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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts
Autoren: Hans Kneifel
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unzählige Fragen stellen müssen, Jerego.«
    »Wir wissen ebenso viele Antworten!« erwiderte der Chronist ernst.
    »Weiter! Denke an die Garden!« drängte der Rebell von Quin.
    Jerego holte tief Luft und sprach weiter.
    »Wir entdeckten viel in den Wahren Schriften der Luminaten von Lyrland. Aber hört weiter!
    Guinhan sorgte immer und überall dafür, daß seine Ideen auch weiterlebten, wenn er nicht mehr sein würde.
    Er war sicher, daß sie im HÖCHSTEN weiterleben würden.«
    Necron entsann sich an sein Zusammentreffen mit Mythor, dem Sohn des Kometen, und dessen, was sie besprochen hatten. Mythor hatte Carlumen gefunden, nicht Guinhan. Und darüber, wie man in Lyrland bis zum Tag des Erscheinens rückwärts zählte, wußte Necron ebenfalls fast alles.
    »Aber auch das Inselreich der Vor-Zaketer bereiste Guinhan«, sprach der Chronist mit glühenden Wangen weiter. »Es waren drei Inseln, deren Völkerstämme er mit der Hilfe der kriegerischen Zaketer einte. Er war es, der den Inseln die wichtigsten Namen gab: Einhorn-Insel, Insel des Schneefalken und Bitterwolf-Insel. Und er erschuf, wie wir wissen, die abgestufte Herrschaft der Magier und Krieger, ebenso wie der des Alptraumritter-Ordens, Dreißig Jahre lang bereiste Guinhan Lyrland und die Inseln, auch viele der kleinen Inselchen und Atolle, um darauf zu achten, daß seine Lehren auch in seinem Sinn verbreitet werden.«
    Luxon bemerkte grollend:
    »Inzwischen haben wir wohl allesamt gemerkt, daß nur noch wenig von Guinhans Regeln und seinen guten Absichten übriggeblieben ist!«
    »Viel zu viel Zeit ist Vergangen«, seufzte Kukuar. »Und diejenigen, die die Macht hatten, verbogen und veränderten die Wahrheit und die Gesetze Guinhans. Niemand war stark genug, um ihren Einfluß zu brechen.«
    Und, nach einer kurzen Pause:
    »Ich versuchte es. Auch andere wagten es. Der Dank? Wir wurden geblendet, unseres dritten Auges beraubt und teilweise unserer Erinnerungen.«
    »Das Leben ist hart!« sagte ein Chronist bitter. Aber Jerego sprach aufgeregt weiter.
    »Gleichzeitig, während seiner Reisen, ließ er Tausende von Arbeitern hier heraufkommen. Sie brachen Steine aus den Wänden des feuerspeienden Berges, behauten sie und begannen, nach seinen Plänen zu bauen. Sie bauten Gärten, Terrassen, Häuser und Tempel, pflanzten unzählige Fruchtbäume, legten Grundmauern und ließ das HÖCHSTE errichten.
    Es sollte seine Begräbnisstätte werden, und hier sollten alle seine Erinnerungen, die Berichte, die Runen, alle Legenden und Bücher gesammelt und aufbewahrt werden.
    Wir haben seine Hinterlassenschaft gefunden, und alles, was wir wissen, stammt daher.
    Hört weiter!
    Als er glaubte, daß alles so ging, wie er es sich gedacht hatte, starb er angeblich. Er gab aber nur vor, zu sterben – und mit dem Jahr seines Todes fing die neue Zeitrechnung an.«
    »Es war vor hundertundsechsundneunzig Jahren!« setzte der Rebell von Loo-Quin hinzu. »Viermal sieben mal sieben Jahre.«
    »Aber in Wirklichkeit lebte er weiter, unerkannt und ungesehen reiste er noch eine kleine Weile, und dann zog er sich ins HÖCHSTE zurück. Er lebte hier, er war das HÖCHSTE, er versinnbildlichte alles, was damit zusammenhing, und jedes seiner wohlüberlegten Worte wurde Gesetz.
    Er überwachte die Herren des Lichts, jene Männer, die er selbst ausgesucht und bestimmt hatte. Es waren schon damals nur drei, die weisesten der Magier, die in seinem Sinne wirkten.
    Auch die Hexenmeister aller Grade, die Duinen und deren Ausbildung, die Krieger der Calcoper, die für Ordnung und Sicherheit sorgten – all das sah er, richtete er wohl, bemühte sich mit unendlichem Fleiß und großem Können um jede Einzelheit. Lange lebte er so, und niemand weiß, wann er starb. Eines Tages war er nicht mehr da, und es ist uns Chronisten nicht gelungen, das Jahr seines letzten und endgültigen Verschwindens zu bestimmen.
    Aber seine Gedanken lebten weiter.
    Ein Bauwerk nach dem anderen entstand. Quellen wurden erschlossen und gefaßt, die Gärten brachten reiche Ernten. Es war nicht mehr notwendig, die Nahrung vom Fuß des Berges heraufzuschleppen.
    Und dann, schleichend, Schritt um Schritt, begannen sich durch die Jahre hindurch seine Gesetze und Anordnungen zu verändern.
    Sie wandelten sich wie die Farben der Jahreszeiten.
    Jahr um Jahr verging. Andere Männer hatten andere Gedanken. Ihre Gedanken veränderten unmerklich die Gesetze Guinhans. Und, um eine lange und schmerzliche Zeit der Lesungen, Überlegungen und
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