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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ehre.
2. Fischer
(wild)
Flandernsöhne!
Tragt ihr die Schmach mit Demut, seid ihr nicht
ein Volk, das Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit verdient.
Volk
(wild)
Fluch über die Tyrannen! Wenn ein Volk
zur letzten Phase der Verzweiflung wird getrieben,
dann, Welt der eiligen Kritik, schließ deine Augen,
denn die Vergeltung Gottes steigt zur Erde: Fluch!
Jan
(flammend)
Ist das ein Volk der Freiheit? Herr im Himmel,
könntst Du die Sprache Deiner Erde sprechen, donnergleich
erschütterte Dein ›Ja‹ die Welt in ihren Fugen.
Doch Freunde, soll der billige Despotenspott
uns ducken wie ein Hund, der schuldbewußt
die Peitsche seines Herrn erwartet? Nein, wir sind
doch Flamen, unser Stolz ist unser Diamant!
Aus Trotz geboren, mit dem Glauben neu geweiht,
steht jetzt der Flame an der Grenze als ein Geuse!
Ja, Bettler sind wir, aber nicht im Buhlerbett,
sondern vor Gott dem Herrn für unsre Freiheit!
2. Fischer
(begeistert)
Der Name soll der Schild des Volkes sein –
Flandern, das Geusenreich, ist ein Fanfarenstoß!
Volk
Als Geusen weihen wir die Waffen in der Schlacht,
als Geusen deckt uns uns're kühle Erde zu,
mit Geusenblut wird Flanderns Saat gedüngt,
als Geusen treten wir durchs Tor der Freiheit!
1. Fischer
Jan Brahnis, Geusenfürst, – den höchsten Adel
verleiht das Volk Dir, weil es an Dich glaubt!
Volk
Heil Jan, unsrem Führer! Heil Geusengeschlecht!
Jan
(flammend)
Ballt eure Fäuste, in dem edlen Kampf
lenkt Gott die Wege, und der Schwache wird
zum Held, wenn er ihm Speer und Schild verleiht!
Schwer wird die Zeit und hoch das Opfer sein …
Volk
(voll Glauben)
Und wenn die Erde aufbricht und mit Glut
die Menschheit geißelt, – Jan, an deiner Seite
verbrennen wir, – dein Volk hält aus! …
    Im 3. Akt des Dramas trifft Jan seine Schwester Gudrid wieder, die nach der Eroberung Flanderns durch Spanier verschleppt worden war und die Jan tot glaubte. Gudrid hat bald zehn Jahre bei den verhaßten Spaniern zubringen müssen. Auf die Frage, was sie in diesen zehn Jahren habe durchmachen müssen, flüchtet sie sich zunächst ins Schweigen, beginnt aber dann doch zu reden:
Jan
Fehlt dir der Mut zur Ehrlichkeit, hemmt
dich die Scheu vor dem, der eines Blutes
mit dir ist, fluch ich dem Schicksal,
daß es uns wiedersehen und nicht unerkannt,
fremd in der Ferne, sterben ließ. Leb wohl! (will gehen)
Gudrid
(schreit auf) Jan! Bleib!
Jan
(dreht sich um) Wir haben nichts gemeinsam.
Gudrid
Verstehst du nicht …
Jan
Die Wahrheit gilt
mir als der Adel in der Welt, nicht der
von außen aufgetragne Schein.
Gudrid
So will
ich dir erzählen. Mit Geduld und Stärke
vernimm mein Schicksal und dann heb
den Fuß und stoß aus deiner lichten Nähe
die Dirne, die du Schwester nanntest.
Jan
(entsetzt) Gudrid!
Hat die Erregung dich verwirrt?
Gudrid
Hör zu:
(holt tief Atem und streicht über ihr langes Haar. Jan
kommt langsam näher)
Die letzte Fröhlichkeit, die wir als Kind
zu zweit genossen, war an jenem Tag, wo
du dem Vater bei der Feldarbeit die kleine
Hilfe deiner Arme botst. Zehn Jahre zähltest
du und warst – o die Erinnerung ist frisch! –
ein starker Junge. Plötzlich brauste im Galopp
ein Trupp zerfetzter Reiter durch das Feld und
schrie: »Der Spanier kommt, sucht Schutz
im festen Wall der Stadt« und raste fort,
nach Brüssel zu. Was ahnten wir die Schrecken,
die diesem Notschrei nachgezogen kamen? Schnell
liefen wir, den Pflug im Acker lassend, in
die Stadt, und hinter uns fiel polternd
dumpf das Tor ins Schloß, und höhnisch
begann das Gatter sein Gekreische, als es
in die Tiefe fiel. Mit Trotz und Wut nahm
Vater seine Waffen aus der Lade und verließ
das Haus. Da scholl der Hornruf von den
Wällen, und der Spanier sprengte vor das Tor
und schrie die Forderung der Übergabe, von
Bedingungen blieb stumm sein Mund. Ein
Schuß ließ ihn verstummen – das Signal
des Angriffs hatte unser Trotz gegeben.
Jan
Nein,
der Glaube an den Sieg und an das Recht
hat unser Leben überstrahlt.
Gudrid
O Jan,
erinnerst du dich, wie wir Kübel heißen
Wassers auf die Wälle schleiften und,
ahnungslos, welch' mörderischem Zweck
sie dienten, mit Vergnügen und mit Lachen
das kindliche Gemüt an diesem Spiel ergötzten?
Zwei Wochen voller Qual trug die Belagerung
uns Angst und Schrecken in das Herz. Zwei
lange, zwei endlos scheinende, in Ewigkeit
getauchte Wochen hielten wir die Stadt,
und wenn auch jeder seine Kraft
mit seinem Blut verrinnen sah, – wir hielten
aus, weil wir ein Volk von Flamen.
Ein Schrei – in einer Nacht – der
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