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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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hin­zog, nicht über­win­den konn­te. Wenn sie ihn da­mit ver­folg­ten, wür­den sie einen lan­gen Um­weg ma­chen müs­sen, par­al­lel zu dem Kamm bis zu ei­nem Durch­bruch, der sechs Ki­lo­me­ter wei­ter nörd­lich lag. Bis da­hin müß­te er den Be­reich, in dem die Li­ni­en des Net­zes am dich­tes­ten wa­ren, er­reicht ha­ben; er lag gleich hin­ter dem Gip­fel des Berg­kam­mes.
    Fros­ti­ge Schlei­er weh­ten her­ab. Br­ad­ley fand, daß das Land in sei­nem ei­ge­nen Licht viel leuch­ten­der er­schi­en als im In­nern des Schrei­ters. Die Wol­ken­bän­ke ver­streu­ten ih­re trü­be Strah­lung gleich­mä­ßig und ver­teil­ten die Ener­gie, die von der un­sicht­ba­ren Son­ne her­ab­si­cker­te. Auch Ti­tan hat­te ei­ne ge­ring­fü­gig käl­te­re Nacht­sei­te, aber das Licht drang durch die dich­te Luft bis dort­hin und ver­bann­te je­de wirk­li­che Nacht. Nicht ein­mal Sa­turn mit sei­nen leuch­ten­den Strei­fen war durch die Wol­ken­schich­ten zu er­ken­nen.
    Br­ad­ley warf einen Blick zu­rück. Die Sta­ti­on war hin­ter ei­ner zer­klüf­te­ten An­hö­he ver­schwun­den. Das Ge­län­de hier war dun­kel und me­tal­lisch wie ei­sen­hal­ti­ger Lehm. Sei­ne Stie­fel wir­bel­ten fei­nes Pul­ver auf. Er hör­te nichts als sei­nen ei­ge­nen seuf­zen­den Atem und das ge­le­gent­li­che Pfei­fen sei­nes An­zugs, wenn die­ser ir­gend­wel­che Druck­kor­rek­tu­ren vor­nahm. Er konn­te die­se Welt zwar se­hen, aber er konn­te sie we­der rie­chen noch hö­ren, we­der füh­len noch schme­cken. Er war ein Ali­en un­ter Glas.
    Plat­schend durch­quer­te er ei­ne Pfüt­ze. Sie sah aus wie Was­ser, aber ein Trop­fen, der auf sei­ne Sichtschei­be ge­spritzt war, ver­dampf­te so­gleich zu ge­kräu­sel­tem Dunst. Am­mo­ni­ak? Er knips­te die Hand­lam­pe an, und der zi­tro­nen­gel­be Licht­strahl hüpf­te und tanz­te über die zer­ris­se­ne Ober­flä­che des Tüm­pels. Er schal­te­te das Licht wie­der aus, für den Fall, daß man auf der Sta­ti­on über ei­ne Mög­lich­keit ver­füg­te, so weit zu se­hen, und der Kon­trast ließ die Um­ge­bung für einen Au­gen­blick noch trüber er­schei­nen.
    Mit po­chen­dem Her­zen mar­schier­te Br­ad­ley wei­ter. Der Auf­stieg er­wies sich als an­stren­gen­der als er er­war­tet hat­te, selbst in die­ser ge­rin­gen Gra­vi­ta­ti­on. Er fand es plötz­lich ver­wun­der­lich, daß ein sol­cher Mond, des­sen Gra­vi­ta­ti­on kaum stär­ker war als die von Lu­na, ei­ne der­ar­tig di­cke At­mo­sphä­re be­saß. Die schreck­li­che Käl­te war das Ge­heim­nis.
    Me­than und Was­ser­stoff wa­ren so trä­ge, daß sie nur lang­sam aus der Fla­sche der Schwer­kraft her­aus­si­ckern konn­ten. In sei­ner di­cken Iso­lie­rung spür­te Br­ad­ley nichts als das be­ru­hi­gen­de Rei­ben und Stre­cken des Schutz­an­zugs. Er blieb einen Mo­ment ste­hen und ließ sein Was­ser in das Uri­nal des An­zugs lau­fen. Er keuch­te ein we­nig. In sei­ner Phan­ta­sie sah er sich den An­zug öff­nen und di­rekt auf Ti­tan pin­keln. Beim Auf tref­fen wür­de der gel­be Strahl au­gen­blick­lich ge­frie­ren, und die Käl­te wür­de sich aus­brei­ten, den Strahl hin­auf, und die dün­ne, blas­se Was­ser­säu­le wür­de in Se­kun­den kris­tal­li­sie­ren, wo­bei das ge­lös­te Am­mo­ni­ak viel­leicht frei wür­de, wäh­rend die Käl­te die Spit­ze sei­nes Pe­nis er­reich­te und sich in sei­ne Ein­ge­wei­de er­gos­se, ein Or­gan nach dem an­de­ren er­grif­fe und sich aus­brei­te­te, bis er zu Stein er­starrt wä­re.
    Gro­tesk, ja, und ko­misch, ja. Br­ad­ley stampf­te mit dem Fuß auf, um ei­nem krib­beln­den Ge­fühl zu be­geg­nen, und ging dann wei­ter.
    „Br­ad­ley. Br­ad­ley!“
    Ma­ras Stim­me. Ver­dat­tert blieb er ei­ne Se­kun­de lang ste­hen und setz­te sich dann wie­der in Gang.
    Es hat­te kei­nen Sinn zu ant­wor­ten. Sie könn­ten sei­ne Trä­ger­wel­le an­pei­len und die Rich­tung be­stim­men.
    „Br­ad­ley, komm zu­rück !“
    Er kämpf­te sich durch ein Feld von klo­bi­gen, zer­narb­ten Stei­nen. Ro­sa­far­be­ner Schnee weh­te um sei­ne Fü­ße. Er muß­te vor­sich­tig sein. Wenn er stürz­te, könn­te er sich einen
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