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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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offensichtlich gut kannte und außerdem Arvan bei seinem Weg in die Neufeste begleitet hatte. Nur so war es möglich gewesen, dass Arvan dem Verderber des Schicksals schlussendlich gegenüberstehen würde.
    Der Sturm drückte Rhomroor und Neldo gegen den Felsen. Selbst die Kraft eines Orks hätte jetzt nicht ausgereicht, um von dort fortzukommen. Gleichzeitig veränderte sich der Klang des Windes. In das anschwellende, heulende Tosen mischte sich nun etwas, das sich wie ein Chor von Stimmen anhörte. Hohe, tiefe, schrille und sehr dumpfe Stimmen, deren Zusammenklang immer dissonanter wurde.
    » Was ist das? « , rief Arvan, an Lirandil gewandt.
    » Windgeister « , sagte der Elb. » Dies ist kein gewöhnlicher Sturm! «
    » Aber ich fürchte, er wird uns auf ganz gewöhnliche Weise töten, wenn wir uns nicht besser schützen « , glaubte Zalea. Das Halblingmädchen blickte auf. Wie zur Bestätigung ihrer Worte fielen dicke Gesteinsbrocken von mehreren der Felsvorsprünge herab. Noch während des Falls wurden die leichteren von ihnen durch den Sturm aus ihrer Bahn gerissen, sodass sie Augenblicke später vollkommen unberechenbar aufschlugen. Manche dieser Brocken rissen Löcher in den Boden, andere zersprangen beim Aufprall auf die umliegenden Felsen.
    Aber die Windgeister waren es nicht, die Lirandil und Brogandas so plötzlich in der Ferne vernommen haben, erkannte Arvan schlagartig. Jedenfalls nicht allein. Da war noch etwas anderes … Etwas, das ich auch spüren konnte. Arvan fühlte einen tiefen Schauder, und er wusste auf einmal, dass das nicht das Geringste mit dem Sturm oder jenen unfassbaren Wesenheiten zu tun hatte, die dessen Kräfte entfesselt hatten. Nein, da war noch etwas anderes. Etwas Lebendiges. Etwas, das tief unter ihnen lauerte und dessen Geist zwar erst vor Kurzem erwacht sein mochte, aber trotzdem sicher nicht so einfach zu beeinflussen sein würde wie der Wille von Baumschafen oder Rankpflanzen. Und dieses Etwas unterschied sich auch deutlich von allem, was normalerweise an Getier unter der sandigen Oberfläche der Hornechsenwüste sein karges Zuhause haben mochte.
    Was war das?
    Arvan blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Er bemerkte in den Gesichtern von Brogandas und Lirandil ebenfalls einen Ausdruck von tiefer Ratlosigkeit, während Zalea und Borro einfach nur Angst hatten.
    Whuons Gesicht hingegen zeigte die gewohnte grimmige Entschlossenheit. Allerdings war dieser magische Geistersturm ein Feind, dem auch der Söldner nicht zu begegnen wusste.
    Und was Neldo und Rhomroor betraf, so hatte Arvan sie längst aus den Augen verloren. Es wurde so viel Staub aufgewirbelt, dass er sie nicht mehr sehen konnte. Er hoffte nur, dass sie sich weiterhin am nächsten Felsen festhielten und dort zu bleiben vermochten, bis dieser ganze Spuk endlich vorüber war.
    Der Chor der Windgeister schwoll nun zu ohrenbetäubender Lautstärke an. Arvan konnte kaum noch atmen, so viel Sand wurde aufgewirbelt. Ein graubrauner Schleier verdunkelte sogar den Himmel.
    Eine trichterförmige Windhose näherte sich jetzt direkt der Felsensäule. Sie ragte als dunkelbraune, sich immer schneller drehende Säule hoch in den Himmel und blieb dann tänzelnd stehen. Arvan blickte empor und sah schaudernd die unzähligen Gesichter, die sich in ihrem aufwärtsgerichteten Strudel aus emporgewirbeltem Sand bildeten. Münder bewegten sich, und der dissonante Chor wurde jetzt so schrill, dass sein Gesang die Ohren schmerzen ließ. Lirandil und Brogandas murmelten Formeln, um ihr empfindliches Gehör davor zu schützen.
    Die Windhose sog den Sand in sich hinein und schleuderte ihn empor. Immer höher bis hinauf in den wirbelnden Trichter, der hoch über ihnen allen schwebte und sich dabei immer weiter auszudehnen begann. Der Boden senkte sich. Noch mehr Wüstensand verschwand in dem tänzelnden, spitz zulaufenden Fuß dieses Trichters. Es erinnerte an einen riesenhaften valdanischen Kriegselefanten, der Wasser in seinen Rüssel saugte, um es anschließend zu saufen.
    Immer tiefer wurde das Loch.
    Etwas kroch aus dem sich absenkenden Sand hervor. Ein Wesen, das eine Mischung aus Reptil und Vogel zu sein schien. Der Körper wirkte reptilienhaft, war aber mit lederhäutigen Flügeln ausgestattet. Sowohl der Körper als auch der Rumpf waren zum Großteil von weißem Flaum bedeckt.
    Das Fauchen des Geschöpfs ging im Tosen des Sturms fast völlig unter. Es ruderte mit seinen Pranken und den Flügeln, um aus dem Sand
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