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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich die Hand)
Ein Wunsch bedrängt mich.
Coruña
Sprecht!
Noch schenkt die Dämmerung ein wenig Zeit.
Jan
Im Kerker, in den grauenvollen Tagen,
das Leben zwischen feuchten Mauern zu verrennen,
fand in den letzten Stunden ich die Kraft,
dem Volke, dem ich opfre, meinen Wunsch,
mein Testament zu schreiben. Dieser Brief (zieht ihn aus der Hose)
nimmt Abschied von der Heimat, von den Freunden.
Leutnant, nehmt den letzten Willen
des Ketzers Jan an Euch, denn Euer Sinn
hat mir die nahe Bruderschaft gezeigt,
die meine Tat mit Eurem Wollen bindet.
Nehmt diesen Brief, mein letztes Wort, und
habt die Güte, Flanderns Volk mit ihm
nach meinem Tode zu beschenken.
Ehrt das Vertrauen, das ich in Euch setze.
Coruña
(nimmt den Brief, fest)
Die Ehre als Soldat verpflichtet mich, den
Wunsch Euch zu erfüllen, doch mein Herz
wird mit Begeisterung die Botschaft in
die Hand der Flamen tragen. Sie ist heilig.
Jan
Dank Euch, Coruña.
Coruña
Meine Pflicht drängt mich!
Der Morgen dämmert, wenn die Sonne steigt – (stockt)
O Held von Flandern, heute fluche ich voll
Haß, daß ich ein Spanier bin!
Jan
Tut Eure
Pflicht, auch sie ist Heiligtum des Menschen.
Nie ließ ich mich behindern, meine Pflicht
durch Lebensweichheit zu verzögern, ja, die
holde Schwester, die im Grab ich wähnte,
und die des Schicksals güt'ge Hand
mir wiederschenkte, trat ich in
den Staub, weil sie den Altar meiner Seele
nicht verstand – die Pflichterfüllung!
Coruña
Euch steht ein Wunsch zu.
Jan
Ihr tragt
den einzigsten im Gürtel – meinen Brief.
Coruña
Er ist privat, vor dem Gesetz steht Euch
ein letzter Wille frei.
Jan
Schenkt mir als letzte
Güte wenige Minuten der Besinnung.
Coruña
Ihr seid bescheiden, weil Ihr edel seid.
(Jan blickt sich langsam um)
Jan
Das ist die Welt! Gemäuer, Sand und Moos!
Wenn unsres Schicksals unergründliches Gesetz
uns gleich der Zauberfee des silberhellen Märchens
ein Lächeln schenkt, dann wiegt ein grüner Zweig
auch über den umgrenzten Mauern unseres Lebens,
wie hier der Baum mir einen Schimmer schwachen
Lebens der mir verschloßnen Erde deutet. Ja,
wie ein Graben Wasser um ein wehrhaftes
Kastell, umzieht Gemäuer unsere Daseinsqual,
beengt die Brust, behindert unsren angeborenen
und wilden Drang ins Weite, knebelt unsren
Geist und läßt ihn trauern in dem Allgemeinen!
(steigert sich immer mehr)
Nein! Höher, edler ist die Welt, zwingt sie
der Wille, sich das Leben zu gestalten.
Was kann des Mannes Seele höher adeln
als Kampf um Heimat, die Despoten
zum Spielball ihrer Irrsinnslaune treten?!
Was hebt ihn höher als das Opfer,
wenn aus dem Blut des eigenen gequälten
Körpers neues Leben sich erhebt? O wie
ein Funke göttlicher Berufung zuckt es uns
durch unsre Adern, leuchtet uns am Horizont
die Sonne in des Lebens dumpfe Nacht
und weckt das Glück wie Knospen zarter Frühlingsblumen!
(voll Glauben, erschüttert und mit jedem Wort die Zukunft beschwörend)
Jan
Ich seh' sie an den Küsten stehn, wenn
unsres Meeres grüne Wogen donnergleich
sich an den hochgehäuften Deichen brechen,
wenn unsrer Mühlen Klappern sich vermischt
mit dem Gesang der jubelnd freien Herzen;
ich seh' die Großen unsres Reiches, von
dem Volk mit Lorbeer stolz bekränzt, durch
unsre Städte reiten, und der Glocken Klang
tönt in die freien Lande wie die Stimme Gottes!
Ich seh' das Banner über alle Meere fliegen,
die Saaten reifen, segensschwer den Boden –
ein Volk steht auf, besinnt sich seiner Kraft
und bricht die Fesseln fremder Tyrannei!
Und jenes große Reich, das nachbarlich
von Osten uns sich naht, ich sehe
sie, wie ihre Herzen sich vereinen, stark, treu
und mächtig, allem, was den Frieden stört,
die Spitze seiner Pfeile abzubrechen! –
(sich steigernd)
O Wonne, diese Zeit zu atmen, dieses Glück
der Völker in das Herz zu schreiben! Nie
wird die Erde mit dem höchsten Gut
der Menschheit kräftiger gesegnet sein,
als es die Zukunft glaubensfreudig an
das Firmament mit Flammenzeichen schreibt! –
(ekstatisch)
Dann steht das Blut auf, das vergossen,
doch nie gestorben war dem Angedenken;
dann werden wir, die namenlosen Toten
euch, unsren Brüdern, euer heil'ges Banner
im Sturme tragen, jedem Schritt voraus;
dann eilen wir, gehüllt in Wolkenschleier,
hoch über euch den Siegesbogen pflanzend in das Grün
des Lorbeers und der Friedenspalme! –
(laut, innig mit allem Gefühl)
Dem großen Volk setz ich zum Erbe
ein herrliches und reiches Land.
Lang ist der Kampf, doch ewig leuchtet
der Friede aus dem Blut der Zeit! –
(reißt das Hemd
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