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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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ge­stor­ben wä­ren, un­ter mei­ner Ver­ant­wor­tung …“
    „Ich weiß. Ich bit­te um Ent­schul­di­gung.“
    „Sie sind zu alt für so et­was, Dr. Reynolds. Ge­hen Sie zu­rück zur Er­de. Sie sind – ein Wahn­sin­ni­ger.“
    „Ich weiß. Ein Wahn­sin­ni­ger.“ Br­ad­ley fühl­te, wie die Wor­te em­por­stie­gen und ihn von die­ser letz­ten Cha­ra­de be­frei­ten. „Ein ver­rück­ter, ra­sen­der Wahn­sin­ni­ger.“
    Als er in je­ner Nacht im Bett lag – ei­ne künst­li­che Nacht na­tür­lich, denn Ti­t­ans röt­li­ches Leuch­ten än­der­te sich nie – und als die blas­sen Lich­ter im­mer mat­ter wur­den, lausch­te Br­ad­ley den Ge­räuschen der an­de­ren drei, die sich eben­falls in ih­re Zel­len zu­rück­zo­gen.
    Tsuba­ta als ers­ter, Ma­ra nur einen Au­gen­blick spä­ter. Er soll­te mit ihr re­den, und er woll­te es auch, aber das Ge­spräch mit Na­ji­ma hat­te ihm je­des Wort ver­lei­det. Sein gan­zes Le­ben lang hat­te er nach dem rau­hen, wah­ren Ge­fühl der Din­ge ge­sucht, und nicht nach dem Schein der Wor­te, der die Rea­li­tät um­gab. Das We­sen, den Kem, das Ding hin­ter den Sym­bo­len: das war es, was er woll­te. Nicht im­mer mehr Wor­te, Be­rich­te, Ar­gu­men­te.
    Er war si­cher, daß er auf der Er­de nichts So­li­des fin­den wür­de. Na­ji­ma wür­de mor­gen um­keh­ren, wenn der Vul­kan nicht mehr ak­tiv sei­nen ei­si­gen Zorn aus­spie. Zu­rück nach Kui­per und dann auf das war­ten­de Shutt­le. In ei­ner fla­chen El­lip­se zum Orb. Von da in ei­ner et­was län­ge­ren zur Er­de, und der Wahn­sin­ni­ge wä­re un­ter Dach und Fach.
    Er wür­de sich in der ein­bal­sa­mie­ren­den Üp­pig­keit von Lu­na oder ei­ner der Sa­tel­li­ten­städ­te zur Ru­he set­zen. Un­ten wür­de ei­ne spar­ta­ni­sche Er­de zwei­fel­los die Ar­beit am Al­pha-Li­bra-Puzz­le und an Ti­tan fort­füh­ren. Der Wahn­sin­ni­ge durf­te viel­leicht zu­se­hen, aber mehr nicht. Er durf­te hin­un­ter­spä­hen, auf einen un­för­mi­gen, blau­wei­ßen Pla­ne­ten. Ab­ge­trennt, aus­ge­trock­net, tot. Ein al­ter Mann, der an ein sum­men­des Le­bens­er­hal­tungs-Mo­dul an­ge­schlos­sen war, der mit wäß­ri­gen Au­gen die künst­li­che Hand­lung auf dem 3-D ver­folg­te, der, in ei­ne Welt aus Kis­sen ge­bet­tet, einen Col­lie auf sei­nem Schoß strei­chel­te. Zu­frie­den­heit. Der Mü­he Lohn. Das En­de.
    Nein. Nein.
    Na­ji­ma ru­mor­te im­mer noch im obe­ren Stock­werk der Sta­ti­on. Br­ad­ley schloß die Au­gen, um einen Mo­ment lang aus­zu­ru­hen. Er hat­te im Schrei­ter so­viel wie mög­lich ge­schla­fen, weil er wuß­te, daß er den Schlaf brau­chen wür­de, und jetzt brauch­te er ihn.
    Die Ge­räusche ver­san­ken, er be­gann zu dö­sen, und oh­ne daß er es merk­te, über­mann­te ihn der Schlaf.
    Er er­wach­te lang­sam und spür­te, daß er frei von sei­nem Kör­per war. Einen un­s­te­ten Au­gen­blick lang schweb­te er, und et­was in ihm war un­schlüs­sig, ob er nun in die­sen ver­brauch­ten, runz­li­gen Ka­da­ver zu­rück­glei­ten soll­te, der da zwi­schen den Kis­sen hin­ge­streckt lag, oder ob er hin­aus­we­hen soll­te, zu ei­ner neu­en, ne­bel­haf­ten Be­stim­mung. Und wäh­rend er die­se Fra­ge er­wog, schwoll das bun­te Sum­men und Plät­schern des Le­bens in ihm an: die kör­ni­ge Be­schaf­fen­heit der be­harr­lich wi­der­ste­hen­den ma­te­ri­el­len Welt, die Freu­den­des Zu­sam­men­seins mit an­de­ren, ei­nes ein­fa­chen Schwat­zes über ei­ner Tas­se Kaf­fee, die Freu­den der Ar­beit und der Ru­he nach der Ar­beit. Al­les lag vor ihm aus­ge­brei­tet wie bei ei­nem un­ge­heu­ren Fest, et­was, was je­den Tag von neu­em er­grif­fen und ge­won­nen wer­den muß­te. Er er­wach­te un­ter dem sach­li­chen Sur­ren der Ven­ti­la­ti­on, und sein Er­wa­chen war ein will­kür­li­cher Akt, als hät­te er einen An­ker los­ge­las­sen und trie­be jetzt trä­ge an die Ober­flä­che.
    Es war Zeit. (Ja, dar­an war kein Zwei­fel.) Zeit war es. Zeit. Zeit. Zeit.
    Er stand auf und öff­ne­te die Tür einen Zen­ti­me­ter weit. Stil­le. Die Lich­ter der Sta­ti­on brann­ten ge­dämpft. Er trat in den Schat­ten des Kor­ri­dors hin­aus.
    Bei der
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