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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Muß, das ich entgegengenommen habe, war beim Militär im Krieg. Seitdem bin ich ein freier Mann. Und was heißt ›organisieren‹? Die große Masse der Schriftsteller, die eben nicht diese Erfolge haben und die Ausstrahlung auf das Leserpublikum, die brauchen natürlich eine Organisation, um ihre wirtschaftliche Grundlage abzusichern, für die ist es gut. Aber ich sage mir: Warum Gewerkschaft, warum irgendwelche gesetzmäßigen Verankerungen? Es liegt doch irgendwie am Autor selbst.
    Wenn ein Autor fleißig ist und wenn er etwas kann, das ist die Hauptsache, er muß etwas können, er muß seinem Leser etwas vermitteln können, er muß einen Stoff haben, er muß schreiben können – wenn das alles zusammenkommt, dann hat er oder müßte er auch Erfolg haben; denn ein Bedarf ist vorhanden. Es soll keiner sagen, es wäre kein Bedarf.
    R.: Nun, für Sie, Herr Konsalik, stellt sich das Problem ganz offensichtlich nicht, für Sie sind das Planspiele, Sie haben den Erfolg. Wenn ich nun doch noch frage: Wie lebt es sich mit dem Erfolg? – so meine ich: Der Erfolg hat ja auch eine Kehrseite. Der Erfolgreiche ist dem Urteil der Umwelt und, viel schlimmer manchmal, dem Urteil der Fachwelt ausgesetzt. Die Fachwelt, die Fachkritik, Herr Konsalik, nimmt Sie, soweit ich das sehe, gar nicht so sehr zur Kenntnis, und wenn sie es tut, dann springt sie zuweilen nicht eben sehr schonend mit Ihnen um. Ich lese da etwa im Zusammenhang mit ›Strafbataillon 999‹ von ›Scharlatanerie‹, von ›Schaumschlägerei‹, von ›Bauernfängerei‹, von ›Sensationsmache‹. Wie stellen Sie sich zu solchen Urteilen? Läßt es Sie kalt? Ärgern Sie sich? Fühlen Sie sich betroffen, nicht betroffen?
    K.: Also, die Urteile der professionellen Kunstkritik lassen mich vollkommen kalt. Für mich ist maßgebend das, was der Leser über mich denkt. Für mich ist maßgebend das, was ich in Hunderten von Briefen jeden Tag höre, nämlich daß ich so schreibe, wie sie es haben wollen, wie sie es fühlen, wie es in ihrer Welt zugegangen ist, wie sie sich in meinen Romanen irgendwie in irgendeiner Gestalt wiederfinden. Ob das der Kunstkritik nicht gefällt, ob sie sagen, das wäre keine hohe Literatur, ob sie von – ich höre das zum erstenmal – von ›Scharlatanerie‹ schreiben, ich weiß nicht, was an ›999‹ Scharlatanerie gewesen sein soll? Das läßt mich vollkommen kalt. Ich würde, und das ist jetzt vielleicht sogar ein Angriff auf die Kritik, sehr nachdenklich werden, wenn ein offizieller Kritiker schreiben würde: Dieser Konsalik ist ein blendender Schriftsteller und Literat. Dann würde ich mir sagen: Hoppla, was hast du falsch gemacht?
    R.: Es wird ja hierzulande, Herr Konsalik, Literatur in Sparten eingeteilt, in Kategorien. Eine davon trägt das Etikett ›Trivial-Literatur‹. Was halten Sie davon? Wie sehen Sie das, was Sie tun, in diesem Zusammenhang?
    K.: Ja, die Einteilung der Literatur in Kategorien – was soll das? Wer kann jemandem sagen: Was ist Literatur? Literatur – wie wir es in der Neuzeit erlebt haben – eine Wortkaskade, ein Wortgestammel, was vielleicht zwei- oder dreihundert Intellektuelle verstehen, sich daran goutieren? Ist Literatur etwas, das eine ungeheure Breitenwirkung hat auf die Masse? Ist Literatur eine politisch gefärbte Art, wie Solschenizyn, wie Pasternak sie gemacht hat? Wobei, da kommen wir gleich noch drauf zurück, die Verleihung des Nobelpreises an Pasternak und Solschenizyn ein politischer Akt ist in meinen Augen und kein literarischer, während die Verleihung an Scholochow für den ›Stillen Don‹ wirklich die Prämiierung einer ungeheuren schriftstellerischen Leistung ist. Darüber kann man auch verschiedener Ansicht sein. Aber was ist Literatur, wer kann das definieren? Ich sage: Literatur ist in dem Moment gut, wo sie eine ungeheure Breitenwirkung auf den Leser hat oder auf das Volk.
    R.: Wenn wir nun schon beim Kategorisieren sind, Herr Konsalik: Mit welchem Etikett würden Sie Ihre Schriftstellerei versehen?.
    K.: Ich würde sagen: Ich bin ein Volksschriftsteller.
    R.: Und wen würden Sie noch in diesem Bereich sehen?
    K.: Als Volksschriftsteller? Von meinen Kollegen, würde ich sagen, also: erst mal mein sehr erfolgreicher Kollege Simmel gehört dazu, weiter sind eingeschlossen Kirst, Habe, dann Marie Louise Fischer. Ja, und jetzt wird es gefährlich – ich würde sogar sagen: Hemingway.
    R.: Mit wem fühlen Sie eine innere Verwandtschaft?
    K.: Mit Michael Scholochow. Ich habe
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