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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat
Autoren: Brian W. Aldiss
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Verstärkung zu uns heraufkam, wenn wir es schafften, uns dort zu halten, wo wir gerade waren.
    Nichts geschah in Assam so, wie man es erwartete. Wir schickten eine ganze Reihe von Spähtrupps in die Nacht. Sie kamen ohne Neuigkeiten zurück. Es gab keine Schießereien. Keine Japse wurden aufgestöbert. Der Regen setzte wieder ein. Es regnete noch bei Tagesanbruch, als Sergeant Gowland mit einer Patrouille zurückkam und meldete, daß die Japaner verschwunden seien. Es war der letzte Tag im Mai.
    Zum erstenmal befanden sich die Japaner auf dem Rückzug. Sato hatte offenbar genug. Seine geschlagenen Streitkräfte bewegten sich nach Süden in Richtung Imphal und weiter zum fernen Chindwin.
     
    Wir stiegen wieder vom Berg herunter und nahmen dabei unsere Gefangenen mit.
    Die Straße unter uns war offen, und die 14. Armee rollte vorbei. Am Ende verabschiedeten wir uns vom Aradura und standen auf der Straße! Inskipp marschierte mit uns bis zu einem Punkt, wo in einem verlassenen und zerstörten Dorf eine Verpflegungseinheit ihre Zelte aufgeschlagen hatte. Die Messe war eine Basha ohne Dach; die Tische und Bänke sahen wie das Nonplusultra an Zivilisation aus. Dort standen unsere fetten Köche in ihren fettigen grünen Westen, dreist wie immer, Ron Rusk und George Locke.
    »Wie geht’s dir denn, Stubbs? Worauf hat dein Wanst denn Lust?« Rusk hatte seinen alten Ruf: »An die Tröge, ihr Schweine!« aufgegeben.
    »Läßt du den Fraß immer noch anbrennen, Rusky? Ich hätte nicht gedacht, daß sie dich so dicht an die Front heranlassen!«
    »Paß nur auf, was du zu ihm sagst«, meinte Locke, stieß seinem Partner in die Rippen und nickte mir zu. »Ron hat gestern allein einen Japsen getötet – gab ihm mit der Kelle eins über die Nuß, nicht wahr, Rusky?«
    »Der kleine Bastard kam einfach ins Küchenzelt, und da verpaßte ich ihm eins.«
    Diese heroische Tat Rusks wurde zur Legende. Es war sinnlos, darauf hinzuweisen, daß der Japaner wahrscheinlich am Ende seiner Kräfte gewesen war; Rusk hatte ihn getötet, und danach war es völlig nutzlos, sich über das Essen zu beschweren, denn wir bekamen dann nur die Warnung zu hören, daß wir uns höchstens das Gleiche einhandeln könnten wie der Japaner, nämlich einen Schlag auf den Schädel mit der Schöpfkelle.
    Bei der Mahlzeit gab es keine Klagen. Wir saßen auf den Bänken und aßen richtiges Fleisch. Es gab Bier zum Fleisch und Gemüse, Bier aus Milwaukee, danach Pfirsiche und Kondensmilch und eine Tasse Tee.
    Es war eine sehr stille Mahlzeit. Niemand redete, niemand sah den anderen an, bis Charley Cox die Früchte seines Nachdenkens ausbreitete: »Es sind schon verdammt tapfere Saukerle, diese Japsen!«
    »Die tapfersten Teufel nach der 14. Armee«, gab Wal ly ihm recht.
    Schweigen senkte sich wieder herab, während wir die Pfirsiche in Angriff nahmen.
    Anschließend versammelten wir uns auf der Lichtung. Inskipp stand in seinem Jeep, hielt eine Ansprache und bedankte sich für unsere unglaubliche Tapferkeit. Er verlas einen Tagesbefehl von General Grover, dem Divisionskommandeur, worin er allen Dienstgraden gratulierte und bekanntgab, daß der Feind sich auf der ganzen Linie zurückziehe. Es sei nun unsere Pflicht, ihn zu verfolgen und keinen Mann entkommen zu lassen. Dann verabschiedete sich Inskipp und ließ seinen Arm behandeln.
    Nach der Mahlzeit und der Rede ging es ins Bad. Die Badebehälter bestanden aus großen, in der Länge halbierten Ölfässern, und sie waren voll mit wunderbar heißem Wasser. Nachdem wir unsere stinkenden Stiefel abgestreift und uns aus den schlammigen Uniformen geschält hatten, stiegen wir hinein.
    Was für ein Luxus! Unsere Leiden und Schmerzen waren vergessen, während wir uns im warmen Wasser aalten. Die Dinge konnten durchaus wieder schlechter werden, aber sie würden nie mehr so schlimm sein, wie sie es gewesen waren.
    Während wir im Wasser planschten, hielt ein Lkw neben uns.
    »Soll ich euch Schmutzfinken den Rücken schrub ben?« Es war McGuffie, der mit einem Sergeant im Schlepptau und einem Stapel nagelneuer dschungelgrüner Uniformen auftauchte.
    Ich brüllte zu ihm hinüber: »Jock, du verdammtes al tes Etappenschwein, komm schon her!«
    »Du kannst dir deinen verdammten Rücken selbst waschen, Stubbs – ich weiß genau, wo er überall rumgelegen hat!« Jock schüttelte den Kopf. »Während du in den Bergen die Naga-Frauen flachgelegt hast, mußte ich mir in Kohima den Arsch abarbeiten.«
    »Du hast doch in deinem ganzen
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