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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau
Autoren: Andreas Gößling
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Fackel in Händen, die er mit einer eleganten, fast tänzerischen Bewegung auf Eure Kutsche hinuntertrudeln ließ.
    Ich erwachte von Euren Hilfeschreien, Katharina. Bitte antwortet nicht.

NACHWORT
     
     
    So phantastisch manche Personen und Ereignisse in diesem Roman erscheinen mögen, sehr vieles davon ist historisch verbürgt. Das gilt für Kaiser Rudolf II. (1552-1612), den »Alchimisten auf dem Kaiserthron«, und seine Mätresse Katharina Stradová, aber auch für den unglücklichen Don Julius Caesar d’Austria (1587-1609) und Markéta Pichlerová. Als herausragender Sammler und Mäzen förderte Rudolf die schönen Künste, namentlich Malerei und Bildhauerei, und trug in seinen Kunst-und Wunderkammern einzigartige Schätze aus Artefakten und Kuriositäten zusammen, darunter die im Roman erwähnte Gralsschale und das so genannte Ainkurn. Zudem begründete er eine alchimistische Akademie, versammelte die bekanntesten Alchimisten und Astrologen, Mathematiker und Scharlatane seiner Zeit am Kaiserhof zu Prag und ließ sich auch seinerseits als Adept von den haarsträubenden Wundern der magischen Wissenschaft faszinieren; etwa vom Zitterling tremella nestoc, in dem nach alchimistischer Überzeugung nichts Geringeres als der Weltgeist enthalten ist und der sich tatsächlich bei den ersten Sonnenstrahlen in Luft auflöst.
    Wahr ist auch, dass Rudolf seinem ältesten »natürlichen Sohn« die Krumauer Residenz übertrug. Dort näherte sich Don Julius der Tochter des örtlichen Baders Sigmund Pichler. Diese Liaison ging auch in der historischen Wirklichkeit weder für den Kaiserbastard noch für Markéta Pichlerová glücklich aus: Der ererbte Wahnsinn, die »Habsburger Umnachtung«, verleitete den Unseligen, seine Geliebte zu ermorden. Nach dieser Bluttat, die unter den Krumauer Bürgern, aber auch in der Aristokratie halb Europas helle Empörung hervorrief, ließ Rudolf II. seinen Bastardsohn im Turm zu Krumau einsperren und von seiner eigenen Garde bewachen, bis Don Julius im Sommer 1609 durch einen Sprung aus dem Verliesfenster seinem Leben ein Ende setzte.
    Der wahre Wahn der Epoche war die Alchemie. Nicht allein Rudolf II. oder Wilhelm von Rosenberg, sondern nahezu jeder Gebildete – die Ungebildeten ohnehin – glaubte an die zauberischen Fähigkeiten der Schwarzkünstler, Blei in Gold zu verwandeln, den »Stein der Weisen« herzustellen und sogar menschliches Leben aus der Retorte zu erschaffen. Die im Roman geschilderte Goldprobe hat der berühmte Alchimist Edward Kelley tatsächlich vor Kaiser Rudolfs Augen abgelegt.
    Kurz darauf versank die rudolfinische Welt im Chaos des Dreißigjährigen Krieges, die Kunst-und Wundersammlungen des Alchimistenkaisers wurden in alle Winde zerstreut. Manche Träume und Alpträume seiner Epoche aber elektrisieren die Menschheit noch immer: Während Sie diese Zeilen lesen, arbeiten Wissenschaftler in verborgenen Laboren daran, Kreaturen in der »gläsernen Mutter« zu erschaffen – heute wie vor vierhundert Jahren.
     
    Coburg, im Frühjahr 2004 Andreas Gößling
     

DANKSAGUNG
     
    Für kritisch-konstruktive Begleitung dieses Projektes danke ich meiner Frau Anne Löhr-Gößling, meinem Agenten Roman Hocke und meinem Lektor Lothar Strüh sowie allen mutigen Testleserinnen und -lesern, die sich ins alchimistische Romangewölbe wagten und mit hilfreichen Kommentaren zurückkehrten, insbesondere Sissy de Leu, Gerda Löhr und Dr. Jutta Szostak.

FREMDSPRACHIGE BEGRIFFE UND SENTENZEN
     
    Seite 87:
    Studio philosophorum comparatur putrefactio chemica – ut per solutionem corpora solvuntur, ita per cognitionem resolvuntur philosophorum dubia:
    »Die chemische Faulung kann dem Studium der Philosophen verglichen werden – wie durch die Lösung die Minerale aufgelöst werden, so werden die Zweifel der Philosophen durch die Erkenntnis aufgelöst.«
     
    Seite 177:
    Fliehender Knabe / flüchtiger Hirsch: servus bzw. cervus fugitivus
     
    Seite 278:
    Podagra und Chiagra: Gicht der unteren und oberen Extremitäten
     
    Seite 286 f.:
    Das von Johanna und den Nonnen gesungene Lied stammt von Novalis, dem Erfinder des poetischen Mittelalters, in dem auch dieser Roman spielt.
     
    Seite 339:
    Mais precisément, mon Camem-bert! … Plaisir, c’est mon désir. »Aber ganz genau, mein Käse-Berti! Vergnügen ist mein Begehr.«
     
    Seite 414:
    Nihil mehercle vita est aliud, nisi mummia quaedam balsamita, conservans mortale corpus a mortalibus vermibus et aestphara, cum impressa liquoris
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