Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn
Autoren: Matt Beynon Rees
Vom Netzwerk:
ausradieren können. Aber als Sie mit mir geredet haben, dachte ich, dass ich mir selbst vielleicht noch eine Chance geben könnte.«
    »Du bist aber ein gewaltiges Risiko eingegangen.«
    »Ich bin bereit, den Preis für alles zu zahlen.« Ismail musterte Omar Jussufs Gesicht, als sähe er einen lieben Freund zum letzten Mal. »So, wie ich auch bereit war, mit meinem Leben zu bezahlen, wenn ich den Präsidenten ermordet hätte.«
    »Ich bin froh, dass du dich für diesen Weg entschieden hast. Aber ich fürchte, dass du für das, was du getan hast, hier in Amerika ins Gefängnis kommst.«
    »Das ertrage ich.«
    »Sobald du entlassen wirst, wird der Islamische Dschihad versuchen, dich aufzuspüren«, sagte Omar Jussuf. »Ich habe dir verziehen, aber ich bezweifle, dass auch sie das tun. Sie haben von dir erwartet, dass du den Präsidenten umbringst, statt dir einen Scherz mit ihm zu erlauben.«
    »Das stimmt. Sie werden hinter mir her sein.«
    »Könntest du untertauchen wie Nisar?«
    »Der Dschihad erwischt mich immer. Am Ende werden sie auch Nisar finden, genauso, wie ich für sie Marwan Hammija aufgespürt habe.«
    »Dann warst du es also, der Marwan wieder ins Drogengeschäft gezwungen hat?«
    »Ich habe ihn erpresst, damit er für uns ein Drogengeschäft abwickelt. Ich habe ihn mit Nisar und Raschid zusammengebracht. Ich habe die ganze Sache organisiert. Leider habe ich nicht auf Nisars, nun ja, Ablenkungen geachtet.«
    Omar Jussuf hörte, dass hinten im Flur gegen eine Tür gehämmert wurde. »Das Mädchen?«
    »Ich habe erst von ihr erfahren, nachdem Nisar den Mord schon begangen hatte.«
    »Welchen Mord? Er hat Raschid und Ranias Vater umgebracht.«
    Ismail schüttelte den Kopf. »In der Nacht, in der Ranias Vater starb, habe ich vor dem Café auf Nisar gewartet. Ich dachte, er brauche Geld und wolle versuchen, etwas von Marwan zu bekommen. Aber Nisar ist gar nicht zum Café gekommen.«
    »Wer hat Marwan dann umgebracht?«, sagte Omar Jussuf. »Hast du es getan, Ismail? Hat er mit dem Islamischen Dschihad irgendwie ein Doppelspiel gespielt?«
    Der Junge neigte den Kopf nach links und rechts wie zu einem launigen Bittgesuch. »Nicht schuldig, Ustas .«
    Schritte schwerer Stiefel hallten durch den Flur. Die Tür ging auf, und Oberst Chatib trat ein. Er hob einen Python-Colt, der selbst noch in seiner großen Hand riesig wirkte, und richtete ihn auf Omar Jussuf. »Ich wusste, dass Sie ein blödes Arschloch sind, Schulmeister«, sagte er, »aber nicht, dass Sie derartig blöd sind.«
    Omar Jussuf starrte in den breiten Lauf der Waffe. Er schien sich aufzublähen wie die wütend geweiteten Nasenlöcher des Mannes, der sie hielt. Omar Jussufs Mund war trocken. Seine Eingeweide verkrampften sich.
    »Ich bin der, den Sie suchen.« Ismail legte seine Pistole aufs Pult und hob die Hände.
    »Sind Sie der Scheißdolmetscher?« Oberst Chatibs Stimme war so heiser, als hätte er die vergangene Nacht brüllend in einer überfüllten Bar verbracht.
    »Nein, ich bin der Dolmetscher.« Chatib richtete seinen großen Revolver auf den jungen Mann, der gefesselt auf dem Stuhl saß. Der Mann kreischte. »Nein, ich bin doch nur der Dolmetscher!«
    »Er hat die Übersetzung der Präsidentenrede nicht gemacht«, sagte Omar Jussuf.
    Chatib zischte durch seine gefletschten Zähne. »Wer war das?«
    »Ich war das.« Ismail saß kerzengerade. »Ich habe die Absicht, Dolmetschen zu meinem neuen Beruf zu machen.«
    »Dolmetschen? Du Schweinehund«, sagte Chatib.
    Omar Jussuf ging auf Ismail zu. »Als mir Nisar die Zeitungsanzeige gezeigt hat, habe ich mich an den Satz der Assassinen erinnert, ›er, der den Tod von Königen in den Händen hält‹. Ich wollte einfach nicht glauben, dass der fröhliche Junge, den ich einmal kannte, zu diesem Mann geworden war. Ich bin froh, dass du deine Meinung geändert hast.«
    Ismail nahm Omar Jussufs Hand und strich liebevoll über sein Handgelenk. Omar Jussuf lächelte und erwiderte den Druck, aber der junge Mann wurde blass, als er seinem alten Lehrer über die Schulter sah. Er flüsterte das Glaubensbekenntnis: »Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist Allahs Prophet.«
    Omar Jussuf folgte Ismails Blick und sah, dass Oberst Chatib mit erhobenem Colt vortrat. Der Knall war enorm. Ismails Hand entglitt Omar Jussufs Griff, als sein Körper rückwärts gegen das Pult taumelte und gegen das Kabinenfenster fiel. Oberst Chatib hatte ihm durch die Brust geschossen. Einige Delegierte im Saal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher