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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unwirtlichkeit der Taiga-Landschaft, das Schlichte und doch Tiefgründige der Menschen. Es ist sicherlich nicht übertrieben zu behaupten, daß die Erfahrung Rußlands den Deutschen Konsalik entscheidend mitgeformt hat. Daß er sich da so einfühlen konnte und kann, verdankt Konsalik zu einem wichtigen Teil sicherlich jenem Quentchen Osteuropa, das seine Mutter aus dem Bulgarischen in die Familie eingebracht hat. Ebenso wichtig aber wie die angeborene Einfühlung ist seine Fähigkeit, das Erfühlte weitergeben zu können an das Publikum, etwa an seine ungezählten Leserinnen, die unter der Suggestionsmacht seiner Erzählung um Natascha oder Ninotschka bangen. Da liegt sicherlich eine seiner großen Stärken als Autor: daß er, der Massenproduzent, mitreißen kann, daß er dabei aber dennoch keine Zeilen schindet, sondern immer diszipliniert bleibt in seinen Formulierungen, nicht ausufert wie so mancher andere, der seinen Vertrag zu erfüllen hat.
    Und schließlich läßt sich ein solches schriftstellerisches Schaffen in derartiger, fast schon erschreckender Fülle wohl nur durchstehen, wenn der Autor sich getragen wissen darf von einem unverwüstlichen Optimismus. Mag die Formel von der ›rheinischen Frohnatur‹ auch reichlich abgegriffen sein – auf Heinz G. Konsalik trifft sie jedenfalls zu. Nicht umsonst verbindet ihn mit Willy Millowitsch eine überaus herzliche Freundschaft. Und einer seiner sehnlichsten Wünsche ist es, demnächst für den Kölner Volksschauspieler ein Theaterstück schreiben zu können (der Titel liegt übrigens schon seit langem fest) – es wäre dies die Erfüllung eines alten Traumes aus Studententagen: der Sprung auf die Bretter, die (angeblich) die Welt bedeuten. Und wenn auch das schon wieder eine abgenutzte Formel, ein Klischee sein mag, so besagt dies nicht allzu viel angesichts des Autors Konsalik: auch bei ihm, in seinen Büchern, findet sich ja, was sich leicht als Klischee dingfest machen ließe. Doch er füllt es mit neuem Leben, nutzt Bekanntes, um desto leichter – und auf fesselnde Weise – auch komplizierteste Zusammenhänge (etwa aus dem Medizinischen) an den Leser weitervermitteln zu können.
    Für viele Leser ist der Name ›Konsalik‹ inzwischen ein Synonym für ›Rußland und Arztberuf‹, beides oft zusammen in einem Roman. In der Tat gibt es wohl keinen Konsalik-Roman (wenigstens ist mir keiner bekannt), in dem nicht zumindest eine wichtige Nebenrolle von einem Arzt gespielt wird.
    Doch ergeben sich natürlich Zwänge, die einen Autor allmählich einengen, ihm ein Thema womöglich verleiden. Heinz G. Konsalik versucht, solchen Zwängen zu entgehen, indem er seit einiger Zeit reine Abenteuerromane schreibt, die – ob ihrer Spannung – beim Publikum ebenso ›ankommen‹ wie seine Rußlandbücher. Die Themen entstammen oft dem Bereich der Tagesaktualitäten: Prag 1968; terroristische Anschläge oder Entführungen wie etwa während der Olympischen Spiele in München; der Jom-Kippur-Krieg; ein sich der Erde nähernder Komet (›Kohoutek‹) usw. Aber auch hier: der Arzt als Ritter und Held der Humanität fehlt kaum je in diesen Büchern.
    Da ist etwa der alte Schiffsarzt Dr. Bender in ›Haie an Bord‹, der sich nach einem Überfall auf den Luxus-Liner ›Fidelitas‹ freiwillig den Terroristen und ihren vier Geiseln anschließt, mit ihnen leidet und ihnen zu helfen versucht. Oder da finden wir den Oberarzt Dr. Heinz Volkmar in ›Das Haus der verlorenen Herzen‹, der während eines Badeurlaubs auf Sardinien in die Gewalt der Mafia gerät und gezwungen wird, bei verbrecherischen Herztransplantationen mitzuwirken, konfrontiert mit der Frage, ob es einem Arzt erlaubt sein kann, ein Menschenleben zu opfern, um dafür ein anderes zu retten.
    Nicht ganz so offensichtlich in seinen Romanen widergespiegelt findet sich ein weiteres Faible Heinz G. Konsaliks, das ebenso wie der Arztberuf oder das Schreiben sein Leben hätte bestimmen können: die Musik. Ihm ist die Stimme eines Heldentenors mit in die Wiege gegeben worden. Opernsänger hätte er werden können; noch heute singt er ab und an. Dabei ist seine große Passion die Musik Richard Wagners; und er und seine Frau Elsbeth sind häufige Gäste in Bayreuth bei den Festspielen. Mit der Wagner-Familie fühlen sie sich eng verbunden. In Heinz G. Konsaliks Arbeitszimmer steht der Stuhl Wagners, auf dem der Meister einst in der Festhalle gesessen war: Als die alte Bestuhlung herausgerissen wurde, da erhielt der Wagner-Fan
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