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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv
Autoren: A. Lee Martinez
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seufzte. Man musste wissen, wie man mit einem Roboter sprach. Selbst wenn es um einen so intelligenten wie Zarg ging.
    Ich sagte: »Angenommen, die Aberration ist schlau oder wissend genug, um Holt zu verfolgen, und angenommen, dass sie, wenn sie seine DNS aufnimmt, in der Lage ist, ihren Verfall zu stabilisieren, wie schwer wäre das Ding dann zu töten?«
    »Mit den gegebenen Annahmen kann davon ausgegangen werden, dass die Aberration statistisch unmöglich zu zerstören sein könnte, abgesehen von einer Atomexplosion oder einer ähnlichen Katastrophe.«
    »Danke, Doktor.« Ich setzte ihn ab. »War das so schwer?«
    Ich stellte die direkteste Route zum Schutzraum ein, begab mich zum anderen Ende des Labors, um genug Schwungkraft aufzubauen, und schaltete auf Rammbock-Modus. Ich warf mich mit meiner beschädigten Schulter voraus, um den Stoß abzufangen, als ich durch die Wand krachte, ohne einen Schritt auszusetzen.
    Ich nahm an, dass ich lediglich paranoid war und dass das Ding, zu dem Warner geworden war, nicht mehr Warner war. Nur so ein Ding eben, getrieben von Hunger, Wut und Todesqualen. Ein blindwütiges, gedankenloses Monster, angetrieben durch Instinkt, ohne Intelligenz oder Erinnerungsvermögen. Es war nur eine Annahme, und die wirkte immer unwahrscheinlicher, als ich bemerkte, dass sich die Kreatur zielstrebig genau in derselben Richtung ihren Weg brannte. Sie bewegte sich schnell.
    Auf halbem Weg zu meinem Ziel holte ich sie endlich ein. Sie war auf einen Raum voller Biologischer gestoßen und nutzte die Gelegenheit, um sich zu füttern, und dies mit stiller Effizienz. Inzwischen war ihr ein weiteres Maul auf der Brust gewachsen, sodass sie jetzt sogar noch schneller fressen konnte. Bis auf sein rasselndes Atmen gab das Ding kein Geräusch von sich.
    Sein Kopf bewegte sich in meine Richtung, angezogen von der Bewegung. Es war schlau genug zu wissen, dass mich zu fressen ihm nur Magenschmerzen bereiten würde. Also wandte es seine Aufmerksamkeit den drei Biologischen zu, die in einer Ecke festsaßen. Sie beschossen es mit Hitzestrahlern, was es aber nur zu verärgern schien. Ich nutzte die Ablenkung, um es zu überholen.
    Der Schutzraum war überraschend leicht zu erreichen. Er selbst schien nicht als uneinnehmbar konstruiert worden, sondern befand sich nur in einer gut geschützten Lage. Die Anlage war jetzt ein einziges Chaos. Die Sicherheitsleute waren so gut organisiert wie ein Ameisenhügel, der mit einem Schlauch bespritzt wird. Ich begegnete ein paar Wächtern. Sie stürmten entweder in Warners Richtung oder rannten – genauso häufig – in die andere Richtung. Ich konnte ein wenig stolz darauf sein, dass die Terminplanung der Abweichler eine ernsthafte Schlappe erlitten hatte.
    Dann trat ich die Türen ein. Der Raum war klein, kaum groß genug für ein paar Überwachungsgeräte und einen Tisch, auf dem Holt lag. Zwei medizinische Drohnen kümmerten sich um ihn. Keine von beiden war für den Kampf ausgelegt, und so gingen sie mir fröhlich aus dem Weg, als ich mich näherte. In der Decke befand sich eine versiegelte Röhre, die zurück zu dem Chemielabor führte, wo sie die Mutagene aus ihm herausgefiltert hatten.
    Er schien in schlechtem Zustand zu sein. Doktor Zarg war zwar bei dem Entnahmeprozess vorsichtig gewesen und hatte so wenig Schaden wie möglich angerichtet, aber nachdem Warner das Kommando übernommen hatte, war die Gesundheit des Jungen unwichtig geworden. Er hatte sechs bis zehn Pfund abgenommen, und seine Schuppen hatten ihren Glanz verloren. Deutlich erkennbare Narben formten sich an den Stellen, wo die Schläuche und Kabel mit ihm verbunden gewesen waren.
    Ich hob ihn ganz vorsichtig von dem Tisch. Er war so zerbrechlich. Ich hätte ihn mit einem einzigen Griff zerquetschen können. Das war mein Ziel gewesen. Holt eliminieren, die Gefahr beseitigen, dass noch einmal jemand auf die tolle Idee kam, einen kleinen Jungen zu benutzen, um Empire in Gefahr zu bringen. Es wäre so einfach gewesen. Nichts weiter dabei. Holt hätte nicht einmal etwas gespürt – und dieses Chaos wäre beendet gewesen.
    Das war vorher. Jetzt war ein Monster auf dem Weg hierher, zu Holt, lebendig oder nicht, um die DNS des Jungen aufzunehmen. Nein, ich musste Holt hier herausbringen. Lebend war das genauso einfach wie tot.
    Während eine unaufhaltsame Mutanten-Aberration die ganze Stadt in Gefahr brachte, war ich plötzlich dankbar dafür. Jetzt würde ich keine Entscheidung treffen und herausfinden
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