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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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nächs­ten Tür blieb er ste­hen und lausch­te. Er hat­te plötz­lich ei­ne Vi­si­on von Ma­ra und Tsuba­ta, wie sie in­ein­an­der ver­schlun­gen hin­ter die­ser Tür la­gen, glat­te Glied­ma­ßen auf zer­knüll­ten La­ken, ei­ne Ein­heit, die er bis zu ei­nem be­stimm­ten Grad ar­ran­giert hat­te. Hat­te er das Fri­sche, das Prak­ti­sche in Tsuba­ta ge­se­hen und Ma­ra sanft in die­se Rich­tung ge­drängt? Es war kein Zu­fall, daß die­se neu­en Män­ner oft, zu­min­dest kul­tu­rell, aus Asi­en ka­men und mit si­che­rer An­mut ei­ne Welt be­tra­ten, die der Wes­ten einst grell­bunt ge­färbt hat­te. Sie wa­ren ein Teil des Pen­del­schwungs der mensch­li­chen Ge­schich­te: Ost, West, Ost, West. Viel­leicht wü­de Ti­tan sich am En­de sol­chen Män­nern er­ge­ben. Aber in an­de­rer Hin­sicht war Br­ad­ley da nicht so si­cher. Dem Os­ten fehl­te ei­ne Ei­gen­schaft, die der Wes­ten be­saß – war es Dreis­tig­keit oder schlich­te Dumm­heit? –, und er fürch­te­te, die­ses Ele­ment könn­te der Schlüs­sel zu dem sein, was hier ver­bor­gen lag.
    Er schüt­tel­te die be­sinn­li­che Stim­mung ab und schob sich den Gang hin­un­ter. Er be­weg­te sich be­hut­sam. Die Trep­pe, die zur un­te­ren Ebe­ne hin­un­ter­führ­te, vi­brier­te schwach un­ter sei­nen ge­dämpf­ten Schrit­ten. Er durch­quer­te die kreis­för­mi­ge un­te­re Werk­statt und zwäng­te sich zwi­schen Sta­peln von Ma­te­ri­al hin­durch. In ei­ner recht­e­cki­gen Ni­sche hing ei­ne Ma­schi­ne wie ein rie­si­ges Me­tallba­by, das dar­auf war­te­te, ge­ba­det und ge­wi­ckelt zu wer­den.
    Br­ad­ley er­reich­te die Stel­le, wo Sta­ti­on und Schrei­ter mit­ein­an­der ver­bun­den wa­ren, und mach­te ei­ne Pau­se. Kam die­ses ge­le­gent­li­che schwa­che Stamp­fen von oben, von dem ru­he­lo­sen Na­ji­ma? Er ver­such­te an­ge­strengt, das Ge­räusch zu ent­schlüs­seln. Die Ärz­te be­haup­te­ten, daß ih­re Küns­te sein Ge­hör auf dem Stand ei­nes Drei­ßig­jäh­ri­gen ge­hal­ten hät­ten, aber er wuß­te, daß er die tie­fen, dröh­nen­den Klän­ge von Mu­sik und wahr­schein­lich auch an­de­re Tö­ne, wie dün­nes Wis­pern oder fer­ne Ge­sprä­che, nicht mehr wahr­nahm.
    Un­be­wußt streck­te er ei­ne Hand aus, und plötz­li­che, ste­chen­de Käl­te ließ ihn zu­rück­fah­ren. Die Wand der Werk­statt hat­te ih­re nor­ma­le, ei­si­ge Tem­pe­ra­tur be­wahrt; die Sta­ti­on hat­te sich noch nicht völ­lig für ih­re Gäs­te er­wärmt. Sie ver­brach­te lan­ge Mo­na­te un­ter Ti­tan-Tem­pe­ra­tu­ren, ein Stück die­ser Welt, und selbst ih­re Luft la­ger­te dann als flüs­si­ge Brü­he in den Tanks.
    Das Ge­räusch wie­der­hol­te sich nicht. Br­ad­ley wuß­te, daß er nicht gut ge­nug hör­te, um zu mer­ken, wenn er ver­folgt wür­de, zu­min­dest dann nicht, wenn er den Schrei­ter be­tre­ten hät­te. Sei’s drum; von hier gab es kein Zu­rück mehr. Er trat durch die Schleu­se des Schrei­ters in die An­zug­kam­mer.
    Der Schrei­ter war für fle­xi­ble Ein­sät­ze kon­stru­iert, und da­zu ge­hör­te auch die Mög­lich­keit, daß ein ver­letz­tes oder schwa­ches Be­sat­zungs­mit­glied al­lein auf Ti­tan hin­aus­ge­hen muß­te. Vier Schutz­an­zü­ge hin­gen an schwenk­ba­ren Stän­dern. Br­ad­ley schwenk­te sei­nen An­zug her­aus und ließ ihn auf der au­to­ma­ti­schen An­klei­de­platt­form ein­ras­ten. Die Iso­la­ti­on mach­te den An­zug un­för­mig, und er be­weg­te sich schwer­fäl­lig.
    Br­ad­ley schob sich rück­wärts in die Um­hül­lung. Das S-för­mig ge­schwun­ge­ne An­zug­fut­ter schmieg­te sich dicht an ihn. Er beug­te sich vor und schlän­gel­te sei­ne Ar­me nach hin­ten in die Är­mel­röh­ren. Müh­sam und an­ge­spannt zwäng­te er den Kopf durch den Hals­ring. Das Ge­stell trug zwar den An­zug und leg­te ihn au­to­ma­tisch an, aber es hielt ihn, wie je­mand mit zitt­ri­gen Hän­den einen Leich­nam hält. Br­ad­ley rich­te­te sich auf, drück­te auf einen Knopf, und der An­zug schloß sich auf dem Rücken. Der Helm senk­te sich sanft auf den Hals­ring her­ab. Ein letz­ter kur­z­er Ruck, und die Ver­rie­ge­lung ras­te­te ein.
    Br­ad­ley
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