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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts
Autoren: Hans Kneifel
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erschienen die Umrisse eines männlichen Gesichts voller Strenge und scharfer Falten.
    »Ist es der Lichtbote?« setzte sich ein Schrei durch die Menschenmenge fort.
    So schien es.
    Weder Luxon noch diejenigen, die mehr von der Magie verstanden als die einfachen Menschen, begriffen es ganz. Versuchte der Rafher-Deddeth, aus dem die Neue Flamme eigentlich bestand, die Zaketer zu überzeugen, indem er zum Mittel der List griff? Oder gebrauchte der wirkliche, wahre Lichtbote tatsächlich die Geister der Rafher als Mittelsleute? Aber da bildete sich, weithin deutlich und für jedermann auf dem Berg des Lichts zu sehen und zu erkennen, das grimmige Gesicht des Lichtboten. Und eine Stimme, lauter als das Knirschen und Donnern des Bebens, fuhr über die Siedlung dahin.
    » Ich, der Lichtbote, werde zu euch zurückkommen! Ich werde euch in den Wirren und den Kämpfen von ALLUMEDDON beistehen und dem Licht zum Sieg über die Mächte der Finsternis beistehen. «
    Der eiserne Klang der Stimme fuhr jedermann unter die Haut. Das Echo hallte lange nach, ehe der Lichtbote zu sprechen fortfuhr. Ein heiliger Schauder durchzuckte jeden, der die Botschaft hörte.
    » Aber davor habe ich noch einen langen Weg vor mir. Ich muß zur Welt des Kriegers Gorgan und zur Hexe Vanga. Aber ich schicke euch den Sohn des Kometen. Er wird mich würdig vertreten und handeln an meiner Stelle. «
    Das Gesicht flirrte und flackerte, veränderte unaufhörlich sein Aussehen und löste sich schließlich auf. Ruhig, wie immer, brannte die Neue Flamme.
    Dann glühte jenes Gebilde auf, das als »Himmelsstein« bezeichnet wurde, seit es mit dem ersten Beben zugleich aufgetaucht war und sich hier manifestiert hatte.
    Es sonderte einen überirdischen, flackernden Lichtschein ab. Aus einem gleißenden Loch in dessen Mitte trat eine menschliche Gestalt hervor und setzte seinen Fuß auf eines der flachen Dächer. Deutlich und gut sichtbar für jeden stand dort ein Mann…
    »Mythor!« entfuhr es Necron. Er preßte die Hand der Duine, ohne es zu merken.
    Die Stimme des Lichtboten schrie über den Krater und die Tempel hinweg:
    » Das ist Mythor, der Sohn des Kometen. Gehorcht seinen Befehlen, ihr Zaketer! «
    Mythor trat bis an den Rand des Daches. Seine Blicke schienen jeden einzelnen direkt zu treffen. In beiden Händen hielt er eine Art Rahmen, in dessen Halterungen und Verstrebungen kantige Kristalle funkelten und leuchteten. Necron klärte die Freunde auf.
    »Er trägt das Rotarium. Achtzehn Steinsplitter des DRAGOMAE sollen es sein.«
    Seit dem ersten Erdstoß war mehr als eine halbe Stunde vergangen! Jetzt schwebte wieder die leuchtende Qualle durch die Luft. Hoenna und Sigatai standen im Netzwerk der Tentakel und hielten je einen der Augen-Lichtsplitter aus den Augenhöhlen des Lichtboten-Standbilds ehrfurchtsvoll in ihren Händen. Die Qualle entließ sie auf dem Dach, auf dem Mythor stand. Luxon starrte Mythor an, als sähe er ihn zum erstenmal, und er vermochte nicht, die tausend Erinnerungen und die Gegenwart miteinander zu verbinden. Wortlos reichten die Herren des Lichts dem Sohn des Kometen die beiden Splitter; ebenso schweigend hantierte Mythor mit den Kristallen und fügte sie zu einem kugelartigen Riesenkristall aus zwanzig Flächen zusammen. Das Rotarium ließ er achtlos fallen.
    »Wie soll das enden?« keuchte qualvoll Yzinda auf. »Was bedeutet das alles?«
    Die Fremden begriffen langsam, daß diese Folge wunderbarer Ereignisse zumindest ihr Überleben gesichert hatten. Mythor hob das DRAGOMAE in die Höhe und rief:
    »Ich fürchte, daß ALLUMEDDON viel zu früh ausbricht. Grauenhaftes Kämpfen und Töten wird über die Welt kommen.«
    Während seiner letzten Worte erschütterte abermals ein wuchtiger Stoß den Berg. Aus allen Mauerfugen rieselte Staub. Die Zaketer begannen angstvoll zu schreien und in alle Richtungen davonzurennen. Tief unter ihren Füßen grollte, rumpelte und dröhnte der Berg. Rauchschwaden stiegen aus dem tief eingekerbten Schlund auf. Wieder schwankten die Bäume, abermals brachen Säulen knickend ein, und Balkone und Kanzeln sackten in riesigen Staubwolken von den Flanken der Mauern herunter und zerschellten mit gewaltigem Krachen auf dem Boden, der sich bewegte wie ein trügerisches Moor.
    Luxon schrie:
    »Es beginnt! Und der Lichtbote ist noch fern von Gorgan und von uns!«
    Hinter ihm erschienen Quaron und Aiquos, bleich und zu Tode erschreckt, aus der Menge.
    »Wir sind überzeugt, daß er kommen wird. Kämpft an
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