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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin
Autoren: Andrew Britton
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nach Marshall vor Ort. Sie hatten laut und großtuerisch die besten Plätze für ihre Kameras in Beschlag genommen, und gerade das hatte Zaid vermeiden wollen. Die Anwesenheit von zwei Fernsehsendern hatte den Rest der Medienmeute auf den Plan gerufen, und jetzt schien jeder in Bagdad tätige Journalist auf die Ankunft des prominenten Besuchers zu warten. Zaid litt. Nachdem Hoffman anfänglich eine gute Sicht gehabt hatte, sah er jetzt durch sein Objektiv nur noch eine Kamera der Konkurrenz und die aufgedonnerte Frisur der Korrespondentin von CBS News.

    »Wir müssen einen besseren Platz finden«, sagte Hoffman schließlich. »Von hier aus habe ich ihn keine fünf Sekunden im Bild, und das wäre der günstigste Fall. Für das Interview sehe ich schwarz. Wahrscheinlich versteht er bei dem Stimmengewirr kein Wort.«
    Zaid rollte genervt die Augen. Obwohl Hoffman in New Hampshire aufgewachsen war, kultivierte er einen britischen Akzent und britische Redensweisen. Zuerst hatte sie es achselzuckend abgetan und das Ganze eher für einen Scherz gehalten, doch dann, keine zwei Wochen nach Beginn ihrer Zusammenarbeit, hatte sie frustriert feststellen müssen, wie ernst es Hoffmann mit seinem »britischen Erbe« nahm. Sie hatte ihn mehrfach auf seine ärgerlichen Manierismen hingewiesen, doch diesmal sah sie darüber hinweg, um zu überlegen, von wo aus sie die beste Sicht haben würden. Die Galerie im ersten Stock war nicht geeignet, das konnte sie von hier erkennen, außerdem schien Sicherheitspersonal die Treppe zu blockieren. Ein Rückzug aus dem Gewühl war keine Option, denn die Zuschauer wollten die Illusion des unmittelbaren Dabeiseins. Aber auch vorzügliches Bildmaterial. Ein anständiger Kompromiss schien ausgeschlossen, und Hoffmann machte keine Anstalten, ihn zu finden.
    »Ich für meinen Teil wäre überrascht, wenn er überhaupt auftaucht«, bemerkte er in einem schleppenden Tonfall. »Sobald er spitzkriegt, dass die Medien hier sind, wird er es wahrscheinlich vorziehen, in der Internationalen Zone zu bleiben. Falls er tatsächlich vorhatte, hierherzukommen, hätte er schon vor einer Stunde da sein müssen.«
    »Er wird kommen«, sagte Zaid, darum bemüht, ihre eigenen Zweifel zu verdrängen. Obwohl die von Sunniten dominierten Aufständischen sich in letzter Zeit überraschend zurückgehalten
hatten, war die Zahl der Anschläge seit 2003 stetig gestiegen, um etwa vierzehn Prozent pro Jahr. Angesichts der zunehmenden Gefahr waren in den großen Hotels der irakischen Hauptstadt - insbesondere in denen, wo hauptsächlich Europäer und Amerikaner abstiegen - die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden, doch die Bedrohung war weiterhin sehr real. »Dieses Gebäude gleicht einer Festung, Tim. Hast du das Tor da draußen nicht gesehen? Außerdem wird der Mann von Leibwächtern und einer Polizeieskorte beschützt. Er wird kommen. Verlass dich drauf.«
     
    Während Zaid in der Hotelhalle nach einem geeigneten Platz suchte, standen Polizisten in Zivil, die die Journalisten von Anfang an überwacht hatten, in Funkkontakt mit zwei Kollegen, die an beiden Enden der Abu-Nuwas-Straße postiert waren, jeweils dreihundert Meter vom Babylon Hotel entfernt. Die Männer des Voraustrupps gehörten zur irakischen Polizei. Ausgewählt nach ihrer religiösen und politischen Orientierung, waren alle Schiiten und gehörten größtenteils der Dawa-Partei an - wie die Politiker, die sie beschützen sollten. Von der Galerie im ersten Stock aus beobachteten sie, ob sich unter ihnen etwas Verdächtiges tat, und hielten permanent Funkkontakt zu dem ersten Auto des sich nähernden Konvois.
    Fünf Minuten später bremste mit quietschenden Reifen ein schwarzer Ford Explorer vor dem Hotel, aus dem vier weitere Polizisten sprangen, alle mit einem M4A1-Schnellfeuergewehr und einer Beretta M9 bewaffnet, die von den Amerikanern stammten. Zwei positionierten sich auf der anderen Straßenseite, zwei vor dem Hotel, um die Insassen des nachfolgenden Autos zu schützen. Die Techniken des Personenschutzes hatten sie schon vor Jahren von Ausbildern des Diplomatic Security
Service gelernt, einer dem amerikanischen Außenministerium angegliederten Spezialeinheit. Sie befolgten die Verhaltensweisen präzise und gaben über Funk durch, die Luft sei rein. Einen Augenblick später tauchte ein weißer Mercedes auf und bremste neben dem Bordstein. Einer der irakischen Leibwächter öffnete den Schlag, und ein Mann stieg aus, sorgfältig darauf achtend, nicht in
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