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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie
Autoren: Robert Asprin
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Molin. Die Vision, wie es sein würde, wenn alles gutging - Schutz vor Feinden, vor dem Reich, Macht für ihn selbst und für jene, mit denen er bereit war, sie zu teilen - diese Vision vermochte kaum die mörderische Arbeit aufzuwiegen. Er nahm Hilfe, wo er sie finden konnte und hatte keine Bedenken, sie bis zum äußersten auszunutzen.
    Er hatte auch an jenem Morgen vor einigen Monaten keine Bedenken gehabt, als der erste Abschnitt Quader an der Südseite gelegt wurde, und es Schwierigkeiten mit dem Fundament gegeben hatte, das zu tief und zu uneben ausgehoben worden war. Die Pläne waren auf einem Block unbehauenen Granits aus dem Norden ausgebreitet, und er hatte mit seinen Bauleitern in jenem sanften Ton gesprochen, der ihnen unmißverständlich sagte, daß sie ganz schnell tot sein würden, wenn sie die Dinge nicht umgehend ins Lot brächten. Und mitten in dieser bedrohlich ruhigen Maßregelung war er sich bewußt geworden, daß jemand über seine Schulter blickte. Dieser Jemand schnaufte verächtlich. Dann stieß ein schlanker Arm zwischen seiner Schulter und dem Architekten vor, und eine Frauenstimme sagte: »Das hier habt ihr nicht bedacht. Der Untergrund wird sich auf der ganzen Länge dieser Erhebung setzen. Daß ihr mit der Nivellierung davon ausgegangen seid, hat eure sämtlichen anderen Berechnungen über den Haufen geworfen. Mit genügend Zement könnt ihr es jedoch noch ausgleichen. Aber nicht, wenn ihr bloß herumsteht und Maulaffen feilhaltet. Wenn der Untergrund austrocknet, wird der Zement einer ganzen Stadt darauf nicht halten. Und achtet darauf, daß ihr genug Sand verwendet.«
    Er hatte sich umgedreht, um das Lächerliche, das Lachhafte zu sehen. Es war eine große junge Frau, gewiß nicht älter als fünfundzwanzig, mit klaren, kühlen Zügen und langem schwarzen Haar, und sie trug ein ganz und gar ungewöhnlich drapiertes Linnengewand und ein achtlos darüber geworfenes Ziegenfell. Er betrachtete sie verärgert und erstaunt, aber sie ignorierte ihn - was ebenfalls lachhaft war: Niemand ignorierte ihn! Sie blickte auf die Pläne, als wären sie mit einem Stock in Schlamm gezeichnet. »Wer hat diesen idiotischen Steinhaufen entworfen?« fragte sie. »Er wird einbrechen, sobald sich die erste Armee dagegenwirft.«
    Das Gesicht von Molins Oberarchitekten glühte, und er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, als ihn seine Gicht zu plagen begann. Molin blickte auf die grauäugige Frau und fragte im gleichen bedrohlich sanften Ton, in dem er zu den Baumeistern gesprochen hatte: »Könnt Ihr es besser machen?«
    Die Frau zog die Brauen im verächtlichsten Ausdruck hoch, den er je gesehen hatte. »Natürlich.«
    »Wenn nicht«, sagte er, »werdet Ihr erleben, was passiert!«
    Sie bedachte ihn mit amüsiertem Blick, der keinen Zweifel offenließ, was sie von seiner Drohung hielt. »Pergament, bitte«, verlangte sie und wischte die Pläne vom Block. Dann setzte sie sich auf den Block wie eine Königin und wartete auf die Schreibutensilien. »Und sorgt sofort für den Zement, ehe der Boden trocknet. Soviel von eurer Mauer werde ich lassen. Ihr.« Sie deutete auf einen Baumeister. »Schickt jemanden zum größten Glasmacher in der Stadt und kauft den ganzen Ausschuß, den er hat.«
    »Ausschuß?«
    »Glasscherben. Zermalmt sie. Sie kommen in den Beton. Wozu?! Wollt Ihr, daß Ratten und Kaninchen sich unter der Mauer durchgraben? Daß Löcher bleiben, durch die Säure oder Schlimmeres gegossen werden kann? Na also!«
    Der Baumeister blickte Molin um Erlaubnis heischend an, dann eilte er davon. Molin wollte etwas zu der Frau sagen, aber man hatte inzwischen Pergament und Silberstift gebracht, und sie zeichnete bereits mit erstaunlicher Schnelligkeit auf der glatten Seite gerade Linien ohne Lineal und perfekte Kurven ohne Hilfsmittel. Es kostete ihn Mühe, den Spott in seiner Stimme aufrecht zu halten, als er fragte: »Und wer seid Ihr?«
    »Ihr dürft mich Siveni nennen«, antwortete sie, ohne aufzublicken, als wäre sie eine Königin, die einem Bettler einen Gefallen erweist. »Seht her. Diese Zwischenmauer war völlig falsch, sie hätte nie Zinnen tragen können. Und natürlich wollt Ihr an bestimmten Stellen Zinnen haben.«
    Da ersuchte er sie höflich, leise zu reden. Zinnen waren vom Reich verboten, außer in ganz besonderen Umständen, und natürlich hatte er sie geplant. Allerdings wollte er sie nicht sofort bauen, solange es wichtig war, nicht den Anschein zu erwecken, daß man
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