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Der Baron und die widerspenstige Schöne

Der Baron und die widerspenstige Schöne

Titel: Der Baron und die widerspenstige Schöne
Autoren: Sarah Mallor
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„Und jegliches Gerede könnte deine Aussichten auf eine gute Partie vollständig ruinieren. Du sollst natürlich nicht lügen“, fügte sie hastig hinzu. „Das verlangen wir keineswegs. Lediglich sollst du ungefragt möglichst keine Informationen über deine Eltern preisgeben.“
    „Sollte ein Gentleman ernstes Interesse an dir zeigen, ist es natürlich erforderlich, ihn über dein Elternhaus aufzuklären“, bemerkte Lord Broxted. „Wenn er dir aufrichtig zugetan ist, wird es dann auch gewiss keinen Unterschied mehr für ihn machen.“
    Carlotta biss sich auf die Zunge, damit sie nicht damit herausplatzte, wie gleichgültig ihr die Meinung der anderen war. Sie wollte nicht undankbar wirken, wo sich doch ihre Tante und ihr Onkel im vergangenen Jahr ihr gegenüber so freundlich erwiesen hatten. Tief im Inneren wünschte sie, zu ihren Eltern zurückkehren zu können, doch die beiden waren überglücklich darüber gewesen, dass sich ihr die Chance bot, ein Mitglied der feinen Gesellschaft zu werden und eine gute Partie zu machen. Sie wollte sie nicht enttäuschen.
    Seit Mai lebte Carlotta mit Lord und Lady Broxted in deren Stadthaus in London. Zahlreiche Einkäufe und Besuche bei der Schneiderin hatten ihre Tage gefüllt, und nun stand ihr erster Ball kurz bevor. Sie wünschte, sie könnte sich mehr dafür begeistern, aber es gelang ihr nur mühsam, die tiefe Traurigkeit, die von ihr Besitz ergriffen hatte, zu überwinden. Obwohl fast ein Jahr seit ihrer letzten Begegnung verstrichen war, träumte sie immer noch jede Nacht von einem großen, attraktiven Mann mit funkelnden Augen. Nur ihr eiserner Wille vermochte, dass sie ihren Kummer vor Tante und Onkel hinter einem aufgesetzten Lächeln verbergen konnte.
    Lady Broxted tätschelte die Hand ihrer Nichte. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue, dich in die Gesellschaft einzuführen, Liebes. Broxted und ich waren untröstlich, dass uns das Glück eigener Kinder nicht vergönnt war, und so ist es eine doppelte Freude für uns, dich bei uns zu wissen.“ Tränen der Rührung standen in ihren Augen, und sie suchte nach ihrem Taschentuch.
    Lord Broxted zückte das seine und reichte es ihr. „Wir sind in der Tat froh, dich aufgenommen zu haben, Carlotta. Es ist das Mindeste, was ich für deine arme Mutter tun kann. Als unser Vater sie nach ihrer Heirat enterbte, war ich zutiefst erschüttert, aber mir waren die Hände gebunden. Leider haben wir im Laufe der Jahre den Kontakt verloren, doch nun liegt es, wie ich denke, in meiner Macht, dir zu dem Platz in der Gesellschaft zu verhelfen, der dir zusteht.“
    Ob solcher Freundlichkeit versiegte Carlottas Wut so schnell, wie sie gekommen war. Unwillkürlich umarmte sie ihre Tante.
    „Bitte, Tante, weine doch nicht. Wenn es euer Wunsch ist, werde ich selbstverständlich niemandem von meinen Eltern erzählen. Lass uns nach oben gehen. Du musst mir raten, welche meiner neuen Roben ich heute Abend tragen soll.“
    In dem Bemühen, die Gedanken ihrer Tante auf erfreulichere Dinge zu lenken, nahm Carlotta sie am Arm und geleitete sie in ihr Schlafgemach. Die Zofe brachte schnell die Ballkleider herbei. Lady Broxted verwarf sofort das rosa Kleid mit dem apfelgrünen Blättermuster. Sie behauptete, fast jede andere junge Dame würde gewiss Rosa tragen. Kurz schwebte ihre Hand über dem zitronengelben Satinkleid, bevor sie sich schließlich für das weiße Musselinkleid entschied.
    „Dieses Kleid ist perfekt für deinen ersten Ball“, meinte sie. „Es wird deinen dunklen Teint vorteilhaft betonen. Ich lasse dir von meiner Zofe das Haar frisieren. Wenn sie es gebürstet hat, wird es schimmern wie poliertes Ebenholz, und wir werden dir kleine weiße Rosenknospen in die Locken einflechten. Das wird zwar teuer werden, weil es noch sehr früh für Rosen ist, aber das Geld ist es wert. Und ein Anstecksträußchen lasse ich dir auch machen. Was sagst du dazu?“
    Carlotta konnte nicht verleugnen, dass sie bei dem Bild, das ihre Tante vor ihren Augen entstehen ließ, ein leichtes Kribbeln der Aufregung verspürte. In ihrer Kindheit in Rom hatte sie nicht einmal davon zu träumen gewagt, einmal in einem der größten Häuser am Berkeley Square zu wohnen und sich auf einen eleganten Ball vorzubereiten. Sie schenkte ihrer Tante ein Lächeln. „Ich werde wie eine Märchenprinzessin aussehen.“
    Lady Broxted gab der Zofe die Robe, dann umarmte sie Carlotta herzlich. „Das wirst du, Liebes“, meinte sie mit
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