Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
definieren.«
    Ixon Myrex sah sein Gegenüber finster an. »Das Wohlergehen von Tranque ist gar nicht so schwer zu definieren«, sagte er. »Alles was wir brauchen, ist genügend Nahrung und den gebührenden Respekt für diejenigen Einrichtungen, die weise Männer in der Vergangenheit geschaffen haben.«
    Semm Voiderveg sah über die Köpfe der Anwesenden hinweg und sagte gestelzt: »Heute abend kam es zu einem erschreckenden Vorfall, den ein Mann auslöste, der eigentlich besser wissen müßte, wie man sich zu verhalten hat. Es ist mir einfach unmöglich nachzuvollziehen, wie jemand dem Glauben verhaftet sein kann, in derart hochmütiger Weise eine Entscheidung zu fällen, die dem Wohlergehen ganz Tranques schaden kann.«
    Das konnte Sklar Hast natürlich nicht kommentarlos hinnehmen. Er lachte sarkastisch und erwiderte: »Was deinen Glauben angeht, so verstehe ich ihn jedenfalls gut genug. Wenn König Krakon nicht da wäre, müßtest du arbeiten wie jeder andere. Du hast dir ein Pöstchen verschafft und kannst nicht riskieren, daß sich hier irgend etwas verändert; deswegen kann es dir auch egal sein, wie oft wir den Rücken krumm machen und uns demütigen lassen müssen.«
    »Den Rücken krumm machen? Wer muß das denn? Und Demütigungen hinnehmen? Du wagst es, diesen Begriff in Zusammenhang mit mir, Schiedsmann Myrex oder Signalmeister Rohan zu gebrauchen? Ich versichere dir, daß sich keiner von uns gedemütigt fühlt, und ich bin der festen Ansicht, daß die beiden meine Feststellung nur unterstreichen können!«
    Sklar Hast grinste. »Es gibt ein Sprichwort, das alles ausdrückt, was ich darauf entgegnen möchte: Wenn dir der Schuh paßt, zieh ihn dir an!«
    Zander Rohan schrie plötzlich: »Das ist der Gipfel! Sklar Hast, du entehrst deine Zunft und deinen Ruf! Ich habe leider keinen Einfluß darauf, die Privilegien, die dir durch deine Geburt verliehen wurden, rückgängig zu machen, aber glücklicherweise bin ich Zunftmeister! Ich versichere dir, daß deine Karriere als Signalgeber beendet ist!«
    »Pah«, sagte Sklar Hast näselnd. »Und aus welchen Gründen?«
    »Wegen charakterlicher Verworfenheit!« brüllte Zander Rohan. »Das steht in den Satzungen unseres Berufsbildes, wie du wissen dürftest!«
    Sklar Hast musterte Zander Rohan mit einem langen, prüfenden Blick. Dann seufzte er und fällte eine Entscheidung.
    »In unserem Berufsbild steht ebenso, daß man nur so lange Zunftmeister sein kann, solange man von niemandem an Können überflügelt wird. Ich stelle hiermit nicht nur dein Recht in Frage, Urteile über deine Untergebenen abzugeben, sondern ebenso deinen Rang als Zunftmeister.«
    Man hätte in diesem Moment eine Stecknadel fallen hören können. Mit brüchiger Stimme fragte Zander Rohan: »Du glaubst also, du könntest mich überflügeln?«
    »Zu jeder Zeit; bei Tag und bei Nacht.«
    »Und warum triffst du diese prahlerische Feststellung erst jetzt?«
    »Wenn du die Wahrheit unbedingt erfahren willst: Ich wollte dich nicht demütigen.«
    Zander Rohan knallte beide Fäuste auf die Tischplatte. »Na schön. Wir werden ja sehen, wer von uns gedemütigt wird. Komm, wir gehen zum Turm!«
    Sklar Hast zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Hast du es so eilig?«
    »Du hast gesagt, du seist dazu bereit; bei Tag und bei Nacht.«
    »Wie du willst. Wer wird unseren Wettkampf überwachen?«
    »Schiedsmann Myrex natürlich. Wer noch?«
    »Schiedsmann Myrex wird genügen, vorausgesetzt, wir haben genügend Leute, die die Zeit messen und die Fehler notieren.«
    »Ich empfehle Semm Voiderveg, denn er liest mit außerordentlicher Gewandtheit.«
    Sklar Hast deutete auf einige andere Anwesende, Personen, von denen er wußte, daß sie über gute Augen verfügten und ausgezeichnete Signalzeichenleser waren. »Rubal Gallager – Freiherz Noe – Herlinger Showalter. Ich empfehle diese drei, um Fehler zu notieren.«
    Zander Rohan erhob keinen Einwand; daraufhin erhoben sich sämtliche Anwesenden und marschierten zum Turm hinaus.
    Der Raum unterhalb des Turms war von einem Zaun aus Weidengeflecht umgeben, den man mit Unterbodenhaut abgedichtet hatte. Auf der untersten Ebene befand sich ein Schuppen mit Übungsmaschinen, auf der zweiten lag das Lager, in dem Signaltücher für Ersatzzwecke, Öl für die Lampen, Verbindungsleinen und Aufzeichnungen aufbewahrt wurden. Die dritte und vierte Ebene beherbergten die Unterkünfte der Lehrlinge, Signalassistenten vom Dienst und der für die Gerüstwartung zuständigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher