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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag
Autoren: William C. Dietz
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Gravitationsdifferenzials zwischen Pol und Äquator nur etwa halb so viel wie sie auf Terra gewogen hätten.
    All das hatte nichts mit dem Camerone-Tag zu tun oder den Legionären, die darauf warteten, dass St. James seine Ansprache hielt; es machte ihm lediglich Freude, daran zu denken. Das war eines der Privilegien, die der Rang mit sich brachte: langes Schweigen und die Annahme des Publikums, dass dieses Schweigen irgendwie profund war.
    Legionsgeneral Ian St. James lächelte und ließ den Blick über die vor ihm angetretenen Legionäre schweifen. Es waren Tausende, die da ihre Waffen präsentierten und deren weiße Käppis in der Sonne glänzten, ein wahrer Genuss für das militärische Auge.
    Die vordersten Reihen waren Cyborgs, »Trooper IIs«, jeder von ihnen zwei Meter vierzig groß und mit genügend Waffen ausgestattet, um sich mit einem ganzen Zug Marineinfanteristen anlegen zu können. Sie brauchten keine Uniformen, aber vielen von ihnen hatte man Tapferkeitsmedaillen verliehen, die sie an eigens für solche Gelegenheiten vorgesehenem Gurtwerk trugen.
    Hinter ihnen konnte St. James die Angriffsvierbeiner sehen, die »Quads«, vierbeinige Kampf-Walker, die als Artillerie, als Tanks oder als Flugabwehrbatterien fungieren konnten. Sie ragten hoch über den Soldaten auf und lieferten ein wenig Schatten.
    Dann kamen die »Bios«, Männer und Frauen, deren Haar so kurz gestutzt war, dass sie fast kahl wirkten, und deren Käppis in der Sonne weiß schimmerten. Ihre Uniformen waren khakifarben, wie sie das seit Jahrtausenden gewesen waren und es noch weitere tausende von Jahren sein würden.
    Sie trugen alle die Epauletten, den grünen Schulterriemen und den roten Uniformsaum, die seit 1930 den Standard bildeten, die grünen Krawatten, die 1945 hinzugekommen waren, die scharlachroten Schärpen, die 2090 genehmigt worden waren, die Kometen am Kragen, die nach der Schlacht der Vier Monde 2417 hinzugekommen waren, und schließlich die Ärmelstreifen, die ihre Dienstzeit anzeigten.
    Er sah Divisionen des Zweiten Fallschirmjägerregiments, des Dritten Infanterieregiments, des Vierten Infanterieregiments, die Dreizehnte Demibrigade de Legion Étrangère und das Erste Regiment, das der ganzen Legion
    Verwaltungsdienste leistete.
    Dies war der Tag - auf der Erde war es der dreißigste April -, an dem die ganze Legion zusammenkam, so wie sie das hier und heute tat. Nicht körperlich, weil ihre Pflichten das nicht erlaubten, aber spirituell, ein Tag, an dem Mann, Frau und Cyborg sich zu einer Union zusammenfanden, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verband. Jenes mystische Etwas, das aus der Legion mehr als nur eine Gruppe von Soldaten machte.
    Nichts symbolisierte jene Union mehr als der Camerone-Tag. Es war ein Tag der Erinnerung, des Feierns und einer erneuten Bestätigung ihrer Werte.
    St. James griff nach dem altmodischen Blatt Papier, von dem er gleich verlesen würde. Es war hunderte von Jahren alt und in Plastik eingeschweißt. Die Geschichte der Schlacht wurde jedes Jahr einmal verlesen, und dieses Jahr hatte er die Pflicht - nein, das Privileg -, jene Funktion zu erfüllen.
    St. James räusperte sich. In der kurzen Zeit seit Beginn der Zeremonie war die Sonne bereits über den halben Himmel gewandert. Er würde sich beeilen müssen, um mit seiner Verlesung fertig zu werden, ehe eine weitere Nacht begann, die eine Stunde und einundzwanzig Minuten dauern würde. Seine von den Lautsprechern verstärkte Stimme erschreckte ein paar Brellas, die sich zum Schlafen niedergelassen hatten, und sie schossen hoch in die Luft.
    »Im Frühling des Jahres 1863 wurde auf dem Planeten Erde, in einem Land, das damals unter dem Namen >Mexiko< bekannt war, ein Krieg geführt. Heute, hunderte von Jahren später, ist es ohne Belang, weshalb dieser Krieg geführt wurde oder wer ihn gewonnen hat. Wichtig ist nur, dass die Legion dort war.
    Etwa zweihundertzwanzig Kilometer landeinwärts vom Golf von Mexiko und tausendfünfhundert Meter über dem Meeresspiegel hatten die Mexikaner beschlossen, die Stadt Puebla zu verteidigen. Die Franzosen umzingelten die Stadt, und eine Belagerung begann.
    Um ihre Streitkräfte zu verstärken und die Belagerung zu brechen, schickten die Franzosen einen Versorgungskonvoi ins Hochland hinauf. Der Konvoi bestand aus sechzig Pferdefuhrwerken, die mit Gewehren, Munition, Proviant und Gold beladen waren.«
    St. James legte eine kurze Pause ein und ließ den Blick über den Platz schweifen.
    »Einheiten
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