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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard
Autoren: Roman Rausch
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ein , « er hat es nicht so gemeint. Wir wissen sehr genau, dass wir keinen besseren Fürsprecher als dich für unsere Sache gewinnen konnten. Du kennst die Weißen besser als jeder andere. Wenn du es nicht schaffst, dann niemand.»
    «Erhofft euch nicht zu viel», entgegnete Ubunta und nahm somit die Entschuldigung an, «auch ich habe nur eine Stimme. Ich werde mein Bestes tun. Nun lasst mich allein, damit ich meiner eigentlichen Arbeit nachkommen kann.»
    Doch sie wollten nicht lockerlassen. «Ehrenwerte Manbo, kannst du uns nicht einen Zauber geben?»
    «Wofür?»
    «Um das Treffen in unserem Sinne positiv zu beeinflussen.»
    Ubunta dachte nach, was sie dazu brauchte und was sie nicht in ihrem Tempel, einem Zelt, das in der Nähe des Mains aufgebaut war, bevorratete. «Besorgt mir eine Kokosnusshälfte und einen Docht. Ferner einen Magneten, Jasmin- und Vanilleblüten, eine Flasche Kölnischwasser und, ganz wichtig, ein Schafhirn, je frischer, desto besser. Bringt mir das in den Ounfò, und ich will sehen, ob ich Ezili Freda damit gnädig stimmen kann.»
    Einer der beiden Männer notierte die Zutaten auf einen Zettel. «Wo sollen wir ein frisches Schafhirn herbekommen, Manbo? Wir sind hier nicht zu Hause.»
    «Lasst euch was einfallen. Ich kann nicht alles für euch übernehmen.»
    Sie ließ die beiden zurück und wandte sich an eine Frau, die soeben ihren Stand mit Tüchern und Schmuck drapierte. «Hast du Henry gesehen?»
    Die Frau verneinte.
    «Er soll sich bei mir melden.»
    Die Frau versprach, es auszurichten.
    Ubunta ging weiter. Sie hielt auf ein Zelt zu, in dem sie bereits von einer Gruppe Musiker erwartet wurde, die sie erwartungsvoll begrüßten. Einer brachte ihr unaufgefordert Tee.
    «Gute Nachrichten. Ihr habt drei Auftritte im August. In Nürnberg, München und am Chiemsee.»
    Die Männer brachen in Jubel aus.
    «Wie hast du das nur wieder geschafft, ehrenwerte Manbo?», fragte einer.
    5
    Pia hatte alle Proben ins Labor gebracht und die nötigen Analysen veranlasst. Die DNA-Analyse machte sie selbst. Sie wählte das Verfahren, das am besten geeignet war, die Verwandtschaft zwischen Personen nachzuweisen oder auszuschließen. Dabei wurden spezielle Bereiche der DNA untersucht, die keine Aussage über physische Merkmale einer Person trafen. Das Ergebnis der Analyse bestand aus Zahlenkombinationen, hinter denen sich die zwei möglichen Ausprägungen eines Gens, Allele genannt, verba r gen. Ein Allel jedes Gens erbte der Mensch von der Mutter und das andere vom Vater. Bei der Analyse wurde eine bestimmte Anzahl von Genorten unte r sucht und anschließend mit der Vergleichsprobe ve r glichen. Jeweils ein Allel aus den gewonnenen Allelpaaren musste in beiden Proben ü bereinstimmen, damit man zum Beispiel eine Vate r schaft nachweisen konnte.
    Das Ergebnis der Analyse nahm Pia mit in ihr B ü ro und heftete es in die Akte des toten Jungen. Ohne Vergleichsproben sagte diese Analyse jedoch nichts aus und brachte sie nicht weiter. Sie informierte Karl, dass sie für zwei Stunden außer Haus sein würde, und wollte gerade das Büro verlassen, als das Telefon klingelte. Sabine war dran.
    «Ich soll dir von Heinlein ausrichten, dass wir in de r V ermisstendatei keine Übereinstimmung gefunden haben. Ihr sollt unbedingt die DNA-Analyse m a chen.»
    «Schon geschehen», antwortete Pia. «Wieso vermisst niemand dieses Kind?»
    «Vielleicht sind die Eltern verreist», mutmaßte Sabine.
    Sie legten auf, und Pia blickte einige Zeit nachdenklich zum Fenster hinaus. Sabines Erklärungsversuch war eine Möglichkeit. Eltern konnten ihr Kind nicht vermissen, wenn sie nicht zu Hause waren. Es war j e doch nicht sehr wahrscheinlich, dass Eltern e i nen Zwölf- oder Dreizehnjährigen allein ließen. Außer sie taten es nicht freiwillig. Pia griff erneut zum Telefon und wählte Sabines Nummer.
    «Kannst du bitte noch etwas recherchieren? Ich h a be mir Folgendes überlegt. Was, wenn mit den E l tern oder einem Elternteil auch etwas geschehen ist? Kön n test du nachschauen, ob es in den letzten Tagen vermisste Erwachsene gab, die theoretisch die Eltern des Jungen sein könnten? Du weißt schon, erwachsene Schwarze zwischen Ende zwanzig und Mitte vie r zig.»
    Sabine versprach, sich darum zu kümmern und Bescheid zu geben, sobald sie ein Ergebnis hatte. Pia le g te auf, und erneut klingelte das Telefon. Sie fluchte leise. Wenn das so weiterging, würde sie zu spät kommen.
    «Ich bin es», meldete sich Kilian. «Schorsch und
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