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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code
Autoren: Uwe Schomburg
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durchwühlten Schatzjäger den Boden und verschleppten die Funde in die großen Museen der Welt. Archäologie war dabei keine Wissenschaft, sondern ein wildes Buddeln und Plündern von Abenteurern, die mit ihren Schätzen Reichtum und Anerkennung in der Heimat suchten.
    Dabei tauchten viel zu viele der archäologischen Funde im Britischen Museum und im Louvre auf. Das Deutsche Reich wollte mit seinen Museen nicht nachstehen und förderte insbesondere die Grabungen in Assur und Babylon. Aber mittlerweile verhinderte der Krieg den Abtransport der ausgegrabenen Schätze. Robert Koldewey und seine Expedition gruben seit siebzehn Jahren in Babylon, ohne Pause, Sommer wie Winter, und die Funde stapelten sich im Schatzhaus.
    Es war an der Zeit, die Zelte abzubrechen. Trotz der Niederlage der Briten bei Kutal-Amara, dachte Steiner. Mesopotamien war eine der vernachlässigten Provinzen des Osmanischen Reiches, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das Blatt wenden würde. Ägypten war faktisch britische Provinz, und T. E. Lawrence hetzte die arabischen Fürsten erfolgreich auf. Es gab zu viele Überraschungen in der osmanischen Politik, und Bagdad war zu weit weg von Istanbul, um auf Dauer wirksam verteidigt zu werden.
    Er und Albert Krüger hatten einen Plan entwickelt, der ihr Überleben sichern sollte. Sie wollten sich absetzen, bevor die für sie bestimmten Kugeln die Gewehrläufe verließen.
    Sie bestiegen das Kasr von Nordosten her und betraten die Überreste der breiten Straße, die zum Ishtar-Tor führte.
    Nichts war von der einstigen Pracht erhalten geblieben. Keine erhabenen Säulen wie in Griechenland, keine Tempelreste wie in Ägypten oder Persien, sondern nur Lehmziegel, gebrannt, ungebrannt, mit Schilf vermengt, gelegentlich mit Erdpech isoliert.
    An manchen Stellen war noch der mit Asphalt übergossene Ziegelbelag zu sehen, der als Untergrund für die monumentale Quaderpflasterung gedient hatte. Jeder der Quader trug auf der Seitenfläche eine Inschrift, die auf den Erbauer Nebukadnezar II. hinwies, unter dessen Herrschaft Babylon nach einer Phase des Niedergangs erneut zu einem der mächtigsten Reiche jener Zeit geworden war.
    Marduk, Herr, schenke ewiges Leben,
lautete die Schlussformel auf jedem der Quader.
    Sie marschierten weiter; rechts von ihnen lagen die Überreste des äußeren Palasts und der Nordzitadelle. Nachdem sie einen kleineren Schutthügel erklommen hatten, waren sie in unmittelbarer Nähe der Stelle, wo das Ishtar-Tor ausgegraben worden war.
    Der Platz glich einer Kraterlandschaft. Die Ausgrabungen hatten über zwanzig Meter in die Tiefe geführt. Vom Tor war allerdings nichts zu sehen, weil alle Ziegel ordentlich durchnummeriert und zum Schatzhaus abtransportiert worden waren. Rechts von ihnen lagen die Reste des ausgegrabenen Königspalasts, begrenzt durch die nördliche innere Stadtmauer.
    Babylon war in seiner Blütezeit eine Festung mit Doppelmauern gewesen. Die Stärke der äußeren Mauer hatte fast acht Meter betragen, und in einem Abstand von zwölf Metern hatte eine gut sechs Meter starke innere Mauer weiteren Schutz geboten. Alle 44 Meter hatten beidseitig vorspringende Türme die Stadtmauer verstärkt. Mit über zehn Metern Höhe galten die Befestigungsanlagen im Altertum als unbezwingbar, zwei Streitwagen hatten auf deren Krone nebeneinander herfahren können.
    Trotzdem war Babylon zerstört worden, verraten von den Tempelpriestern des Gottes Marduk, die persischen Truppen die Tore geöffnet hatten.
    »Sie kommen.«
    Albert Krüger sah sie zuerst.
    Schatten in der Dämmerung.
    Steiner starrte in die Richtung, in die Krüger wies. Zunächst sah er nichts zwischen den Schutthügeln, die Koldewey, von der Ausbildung her Architekt, mit seinen 250 Arbeitern selbst im unmenschlich heißen Sommer Tag für Tag auftürmte. Schilf und Lehm. Hier gab es seit Anbeginn der Zeit nichts anderes zum Bauen. Keine Steine, kein Metall, kaum Holz.
    Die Schienen der Kleinbahn wanden sich als schwarze Schlangen um die Abraumhalden oder verschwanden in den Ausgrabungssenken. Eine Gestalt huschte von einer Lore weg zum nächsten Schutthügel.
    Steiner gab Krüger einen Stoß in den Rücken und kletterte von seiner erhöhten Position hinunter auf die Ausgrabungsebene. Er stellte sich in die Mitte der freigelegten Fläche, während Krüger am Fuße des Hügels wartete.
    Die Dämmerung senkte sich nun rasch über die Ausgrabungsstätten. In wenigen Minuten würde es stockdunkel sein.
    Plötzlich
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