anna stand
wieder auf, wollte sich noch einen Cognac einschenken, entschied sich dann aber
für Mineralwasser. Um sich von den Bildern und Gerüchen abzulenken, sah sie
sich in Christians Wohnung um. Sie war behaglich eingerichtet, wenn auch wenig
aufgeräumt. Überall lagen Bücher und Akten herum, handgeschriebene Notizen
bedeckten den alten Schreibtisch vor dem Fenster. Im übervollen Bücherregal
fand sie zu ihrer Freude eine Menge Werke, die auch sie besaß. Nur die
Radierungen an den Wänden, düstere Werke aus Goyas »Caprichos« und den
»Desastres de la guerra«, gefielen ihr nicht. Zu deprimierend, zu bedrohlich.
Sie setzte sich erneut aufs Sofa, zwang sich zur Konzentration. Wieder und wieder
ging sie das Gespräch mit Carlos durch. Sie erinnerte sich dumpf, daß ihr
irgend etwas aufgefallen war, etwas hatte sie irritiert, aber sie konnte nicht
sagen, was. Es ging um Willi. Natürlich wußte Anna, daß es nicht ungewöhnlich
war, wenn Kinder von sich in der dritten Person sprechen, um beispielsweise
Distanz zu einer Handlung oder einem Erlebnis aufzubauen. Anna lief unruhig hin
und her. Sie hörte Carlos’ Stimme:
    Das war nicht Gott, das war Willi. Willi hat das Haus angesteckt.
Willi ist in Holland, bei einer netten Familie. Willi war dann ich, und ich war
weg. Willi ist mein Teddy. Willi ist mein Teddy. Doch nicht der Teddy, das war
Willi.
    Abrupt stoppte Anna. Die plötzliche Erkenntnis bremste sie aus, als
wäre sie gegen eine Mauer gelaufen. Wie konnte sie nur so blind sein?
Fassungslos über die eigene Dummheit sah Anna sich um. Hellwach. Hektisch. Sie
hatte Christian doch die Mappe und das Band gegeben mit den Aufzeichnungen
ihres Gesprächs mit den Petzolds. Ob er es hier hatte oder im Büro? Sie ging zu
seinem Schreibtisch. Wühlte die Papiere durch, die darauf lagen. Nichts. Sollte
sie ihn anrufen? Ihr Blick fiel auf ein veraltetes Diktiergerät, das neben dem
Drucker lag. Sie öffnete die Klappe. Das Band war drin. Anna spulte. Wo,
verdammt noch mal, war die Stelle?
    In der Einsatzzentrale herrschte Hektik. Alle machten sich
Sorgen um Scout und Nicki, die weder erreichbar waren, noch sich auf dem
Präsidium oder bei Ina gemeldet hatten. Von Karl Detering fehlte ebenfalls jede
Spur, auch zu Hause war er nicht aufgetaucht, nachdem er aus der U-Haft
entlassen worden war. In Sachen Joe jedoch waren sie in den letzten beiden
Stunden ein großes Stück vorangekommen. Die Fingerabdrücke des Russen waren in
der Kartei gespeichert. Er hieß Fjodor Mnatsakanow, stammte aus St. Petersburg,
war vor etwa zehn Jahren nach Deutschland gekommen und gleich in Zusammenhang
mit einer Zuhälterbande aufgefallen, die sich einen Krieg mit konkurrierenden
Albanern geliefert hatte. Man hatte ihm damals nichts nachweisen können. Im
Laufe der letzten Jahre hatte sich Mnatsakanow eine bürgerliche Existenz
aufgebaut und arbeitete offiziell als Chef einer Haus- und
Grundstücksverwaltung in Berlin.
    Daniel und Eberhard waren unter Hochdruck dabei, seine Konten und
Geschäftsverbindungen zu recherchieren, wobei sich Daniel skrupellos in
Computer einhackte, in denen er absolut nichts zu
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