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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn
Autoren: Matt Beynon Rees
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die kühle Luft.
    »Eine Frau soll immer dann so ein Rischtaje kochen, wenn sie sich etwas wünscht«, sagte Omar Jussuf und deutete auf das Gericht. »Was wünscht sich deine Großmutter heute?«
    »Vielleicht hofft sie, dass Onkel Ala hierbleibt und dass du nie wieder zu einer UN-Konferenz reisen musst.«
    Dann bin ich froh, dass sie das gekocht hat , dachte Omar Jussuf.
    Sein jüngster Sohn kam aus dem Wohnzimmer. Er trug Dahud Huckepack, und Miral boxte ihm spielerisch in den Bauch. Ala tat so, als ringe er mit dem zehnjährigen Jungen, den Omar Jussuf nach dem Tod seiner Eltern adoptiert hatte. Dann ließ er das dünne Kind an seinem Körper zu Boden gleiten und wies es an, sich zu setzen.
    Ala lächelte, und der ausgelassen Ausdruck auf seinem Gesicht verschaffte Omar Jussuf, der sich so große Sorgen um ihn gemacht hatte, ein tiefes Gefühl der Erleichterung. »Mama hat Musakhan gemacht, Papa«, sagte der junge Mann.
    Marjam kam mit einem Teller mit gebratenem und gebackenem Hähnchen auf Fladenbrot mit gedünsteten Zwiebeln und rotem Gewürzsumach in Olivenöl. »Setz dich, Omar, mein Liebling. Zu Ehren seiner Rückkehr bekommt Ala zuerst. Ich habe sein Leibgericht gekocht.«
    »Auf deine doppelte Gesundheit, o Ala.« Omar Jussuf setzte sich auf seinen Platz am Kopfende des Tisches. Sein ältester Sohn Ramis kam mit seinem Jungen, dem kleinen Omar, aus der Wohnung im Souterrain, und Ramis’ Frau verteilte Teller mit grünen Oliven, Petersiliensalat und kaltem Mutabbal aus Auberginen und Sesampaste. In Vorfreude auf das köstliche Räucheraroma der Auberginen und den milchigen Sesamgeschmack rollte Omar Jussuf die Zunge im Mund herum.
    Ala brachte die Kinder zum Lachen, als er beim Essen die Augen schloss und vor Vergnügen grunzte. Marjam lud ihm noch mehr Hähnchen auf den Teller. »Amerikaner sollen ja fett sein«, sagte sie. »Warum bist du so abgemagert aus New York zurückgekehrt, Ala?«
    »Er hat sich nach den Kochkünsten seiner Mutter gesehnt«, sagte Omar Jussuf. »Und ich auch. Ich bin da fast verhungert.«
    Marjam klopfte Omar Jussuf auf sein Bäuchlein. »Dann sollte die UN dich bezahlen, dass du noch einmal drei Monate dort verbringen kannst.«
    Nach dem Essen kitzelte Ala Nadia, als sie die Teller in die Küche trug, und der kleine Omar schlief auf dem Schoß seines Vaters ein. Ich werde wohl nie eine Huri zu Gesicht bekommen, dachte Omar Jussuf, indem er sie alle beobachtete, aber diese Familie ist der Teil des Paradieses, für den ich mein Leben opfern würde .
    Im Wohnzimmer setzte er sich auf das Goldbrokatsofa, wartete auf seinen Tee und schaltete einen arabischen TV-Nachrichtensender ein. Während eines Berichts über die langwierigen Friedensverhandlungen mit den Israelis schweiften Omar Jussufs Gedanken ab. Er nahm sich vor, nach dem Tee die Familien Raschids, Nisars und Ismails aufzusuchen, um ihnen sein Beileid auszusprechen. Er würde nur von der Zeit reden, in der er ihr Lehrer gewesen war. Ihre Verwandten brauchten nicht zu wissen, dass sie geplant hatten, den Präsidenten zu ermorden und dass einer von ihnen seinen ältesten Freund umgebracht hatte. Er würde an jene Tage erinnern, in denen sie eine Bande unschuldiger Assassinen gewesen waren.
    Auf dem syrischen Perlmutttischchen klingelte das Telefon. Omar Jussuf hantierte mit der Fernbedienung herum, bis er die Stummtaste fand und den Fernseher zum Schweigen brachte.
    »Seien Sie gegrüßt, Ustas Abu Ramis.« Durch die knisternde Leitung klang die kräftige Stimme weit entfernt.
    »Hamsa? Zweifach gegrüßt. Wie geht’s?«
    »Allah sei Dank. Allah segne Sie, lieber Ustas Abu Ramis.«
    »Sein Segen gelte Ihnen. Wie spät ist es bei Ihnen?«
    »In New York ist es sechs Uhr morgens, aber ich war die ganze Nacht wach. Wir haben den Drogenring des Islamischen Dschihad eingebuchtet.«
    »Glückwunsch.«
    »Tausend Glückwünsche an Sie, mein lieber Freund.«
    »Wieso an mich?«
    »Ihre Entdeckung des Gebetsplans der Alamut-Moschee hat uns auf die Spur dieser Männer gebracht. Sie haben gesehen, dass jede Woche eine Gebetszeit um jeweils eine Stunde verschoben war und vermutet, dass es sich dabei um einen Code handelte.« Hamsas Stimme war heiser vor Aufregung und Übermüdung. »Sie haben die Tabellen in den Wohnungen von Nisar und Marwan gefunden. Beide Männer waren in das Drogengeschäft verwickelt, und deshalb habe ich mir gedacht, dass die frei gewordenen Gebetszeiten die Termine markierten, an denen die Drogen in Marwans Café
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