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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie
Autoren: Robert Asprin
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Leib verlassen konnte. Danach verwahrloste das Haus, und immer wieder neue Besetzer nisteten sich ein. Schließlich war es sogar solchen zu heruntergekommen; da kaufte es Harran und zog mit zwei Göttinnen und einem Hund ein.
    »Wer ist an der Reihe, die Tür zu richten?« fragte Harran.
    Er war ein junger Mann, ungefähr achtzehn und dunkelhaarig - und all das fand er noch etwas merkwürdig, da er immerhin vor dreißig Jahren geboren und blond gewesen war. Seine Gefährtin war eine magere kleine Frau mit dunklem Wuschelkopf und Augen, aus denen eine Spur Wahnsinn sprach, was nicht überraschte, da sie umnachtet geboren war und ihr ein gesunder Geist ebenso neu war wie ihre Göttlichkeit. Sie standen momentan im ehemaligen Empfangssalon im Erdgeschoß, der jetzt als Schlafraum dienen mußte, da die oberen Stockwerke noch unbewohnbar waren. Beide waren dabei, in Kleidung von nicht gerade bester Qualität zu schlüpfen. »Mriga?« sagte Harran.
    »Was?« Sie blickte ihn abwesend an.
    »Wer ist an der Reihe, die Tür zu richten?... Schon gut, ich kümmere mich darum. Ich muß noch nicht gleich dort sein.«
    »Verzeih«, entschuldigte sich Mriga. »Wenn sie zornig ist, werde ich auch zornig. Ich habe immer Schwierigkeiten, klarzukommen, wo sie aufhört und ich anfange. Sie ist da draußen und will mit Blitzen um sich werfen.«
    »Ist das ungewöhnlich?« Harran griff nach einem abgetragenen Hemd und schüttelte es. Steinstaub wirbelte heraus.
    »Sollte es sein«, antwortete Mriga betrübt. Sie setzte sich auf eines ihrer Möbelstücke, ein großes Bett mit mehreren Schwertkerben im Holz. »Ich erinnere mich an die Zeit, als sie wirklich eine Göttin war. Ein Gedanke genügte, die beste Kleidung zu schaffen, alles, was sie nur essen wollte, ein Götterhaus zum Wohnen. Damals brauchte sie nicht zornig zu sein. Aber jetzt.« Sie blickte wehmütig zur Seite, wo ein altes Wandgemälde verblassend moderte. Es stellte Ils und Shipri dar, wie sie die erste Ernte aus dem Nichts erschufen. Überall war ein Überfluß an Getreide und Blumen und Früchten, aus Kannen schwappte Wein, und Nymphen in hauchfeinen Gewändern tanzten. Das Holz, auf das das Gemälde gemalt war, hatte sich verzogen, und Shipri hatte Wurmlöcher an peinlichen Stellen.
    Harran ließ sich kurz neben ihr nieder. »Tut es dir leid?«
    Mriga blickte ihn aus großen haselnußbraunen Augen an. »Ich? Oder sie und ich?«
    »Sowohl als auch.«
    Mriga streckte eine Hand aus und strich sanft über Harrans Wange. »Du? Niemals. Ich würde hundertmal eine Göttin werden und es wieder aufgeben, um hier zu sein, wo ich jetzt bin. Aber Siveni...«
    Sie sprach nicht weiter. Sie hatte keine Antwort für Harran, die er gern hören würde. Vielleicht wußte er es. »Wir schaffen es schon«, sagte er. »Es wäre nicht das erstemal, daß Götter ein sterbliches Dasein überlebten.«
    »Ja«, murmelte Mriga. »Aber so hatte sie es nicht geplant.«
    Sie blickte auf den Sonnenstrahl, der sich langsam über den kahlen Fußboden auf ihr anderes Möbelstück zu bewegte, einen Tisch aus hellem Holz, von dem ein Bein kürzer war als die anderen drei. »Zeit zu gehen, Schatz. Essen wir heute zusammen?«
    »Sie hat gesagt, sie weiß nicht, ob sie es rechtzeitig schafft -irgendwas an der Mauer könnte sie aufhalten. Eine Art Bogen, wenn ich es recht verstanden habe.«
    »Dann sollten wir ihr etwas bringen.«
    »Vorausgesetzt, daß ich bezahlt werde.«
    »Du solltest sie mit einem Blitz erschlagen, wenn sie es nicht tun.«
    »Für Blitze ist Siveni zuständig.«
    »Ich wollte, es wäre noch so.« Mriga gab Harran rasch einen Kuß und ging. Er stand auf und suchte nach einer Haspe, damit er die Tür wieder einhängen konnte.
    Mriga ließ sich Zeit auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstätte. Sie bewegte sich mit der unbewußten Vorsicht einer Stadtbewohnerin durch die Straßen. Es war ein aufregendes Jahr für sie alle gewesen - ganz besonders aber für sie. An einem Tag war Mriga noch eine Geistesschwache gewesen -Harrans Bettwärmerin und Hausmagd, zu nichts anderem von Nutzen als Messerschärfen und geistlosem Sex. Am nächsten war sie bei klarem Verstand und göttlich gewesen - erfaßt von den Nachwirkungen des Zaubers, den Harran gewirkt hatte, um Siveni aus dem entrückten Himmel zurückzuholen, in den sie und die anderen ilsigischen Götter sich zurückgezogen hatten. [1] Harran war einer von Sivenis Priestern gewesen, einer der Heilerdiener der göttlichen Schirmherrin der Handwerker und
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