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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mit
dem halben Messer eines Pfluges, der zerbrochen
am Feldweg lag, hab ich den Boden
mit Schweiß, der in der Kälte auf dem Rücken
fror, mühsam zu einer Grube aufgewühlt
und legte in das kärglich' Bett das Kind,
den kleinen, blaugefrornen Leichnam, hin
zur letzten Ruhe. Und da stieg ein wilder Drang,
ein Sehnen, eine heiße Flut vom Herzen
mir empor zur Kehle, und ein Schrei,
ein Schrei, der in der weißen Öde widertönte,
brach aus der Brust und gellte meinen Schmerz,
den letzten Fluch, die Bitte um Erlösung in
den Schnee. Dann schwanden mir die Sinne.
Jan
(voll Schmerz)
O Gudrid! Gudrid! Armes Menschenkind! (hebt die Faust)
Nun, Spanien, hast du Rachsucht mich gelehrt!
Gudrid
Jan, sei ein Held! Vergib ihm, denn die Jahre sind …
Jan
Verzeihen? Niemals! Nie!
Gudrid
Der Haß ist wie ein Feuer; in der Gegenwart
glüht es und lodert, gelbe Flammen zucken,
doch langsam sinkt es in sich selbst zurück,
und Zeit und Leben decken es
mit Asche des Vergessens zu, bis es erstickt.
Sei stark, Jan, – streiche dem Gedächtnis
das nur erzählte Leid der Schwester ab und
lebe für die Zukunft, nicht für das Vergangne.
Jan
(hart) Vergeben kann ich, wenn es menschlich war.
Doch was unmenschlich in der Welt getan,
das kann ein Mensch nicht mehr vergeben!
Gudrid
Vernimm den Ausgang, Bruder, und du wirst
der Tyrannei verzeihen wie auch ich.
Die Länge meiner Ohnmacht weiß ich nicht, jedoch
der Schnee, so fühlte ich, war wärmer als
die Fetzen, und ein wohliges Gefühl
durchrann den Körper, alles wurde leicht,
so leicht, so unbeschwert, als läge ich
auf einer Wolke, engelsgleich, und schwebte.
Da rüttelt mich ein harter Griff aus
meinem süßen Traum, ein junger Bauer
steht über mir und reibt mir mit
dem Schnee die Glieder. »Geht!« so rief ich,
»geht, und laßt mich sterben!« Aber er
versuchte nicht, mich umzustimmen, sondern nahm
mich wie ein Kind auf seinen Arm und wollte
mich dem Leben wiedergeben. »Ich will
sterben, sterben!« schrie ich, wehrte mich
und biß. »Warum reißt Ihr mich aus
dem Tod in dieses Leben, in die Hölle,
die man die Welt nennt, ungefragt zurück?!
Kennt Ihr nicht das Erbarmen? Jedes Tier,
ist es des Lebens müde, legt sich hin
und wartet auf das Ende. Darf der Mensch
nicht auch den Tod ersehnen! Laßt mich! Laßt!«
Doch er blieb fest und trug mich stumm
zu seinem kleinen Hof. – Nach Wochen
war ich genesen von dem schweren Fieber,
das mich am nächsten Tag befiel. Als
Magd versuchte ich, ihm seine Pflege
und seine Mühe um mein Leben zu entgelten,
und wenn auch oft der Schmerz mich
wieder packte, langsam senkte sich
Vergessen auf mein Herz und schloß die Wunden
mit Schorf und mit Zufriedenheit. Ich spürte
sein Mitleid bald in stille Neigung übergehn,
die aus dem Gernsehen eine tiefe Liebe machte.
Auch ich gewann ihn lieb, und als der Herbst
mich zwanzig Jahre zählen ließ, stand ich in einer kleinen
Kirche vor dem Traualter
und legte meine kleine Hand in seine,
durch Arbeit rauhgewordne. So erhielt
die Gudrid Brahnis ihren Ehenamen Fall.
Jan
(erstaunt)
Fall? Sehr wenig flämisch klingt er mir.
Gudrid
Er ist ein Deutscher. Seine Mutter war
Flämin, sein Vater ein Westfale.
Von ihnen erbte er die Kraft, die Treue
zur Erde und den Willen, frei zu sein,
um arbeitsam sein Leben zu gestalten.
Jan
Weiß er dein Leid?
Gudrid
Ich sagte alles.
Doch aber trat er nicht nach mir,
mit Liebe hat er Kummer und die Angst,
die Not, die mich verfolgte, mit Geduld ertränkt.
An seiner Seite lernte ich vergessen und vergeben –
das Leben, Jan, das Leben ist jetzt wieder schön.

    ›… und die Nacht kennt kein Erbarmen‹:

    Sandra Prinsloo

    ›Das Schloß der blauen Vögel‹: Klaus Kinski, Margaret Lee

    Rosalba Neri, Klaus Kinski, Margaret Lee

    ›Der Geheimnisträger‹

    Eddi Arent, Theo Lingen, Walter Ullrich

    ›Docteur Erika Werner‹: France Dougnac, François Darbon

    Leslie Caron
    Konsalik läßt seinen Helden Jan, den Geusen, schließlich durch ein Exekutionskommando der Spanier sterben, nachdem er von einem ehemaligen Freund um klingender Münze willen verraten worden ist.
    In einem Zwiegespräch mit dem die Exekution leitenden Leutnant Coruña erkennt Jan, daß dieser den Freiheitskampf der Flamen innerlich bejaht, so wie er sich auch gegen eine Okkupation seines eigenen Landes wenden würde. Prophetisch die Zukunft des befreiten Volkes vorwegschauend, nimmt Jan Abschied von der Welt:
Jan
Gebt mir die Hand! Coruña,
schätzen lern' ich Spanien, steht Ihr nicht allein.
(beide drücken
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