Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
Ketzerei! Hast du unserem Glauben abgeschworen? König Krakon hat hierüber allein zu Gericht zu sitzen, also überlaß ihm das Urteil! Damit fertig zu werden, ist allein sein Recht!«
    »Und in der Zwischenzeit zerreißt dieses Vieh unser Netz, nicht wahr? Schau!« Sklar Hast deutete über das Wasser nach Thrasneck hinüber, dessen Signalturm gerade eine Nachricht übermittelte: »König … Krakon … ist … nirgendwo … zu … finden.«
    Semm Voiderveg nickte steif. »Ich werde alle Fürbitter verständigen, damit sie mir bei der Suche nach König Krakon behilflich sind.«
    »Behilflich? Wie denn? Indem ihr über euren Köpfen Laternen schwenkt?«
    »Sorge du dich nur um die Signalgebung«, sagte Semm Voiderveg mit der kältesten Stimme, zu der er fähig war. »König Krakon geht allein die Fürbitter etwas an.«
    Sklar Hast wandte sich von ihm ab, schleuderte den zweiten Knüppel und traf das Ungeheuer am Maul, woraufhin es ein wütendes Zischen ausstieß, mit den Schaufeln um sich schlug und das Netz zerriß, das nun in der Lagune versank. Dann verharrte der Fisch. Er war etwa fünf Meter lang.
    »Sieh, was du jetzt angerichtet hast!« heulte Semm Voiderveg aufgebracht. »Bist du nun zufrieden? Jetzt ist das Netz kaputt, daran gibt es nichts zu deuteln.«
    Alle wandten sich nun um, um den Krakon im Auge zu behalten, der nun seine Schaufeln schwang und das Wasser durchpflügte. Er wirkte wie die Karikatur eines Menschen, der sich im Brustschwimmen übte. Das Sternenlicht tanzte und hüpfte über dem aufgewühlten Wasser und zeigte deutlich an, wo sich der Krakon aufhielt. Sklar Hast stieß einen lauten Wutschrei aus, denn jetzt wurde ihm klar, daß das Vieh sich genau auf jene Schwammpfähle zubewegte, zwischen denen erst kürzlich noch König Krakon selbst gewildert hatte. Seine eigenen! Er rannte auf sein Boot zu und ruderte zu seiner Plattform hinüber. Der Krakon hatte bereits seine Fühler ausgestreckt und tastete die Pfähle ab. Sklar Hast suchte nach einem Gegenstand, der ihm als Waffe dienlich sein konnte, aber es gab nichts, das sich ihm anbot. Alles, was er fand, waren ein paar Schmuckartikel aus Menschenknochen, ein hölzerner Eimer und eine aus Fasern gewebte Matte.
    Gegen seine Hütte gelehnt stand ein Bootshaken, dessen Griff beinahe drei Meter lang und aus einem sorgfältig geradegebogenen, enthäuteten und getrockneten Pflanzenstengel hergestellt worden war. Seine Spitze bildete eine hakenförmig bearbeitete menschliche Rippe. Er nahm ihn an sich und hörte im gleichen Augenblick die von der Hauptplattform herüberdringende Stimme Semm Voidervegs schreien: »Sklar Hast! Was hast du vor?«
    Sklar Hast schenkte ihm keine Beachtung, sondern rannte auf den Rand seiner Plattform zu und drosch unter Aufbietung aller Kraft auf den Turm des Krakons ein. Das Biest wehrte sich mit einem heftigen Schlag eines Fühlers. Der Bootshaken prallte ab. Sklar Hast packte ihn erneut und konzentrierte seine Körperkraft auf die verwundbarste Stelle des Tieres: die weiche Fläche der Fühlerenden gleich über dem Maul. Hinter sich hörte er Semm Voiderveg zu einem brüllenden Protestgeschrei ansetzen: »Unter keinen Umständen darfst du das tun! Aufhören! Aufhören!«
    Der Krakon zuckte unter dem ersten Schlag zusammen und drehte seinen massiven Turmkopf, um Sklar Hast anzustarren. Dann hob er eine seiner Vorderschaufeln und schlug aus. Er verfehlte Sklar Hast, der reaktionsschnell zurückgesprungen war, nur um wenige Zentimeter. Auf der Hauptplattform schrie Semm Voiderveg wie am Spieß: »Einen Krakon darf man unter keinen Umständen belästigen! Das ist eine Sache, die ganz allein dem König gebührt! Und dessen Autorität müssen wir respektieren!«
    Als der Krakon seine Mahlzeit fortsetzte, schaute Sklar Hast ihm mit zunehmender Besorgnis zu. Als wollte das Tier ihn für seine Behinderung strafen, trieb es ganz nahe an die Pfähle heran, bearbeitete sie mit seinen Schaufeln und – da sie lediglich aus fiberummantelten Pflanzenstengeln bestanden – zerbrach sie. Sklar Hast stöhnte auf. »Genau das hast du auch verdient!« schrie Semm Voiderveg mit sich überschlagender Stimme zu ihm hinüber. »Du hast dich in die Rechte von König Krakon eingemischt. Jetzt sind deine Schwammpfähle zerbrochen. Das ist die ausgleichende Gerechtigkeit!«
    »Gerechtigkeit?« brüllte Sklar Hast. »Ich pfeife darauf! Wo ist er denn jetzt, dein feiner König Krakon, dieses gefräßige Monstrum, das wir ständig füttern? Wo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher