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Der Augenblick der Wahrheit

Titel: Der Augenblick der Wahrheit
Autoren: Leif Davidsen
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ein wenig auszoomte, so daß ich ein klares Bild von dem Mädchen schießen konnte, während das Gesicht des Mannes dahinter ebenfalls scharf zu erkennen war. Er war Ende Vierzig, dunkler Latino-Typ mit glatt rasiertem Gesicht und dichtem, kräftigem schwarzen Haar.
    Er hatte kräftige Arme und Schultern, aber ein beginnender Bauch unter dem schwarzen Brusthaar enthüllte, daß er nicht mehr in bester Form war. Er war sehr braun, und durch den Sucher konnte ich seine ebenmäßigen, weißen Zähne sehen, als er der Frau zulächelte.
    Er sagte etwas zu ihr und warf ihr ein Paar Gummisandalen hin, und sie lächelte und erwiderte etwas, während sie die Sandalen anzog. Dann nahm sie Taucherbrille und Schnorchel und ließ sich ins Wasser gleiten. Unter der Wasseroberfläche saßen die Felsen voller Seeigel, was dem Pärchen offenbar bekannt war, und sie hatten vor den langen, spitzen Stacheln zu Recht Respekt. Ich ließ den Film zu Ende laufen und schoß ein paarmal den nackten Po des Mädchens, bevor sie die Beine streckte und graziös wie ein Delphin wieder im Wasser verschwand. Sie schnorchelte in großen Kreisen rund um das schaukelnde Boot herum.
    Der Mann setzte ein kleines Gummiboot ins Wasser und ruderte zum Strand. Er hatte eine rote Badehose an, und seine Beine wirkten muskulös und dennoch elegant. War er nicht früher Wettschwimmer gewesen? Er paddelte ans Ufer und zog das Gummiboot an Land. Er legte eine Decke auf den Sand und stellte einen Picknickkorb darauf. Aus dem Korb ragte ein schlanker Flaschenhals. Die Frau schwamm dicht heran und warf Schnorchel und Brille zu dem Mann hinüber, der sie auffing. Sie rief ihn, und er stürzte sich ins Wasser, durchbrach den Wasserspiegel fast ohne Spritzer und kraulte mit langen, zähen Zügen ins tiefere Wasser. Die Frau folgte ihm. Ich wechselte den Film und ließ den Motor Bild auf Bild von dem Paar im Wasser schießen. Einen Moment lang plagte mich das schlechte Gewissen, oder war es Neid? Sie spielten im Wasser wie Kinder, und es war ein schöner Anblick, wenn die Tropfen von ihren Körpern sprühten und in der Sonne in allen Farben des Regenbogens schillerten. Aber es half nichts. Jetzt handelte es sich um die Sekunden der Wahrheit. Ganz praktische Dinge wie Blende, Verschluß, Fokus, Schärfe. Die Frau zog ihm die Badehose aus, die wie eine Feuerqualle von ihnen wegtrieb. Er war stark und hob sie über den Wasserspiegel und küßte ihre Brüste. Der Motor der Spiegelreflex machte Geräusche wie sirrende Peitschenschläge, und statt den Film zu wechseln, wählte ich eine andere Kamera und nahm eine weitere Serie auf.
    Schweiß durchnäßte mein T-Shirt. Ich spürte, wie sich auf dem Rücken ein großer Fleck ausbreitete. Sie waren wie ausgelassene Hundewelpen. Er schwamm zwischen ihre Beine, hob sie zur Hälfte aus dem Wasser und ließ sie nach hinten fallen, so daß die sprühenden Tropfen ihre Körper wie eine Glorie umgaben. Dann schwamm sie zu ihm, legte ihm die Arme um den Hals und schlang ihre Beine um seine Lenden.
    Ein schönes Bild. Voll Liebe und Erotik, und doch enthüllte es nicht das Eigentliche. Daß man die Penetration nicht sehen konnte, machte es nur noch prickelnder. Ich verschoß auch ein paar Filme von dem anschließenden Beischlaf auf der Decke am Strand, obwohl diese Bilder unverkäuflich waren. Das war nicht mehr erotisch, sondern pornographisch, und ein Pornograph war ich nicht.
    Hinterher lagen die beiden in der Sonne und sahen glücklich aus. Wie Menschen, die sich in ihrer Nacktheit sicher und unbeobachtet fühlen. Die sich allein im Paradies wähnen und die Schlange vergessen, die die Form eines knapp halbmeterlangen, hochtechnologischen japanischen Tele hat, das die glückliche Sekunde einfängt und für alle Ewigkeit und für die Augen aller Menschen einfriert.
    Der Mann rieb sie mit Sonnenöl ein, und aus meiner Erfahrung wußte ich, daß das beste Bild, das Bild, das mein Bankkonto in den nächsten Jahren vielleicht um 200000 Dollar anwachsen lassen würde, das am wenigsten sexuelle und am meisten erotische war. Das schoß ich, als der Minister die Füße seiner Geliebten in die Hände nahm und langsam und sinnlich massierte. Womöglich hatte sie sich doch einen Seeigelstachel in ihre zarten, schön geformten kleinen Füße getreten. Sie saß, den Oberkörper zurückgelehnt und gestützt auf ihre ausgestreckten Arme, und schaute auf einen Punkt hinter seinem Kopf. Ihr Gesicht war ruhig und zufrieden, und um ihre Lippen spielte ein
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