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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard
Autoren: Roman Rausch
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Anerkennung für seinen Einsatz zu bekommen. «Keine Ausweispapiere. Den Burschen werden wir uns vorknöpfen.»
    «Sehr gut», pflichtete der Mann ihm bei, «dann kehrt wieder mehr Sicherheit in unserer Straße ein. Letzte Nacht ging ’ s hier wieder zu wie in Hamburg auf dem Bahnhof. Nur noch Gesocks.»
    Heinlein drängte seinen Gefangenen auf den Rücksitz und schloss die Tür. «Ich sag den Kollegen B e scheid, dass sie abends öfters mal vorbeischauen.»
    «Zeit wird ’ s. Nur noch Russen und Neger im Viertel.»
    Kilian hatte von dieser Diskussion die Nase voll. «Jetzt komm endlich. Ich kann das nicht mehr mit anhören», rief er aus dem Wagenfenster.
    Der Mann schaute verdutzt. «Was hat er denn?», fragte er Heinlein.
    «Der Kollege ist ein bisschen aufgeregt. Er wird bald Vater. »
    «Ach so.»
    Heinlein verabschiedete sich. «Wenn Sie weiterhin Probleme haben oder Ihnen etwas Verdächtiges auffällt, dann rufen Sie uns an. Sie wissen ja, Ihr Freund und Helfer.»
    Heinlein war bereits beim Einsteigen, doch der Mann l ieß nicht locker. Er kam an die Wagentür. «Letzte Nacht, da hat sich wieder ’ ne Bande Jugendlicher hier rumgetrieben. Sie wissen schon, Asylanten und Aussiedler. Haben die ganze Nachbarschaft ve r rückt gemacht mit ihrem Gegröle. Ich hab ihnen aber die Meinung gegeigt. Beim Adolf hätten die sich das nicht getraut, die Filzlaus. Der hätt kurzen Prozess mit dene gemacht.»
    «Jetzt fahr endlich los», mahnte Kilian, «bevor ich mich vergesse.»
    «Ja, ja», besänftigte ihn Heinlein und wandte sich wieder dem Mann zu: «Das ist halt die neue Politik bei uns in Deutschland. Multikulti. Da können wir kleinen Beamten nichts dagegen machen.»
    «Aber regelmäßig die Diäten erhöhen. Das kö n nen se.»
    Unbemerkt tauchte an seiner Seite eine Frau auf. Auch sie wollte einen Grund haben, um sich zu beschweren . « Man kann nachts nicht mehr ruhig schlafen. Nur noch Gewalt vor der Haustür.»
    «Schorsch, fahr jetzt», drängte Kilian, «bevor noch mehr kommen.»
    Heinlein hielt das für einen guten Rat. Außerdem war er seiner Pflicht nachgekommen, ein Ansprechpartner für die Bürger zu sein. «Wir müssen jetzt, leider. Es war interessant, mit Ihnen zu sprechen.»
    «Sie haben den Negerjungen fürchterlich verha u en», sagte die Frau, als Heinlein den Zündschlüssel umdrehte . « Fünf gegen einen. Der arme Junge.»
    7
    Dr. Jonathan Kingsley klopfte leise an und betrat nach dem gedämpften «Herein» das Zimmer von Dr. Heinrich Sibelius. Ihre Büros lagen auf dem gleichen Flur und waren als private Rückzugsräume gedacht. Heinrich Sibelius empfing seinen Gast am Fenster stehend.
    «Jonathan, komm herein.»
    Die beiden Männer gingen aufeinander zu und reichten sich die Hand. Sibelius legte seine freie Hand auf Kingsleys Oberarm und drückte diesen herzlich. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er Kingsley aufforderte, sich zu setzen. Ohne zu fragen, holte er zwei Cognacschwenker und goss für beide etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein.
    Kingsley lehnte sich entspannt zurück und wart e te, dass Sibelius ihm mitteilte, warum er ihn zu sich gerufen hatte. Heinrich Sibelius kam gleich zur Sache.
    «Ich will nicht lange drum herumreden, du weißt, dass ich kein sentimentaler Mensch bin. Ich hatte letzten Monat eine Untersuchung, und es wurde Krebs festgestellt. Im fortgeschrittenen Stadium.»
    Kingsleys Hand mit dem Cognac blieb auf halbem Weg in der Luft stehen, der Cognacschwenker leicht schwankend über seinem Knie.
    «Du weißt ja selbst, wie ungern wir Ärzte uns Kollegen anvertrauen. Ich habe mich zwar schon länger nicht wohlgefühlt, aber die Sache einfach immer wieder aufgeschoben. Schließlich hat Clara mich gezwu n gen.»
    Sibelius sah zu Boden.
    «Ich wünschte, sie hätte es nicht getan. Dann wäre ich einfach irgendwann umgekippt, und die Sache wäre vorbei gewesen.» Er zuckte mit den Schultern.
    «Aber es ist nun einmal anders gekommen, und deshalb habe ich noch Zeit, meine Angelegenheiten zu r e geln.»
    Kingsley hatte seine Fassung wiedergewonnen.
    «Heinrich, ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das tut. Wissen Max und Clara schon Bescheid?»
    «Clara weiß es. Max will ich es heute oder morgen mitteilen.»
    Einige Minuten saßen sie schweigend da, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Dann stand Kingsley auf. Mit dem Glas in der Hand ging er zum Fenster und sah hinaus. Als er sich zu Heinrich Sibelius umdrehte, glänzten seine Augen feucht.
    «Kann
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