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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn
Autoren: Matt Beynon Rees
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des Hügels der Geburtskirche aufgewachsen.«
    »Ich kenne die Abajats«, sagte Omar Jussuf. »Sie sind aus dem Ta’amra-Clan.«
    Hamsa grinste breit. »Willkommen, willkommen in New York.«
    »Leider ist das ja ein unwillkommenes Willkommen.« Omar Jussuf stieß ein bitteres Lachen aus. Er wunderte sich, dass er sich dem Polizisten so nah fühlte, nur weil sie beide aus der gleichen Heimatstadt kamen. Ich muss mir in dieser Stadt noch viel verlorener vorkommen als ich angenommen habe , dachte er.
    Die Sergeantin kam aus dem Flur und sah Omar Jussuf an. »Das Opfer ist Palästinenser?«
    »Das ist richtig«, sagte Omar Jussuf.
    Sie wandte sich an den arabischen Polizisten. »Das hier haben wir in den Taschen des Opfers gefunden.« Sie hielt einen transparenten Plastikbeutel für Beweisstücke hoch, in dem ein blauer Reisepass lag. »Jordanischer Pass, weist Inhaber als Nisar Fajes Chaled Jado aus, geboren in Bethlehem, Westjordanland, 18. April 1984. Wieso hat dieser Bursche einen jordanischen Pass, wenn er Palästinenser ist?«
    »Die Palästinenser haben keinen Staat, also haben sie auch keine eigenen Pässe«, sagte Hamsa. »Jedenfalls keine, die etwas taugen.«
    Die Sergeantin schwenkte den jordanischen Pass. »Sie sind doch in Bethlehem geboren, Hamsa. Haben Sie auch so einen Pass?«
    »Ich habe einen amerikanischen Pass, Sergeantin.«
    »Schon recht, schon recht.« Die Frau lächelte und schwenkte eine andere Plastiktüte. »Brieftasche enthält Führerschein des Staates New York, Bankkarte, Sozialversicherungskarte, alle ausgestellt auf den Namen besagten Nisar Fajes Chaled Jado, wohnhaft an dieser Anschrift. Ein paar Tickets für den Cyclone in Coney Island und auch für so eine Paintballsache da draußen – der Junge liebte wohl den Nervenkitzel. Dann hätten wir noch diesen Beutel hier. Was steht da, Hamsa? Das ist Arabisch, nicht wahr?«
    »Was ist Paintball?«, fragte Omar Jussuf.
    »Totschießen aus Spaß«, murmelte Hamsa und griff nach dem letzten Plastikbeutel. In ihm befand sich ein Blatt rosa Briefpapier, das mit einer zierlichen Handschrift beschrieben war.
    Omar Jussuf merkte, dass Ala aufblickte, als der Polizist vorlas.
    »Es ist ein Brief von jemandem namens Rania. Sie schreibt an diesen Nisar«, sagte Hamsa.
    »Was schreibt sie denn?«, hakte die Sergeantin nach.
    Hamsa räusperte sich. »Es ist ein Liebesbrief.«
    »Los doch, nicht so schüchtern. Übersetzen.«
    »Ich möchte wieder bei dir sein und deine Nähe spüren –« Der große Polizist hielt inne. »Es gehört sich nicht, das hier vorzulesen. Es ist sehr – detailliert.«
    Ala hielt den Atem an.
    Die Sergeantin nahm den Brief an sich. »Okay, gut, dann gehen wir eben wieder ins einschlägige Haus, dämpfen das Licht, und Sie lesen mir den Brief der romantischen Rania bei einem gepflegten perlenden Kelch Chateau Budweiser vor.« Sie wandte sich dem Schlafzimmer zu, hielt inne und zeigte auf das kleinere Zimmer. »Wessen Zimmer ist das?«
    »Das von meinem Mitbewohner Raschid«, murmelte Ala.
    »Raschid? Nehmen Sie dessen vollständige Personalien auf, Hamsa.« Sie ging wieder zu der Leiche.
    Der arabische Polizist zückte ein schmales Notizbuch, das in seiner großen Hand winzig wirkte. Er rieb sich das Kinn, hob die Augenbrauen und sah Ala an.
    Der Junge senkte den Blick auf Hamsas braune Stiefel. Seine Lippe kräuselte sich, als ob ihm schwindelig sei. »Er heißt Raschid Takruri«, sagte er.
    »Wo ist er?«
    »Vielleicht arbeitet er. Er fährt Taxi. Hat Nisar auch gemacht. Sie waren wie Brüder.«
    »Das macht ihn zu einem Hauptverdächtigen – es ist eine Spezialität von uns Palästinensern, unsere Brüder umzubringen.« Hamsa wackelte mit den Fingern. »Seine Beschreibung?«
    Wie ein widerspenstiger Teenager zuckte Ala mit den Schultern. »Raschid ist ungefähr so groß wie ich, ein bisschen kleiner. Wir drei haben uns gegenseitig mit Klamotten ausgeholfen, ausgenommen ein paar von Nisars teureren Sachen; damit war er sehr eigen. Jedenfalls ist Raschid schlank und hat dunkles, nach hinten gekämmtes Haar. Er ist glatt rasiert. Er raucht Kette, und er ist sehr nervös.«
    »Hat er einen schwarzen Mantel?«, fragte Omar Jussuf.
    »Ja«, sagte Ala.
    Der Polizist starrte Omar Jussuf an, stellte jedoch Ala die nächste Frage. »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Gestern Abend, als ich rausgegangen bin, um meine Taxinachtschicht zu schieben.«
    »Irgendetwas Ungewöhnliches? Wirkte er besonders nervös oder
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