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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat
Autoren: Brian W. Aldiss
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versuchen, von hier zu verschwinden! Ich schieße sie in Stücke.«
    »Diese Jammergestalten können ja kaum stehen, also zerbrich dir nicht den Kopf.«
    »Ich schieße sie wirklich in Stücke!« Er hob das Gewehr, als wollte er tun, was er sagte.
    Die Japaner senkten die Köpfe und schwankten sacht, als stemmten sie sich einer steifen Brise entgegen.
    Wir hatten auf eine ruhige Nacht gehofft, in der wir ungestört würden schlafen können, doch die Japse hatten sich auf unsere Stellungen eingeschossen. Einige Zeit sah es sogar so aus, als würden wir uns zurückziehen müssen. Doch die B-Kompanie schaffte beim Licht des Mondes einen Angriff, so gelichtet ihre Reihen auch waren, und zerschlug eine Granatwerferstellung. Wir schliefen und griffen am Morgen eine letzte Gruppe von drei Bunkern an, die nicht bemerkt worden waren. Die Japaner leisteten nur wenig Widerstand, und wir machten einige weitere Gefangene. Sie waren verzagt und unterwürfig und standen mit gesenkten Köpfen herum. Wir hatten ihnen den letzten Rest Mut geraubt.
    Unsere Ärzte kümmerten sich um jeden. Bahrenträger waren damit beschäftigt, die Verwundeten auf Maultiere zu laden. Ich ging hin, und da war auch Geordie Wilkinson, den man auf eines der schwarzen Ungeheuer geschnallt hatte. »Geordie, alter Junge!«
    Er sah schrecklich aus. Sein Gesicht war kalkweiß, von seiner Sonnenbräune war nichts mehr übrig. Seine ganze Uniform war dunkel von Blut. Der Verband um seinen Bauch war ebenfalls mit Blut getränkt. Ein weiterer Verband um seinen Oberschenkel war sauberer, obgleich auch dort Blut zu sehen war.
    Er schlug die Augen auf. Ich stand neben ihm und ver suchte ihn anzulächeln. »Willst du ’ne Zigarette, Kum pel? Wie wär’s denn mit einer echten englischen Players?«
    Er bewegte den Kopf. Seine Augen fielen wieder zu, und er sagte ganz deutlich: »Sie haben mich voll erwischt, alter Freund … Ich glaube, ich mach’s nicht mehr lange.«
    Ich ergriff seine Hand. »Du kommst in Ordnung, Ge ordie. Sie flicken dich wieder zusammen. Wir bringen dich zur Straße hinunter. Die Japse scheinen die Schwänze einzuziehen, wußtest du das? Sie machen sich in die Hose.«
    »Ich hab’ meine Eingeweide heraushängen sehen, Freundchen.«
    Ein Sanitäter kam heran, so müde, dreckig und unrasiert wie die anderen von uns, und ging an der Gruppe Maultiere entlang. Er schob mich beiseite, um Geordies Haltegurte zu untersuchen.
    »Ist er –?« fragte ich.
    »Wir bringen sie gleich weg. Dieser Bursche hat eine Dosis Morphium bekommen, damit er keine Schmerzen hat. Ist er ein Freund von dir?«
    Ich biß mir auf die Unterlippe. »Einer der besten«, sagte ich, und aus irgendeinem Grund mußte ich bei den Worten weinen.
    Ich hatte in meiner Munitionstasche auch das Bild von Hanuman. Ich holte es heraus und schob es, zerknittert, wie es war, unter Geordies Hemd auf seine schweißfeuchte Brust.
    »Das ist der alten Affengott, Geordie, weißt du noch? Der Affengott … Paßt auf dich auf!«
    »Der Affengott …«
    Geordie war der einzige Kerl in der ganzen Einheit gewesen, der mich wegen Hanuman, Wischnu und den anderen nicht ausgelacht hatte. Während ich in sein bleiches, häßliches Gesicht sah, kamen mir erneut die Tränen, und ich wandte den Kopf ab.
    Als ich wieder aufblickte, trabten die Maultiere bereits durch die nächsten Bäume davon. Geordie hatte wirklich großes Glück, wenn er es bis zum Hauptlazarett schaffte.
    Wir hatten den Aradura gesichert. Doch die Lageberichte, die bei uns eintrafen, waren erschreckend schlecht. Niemand sonst hatte auf dem verhängnisvollen Aradura irgendwelchen Grund zur Freude. Die Welchs waren zum Rückzug gezwungen worden. Wir waren allein auf dem Aradura, und die Situation sah sehr ernst aus. Wir erhielten den Befehl, uns einzugraben.
    Vertraute Gesichter fehlten mir. Mein alter Kumpel Chota Morris war von Granaten getötet worden, während er den ersten Zug anführte. Ginger Gascadden war gefallen. Es war am Ende doch ein schlimmer Tag, trotz des allgemeinen Auftriebs, der von unserem Erfolg herrührte; alle waren sehr still.
    Erst spät am Nachmittag gab es Anlaß zum Jubeln. Unsere hohe Position gestattete uns einen Blick auf die Straße. Sie schlängelte sich unter uns durch die Berge. Wir konnten Reisfelder sehen, auf denen Nagas ihrer Arbeit nachgingen, als wäre alles so normal und friedlich wie sonst. Eine unserer mobilen Einheiten war auf der Straße unterwegs. Es würde wohl nicht allzu lange dauern, bis
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