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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat
Autoren: Brian W. Aldiss
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wir Suppe und Rum. Irgendwie fanden wir danach die Kraft zu kämpfen.
    Es war mörderisch. Ich hatte das Funkgerät zurückgelassen, hielt eine Maschinenpistole an der Hüfte im Anschlag und brüllte wie ein Irrer. Ich hatte Feather neben mir, der das Bajonett aufgepflanzt hatte und ebenfalls brüllte, und Ernie auf der anderen Seite, der Handgranaten warf, damit die Schweinekerle in Deckung blieben. Aber sie beharkten uns aus der Sicherheit ihrer Bunker mit schwerem Feuer, und wir stürmten bergauf und gaben gute Ziele ab.
    Dave Feather fiel praktisch sofort. Dutt und ich stürmten weiter, aber es war Wahnsinn, und von überallher drangen Schreie zu uns. Wir waren nur noch wenige Me ter von den Bunkern entfernt, als Ernie ebenfalls umkippte. Ich konnte die Schießscharten der Bunker sehen und warf mich neben Ernie zu Boden.
    Er war ins Bein getroffen worden, durch den Oberschenkel, und schluchzte haltlos. Ich schnappte mir seine Handgranaten, fing an, sie so weit wie möglich zu werfen, und zielte dabei auf die Schießscharten des Bunkers vor uns. Von einem anderen Bunker aus wurde ein Kreuzfeuer eröffnet. Man konnte meinen, daß sämtliche Japaner ausschließlich auf uns schossen. Genaugenommen auf mich.
    Sie trafen den armen Ernie noch einmal. Ich spürte, wie die Kugeln in ihn einschlugen. Er gab keinen Laut mehr von sich.
    Ich war wie besessen. Ernies Körper spendete mir etwas Schutz. Ich fuhr fort, Handgranaten zu werfen. Ich hatte Glück und schaffte es, mit einer einen der Schlitze zu treffen. Ich lag nahe genug, um ihre Rufe zu hören. Es gab eine Explosion, dann Schreie. Dann begann ihr verdammtes Maschinengewehr wieder zu feuern. Vielleicht hatte sich einer dieser kleinen Sauhunde einfach auf die Granate geworfen und so seine Kameraden gerettet.
    Ich blieb, wo ich war, und scharrte mir hinter Ernies Leiche eine kleine Vertiefung. Was mit dem Rest meiner Gruppe passiert war, wußte ich nicht. Nach einer Weile hörte ich Gor-Blimey pfeifen, dann seine Stimme, die rief: »Bleibt in Deckung, und euch kann nichts passieren! Haltet die Köpfe unten!«
    Er mußte völlig den Verstand verloren haben, wenn er annahm, ich wäre in der Lage gewesen, meinen Kopf auch nur einen verdammten Millimeter zu heben! Ich war nicht der einzige, der im Niemandsland festhing, und eine zweite Attacke würde gleich kommen. Ich krallte mich in den Schlamm. Das Feuer war verstummt bis auf einige regelmäßige Salven von beiden Seiten, die dafür sorgen sollten, daß wir in unseren Stellungen hocken blieben. Das ist es, was in den Berichten gerne als »Feu erpause« bezeichnet wird.
    Die B-Kompanie, die seitlich von uns lag, hatte Glück im Unglück gehabt. Sie sah sich plötzlich frischen Gräben gegenüber, in denen die Japse eines unserer Fünfundzwanzig-Pfünder-Geschütze aufgebaut hatten. Die B-Kompanie griff an und schaffte es, die Stellung zu überrennen und das Geschütz zu erobern. Ein japanischer Gegenangriff konnte abgewehrt werden, und eine Abtei lung nahm das Geschütz mit, während die restlichen Leu te einen weiteren Gegenangriff abwehrten. Von den Japanern wurde schweres Granatwerferfeuer angefordert, und viele unserer Männer kamen um, aber der Rest hatte die Kanone und einige Granaten in unseren Frontbereich schaffen können. Unter Inskipps Kommando brachten sie die Kanone in Stellung. Und nun feuerte sie aus allernächster Nähe auf diese verdammten japanischen Bunker.
    Ehe ich überhaupt begriff, was los war, regnete es um mich herum Granaten. Entsetzt verkroch ich mich unter Ernie Dutts Leiche, jetzt ging der gleiche Bunker, in den ich meine Handgranate geworfen hatte, in Flammen auf. Die Japse mußten darin ein Benzinlager angelegt haben.
    Unsere tapferen Burschen bereiteten sich auf einen weiteren Sturmangriff vor. Die MGs konzentrierten ihr Feuer auf eine Bunkergruppe, der Fünfundzwanzig-Pfünder auf eine andere. Die Entfernung betrug etwa vierzig Meter. Ganz bestimmt würden die Japaner einem solchen Stahlgewitter nicht lange standhalten können.
    Doch kaum waren wir auf den Beinen und stürmten vorwärts, als wieder dieser unglaubliche tödliche Geschoßregen auf uns zuraste. Wir rannten weiter. Man mußte weiterrennen. Es gab verdammt nochmal nichts anderes, als zu rennen, zu schießen und weiterzurennen.
    Ich war mir gar nicht bewußt, daß ich aufsprang und losstürmte. Es passierte einfach. Ich sah – und erst später begriff ich es richtig – Jackie Tertis’ Kindergesicht, das in einem Wutschrei
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