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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code
Autoren: Uwe Schomburg
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den Boden ab. Dann scharrte er mit dem rechten Fuß im Sand, stampfte mehrfach auf.
    Es klang dumpf.
    Holz, dachte Steiner.
    »Wir haben es hier vergraben«, flüsterte Abdullah verschwörerisch und gab Kamal ein Zeichen. Der reichte Abdullah seine Fackel und scharrte mit den Händen im Sand, bis Holzbohlen sichtbar wurden. Kamal zog die Bohlen zur Seite und legte ein Loch von einem Meter im Quadrat frei.
    »Wir haben ein Grab gefunden, das nicht leer war.« Abdullah grinste breit.
    »Ich glaube es nicht«, knurrte Steiner. »Wo? Hier?«
    »Nein. Beim Tempel, der von den Ausgräbern auf den Plänen mit ›EP‹ bezeichnet wird. Aber wir haben die Fundstücke hier versteckt.«
    Mit einem Schlag pochte das Adrenalin in Steiners Adern. Sollte da tatsächlich zum Schluss noch etwas mitzunehmen sein, das so etwas wie die Krönung seiner eigenen Grabräuberkarriere darstellen würde?
    Babylon wurde seit Jahrtausenden geplündert. Allen war bekannt, wo die Ruinen lagen. Und Koldewey hatte in den vielen Jahren nur etwa die Hälfte der Fläche ausgraben können. Es gab noch Tausende von Stellen, wo etwas gefunden werden konnte, dachte Steiner. Insbesondere dort, wo das hohe Grundwasser bisher das Graben verhindert hatte.
    Kamal verschwand im Loch. Abdullah reichte die Fackeln und Waffen hinunter, dann krochen sie Kamal hinterher.
    Sie gelangten in ein niedriges, aus gebrannten Lehmziegeln gemauertes Gewölbe. Die Luft war trocken und klar. Kein Modergeruch, stellte Steiner zufrieden fest. Beste Lagerbedingungen.
    Abdullah führte sie in die hintere rechte Ecke und blieb stehen. Auf sein Zeichen hin bückte sich Kamal und griff nach einem Stück Stoff.
    Wüstensand rieselte, dann zog Kamal das Stück Stoff zur Seite.
    »Mein Gott!«, stieß Steiner aus. Er fiel auf die Knie und griff nach den Gegenständen.
    Da waren Tierfiguren aus Gold, klein und filigran gearbeitet, manche nur wenige Zentimeter groß. Und Schmuckstücke mit Lapislazuli-Einlagen, Männer-und Frauengestalten, Rollsiegel mit feiner Gravur, Opferschalen aus getriebenem Gold. Steiner sah Schmuck aus Korallen, Saphiren und Elfenbein, Ketten mit Perlen, Götter-und Weihestatuetten in verschiedenen Größen und einen bronzenen Gründungsnagel in Form einer Figur, die das erste Material zum Bau eines Tempels herantrug.
    »Unglaublich, unfassbar.«
    Seine Hände glitten wie verzaubert über die Gegenstände, fingerten an Golddraht und Nieten, strichen über Lötverbindungen. Neben dem Schmuck lagen dreizehn Keilschrifttafeln und drei graubraune Knochen, die Steiner zur Seite schob.
    Sein ganzes Nervensystem schien sich in den Fingerkuppen zu bündeln. Das getriebene Gold reizte die Nervenenden und sandte Glücksgefühle in jede Faser seines Körpers. Er streichelte den Schmuck und ächzte wohlig, als sei er im Himmelreich angekommen.
    Dann, nach einer kleinen Ewigkeit, riss sich seine rechte Hand los und wühlte neben den Kostbarkeiten im Sand. War da noch mehr?
    »Das ist alles«, sagte Abdullah gelassen, aber mit einem herablassenden Knurren in der Stimme.
    Steiner ruckte mit dem Kopf herum, als habe er das Zischen einer Wüstenviper gehört. Sein Blick fand die Augen Krügers, der seine Fackel fallen ließ.
    Kamal hielt in beiden Händen Fackeln. Dieser Fehler kostete ihn das Leben. Ein schmaler, dunkler Gegenstand, etwa so dick wie ein Schilfrohr, raste auf seine Brust zu.
    Der geschwärzte Ringdolch in Krügers Faust, der nichts anderes als ein großer Zimmermannsnagel mit einer Öse am Ende war, bohrte sich direkt neben Kamals Brustbein in den Körper und durchstieß das Herz.
    Kamal ächzte, und Abdullahs Nackenhaare stellten sich auf. Er riss das Gewehr hoch.
    Er hatte die Drehung zur Hälfte vollendet, da wuchs hinter ihm ein Schatten in die Höhe, und Steiners linker Arm legte sich um seinem Hals, riss ihn nach hinten.
    Abdullahs Zeigefinger rutschte vom Abzug.
    Krügers Gesicht vor ihm war verzerrt, eine Mischung aus Gier, Hass, Mordlust und Irrsinn. Die Fratze schoss auf ihn zu, und Abdullah durchzuckte ein bohrender Schmerz.
    Der Ringdolch fraß sich in sein nächstes Opfer.

Zweites Buch
DIE RÜCKKEHR
    Ihr Denken und Tun ist nun einmal böse von Jugend auf.
    Genesis

Kapitel 2
    Vatikan
Ende Mai 2005
Nacht von Dienstag auf Mittwoch
    Zuerst sah er den Krummstab. Er dachte sofort an einen Baculus pastoralis. Aber dieser war anders. Er war schlicht, ohne den glänzenden goldenen Überzug, ohne Elfenbeinschnitzereien und ohne den typischen Schneckenkopf des
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