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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible
Autoren: Andrew Britton
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Karakorum-Highway wurden Pässe und Visen regelmäßig kontrolliert, doch dies war keine der dafür vorgesehenen Stellen. Soweit sie wusste, waren es bis zum nächsten pakistanischen Checkpoint noch etliche Kilometer. Die Spannungen zwischen der Regierung General Musharrafs und der des indischen Premierministers Manmohan Singh hatten sich während der letzten Monate ständig verschärft, doch dieser Zwischenfall war für sie der erste handfeste Beweis für die eskalierende Lage.
    Blieb zu hoffen, dass es um etwas anderes ging. Hier hatte es schon immer Probleme mit Banditen gegeben, obwohl man sich durch die richtigen Vorsichtsmaßnahmen gut gegen sie schützen konnte. Dazu gehörte, nach Einbruch der Dunkelheit nicht allein unterwegs zu sein. Doch jetzt, mitten am Nachmittag, war es hell, und sie befanden sich nicht in der Nähe der schwer bewachten Grenzlinie des zwischen Pakistan und Indien umstrittenen Territoriums. Eigentlich konnten die Umstände für Reisende auf dem Karakorum-Highway nicht günstiger sein.
    Der Bus hielt an, die Tür neben dem Fahrersitz öffnete sich geräuschvoll. Die Luft im Inneren wirkte ungewöhnlich stickig, keiner der Reisenden sagte ein Wort. Alle warteten, was passieren würde, auch Rebeka. Dann tauchte neben dem Busfahrer ein Mann auf, und die Spannung schien nachzulassen. Der Fremde trug die Uniform eines Hauptmanns der pakistanischen Armee und ließ den Blick über die Insassen des Busses schweifen. Rebeka glaubte, wieder unbeschwerter zu atmen, und war nicht weiter beunruhigt, als der Hauptmann
die Reisenden bat, aus dem Bus zu steigen und die Pässe bereitzuhalten. Weil sie damit rechnete, dass die Soldaten vielleicht ihre persönliche Habe durchwühlen würden, ließ sie das Tagebuch unter ihrer Jacke verschwinden. Es hätte sie nicht gewundert, wenn nach der Durchsuchung ihres Rucksacks etwas gefehlt hätte. Die meisten Dinge darin waren zu ersetzen, aber den Verlust des Tagebuchs hätte sie nicht ertragen.
    Da sie ziemlich weit hinten im Bus saß, musste sie warten, bis die vor ihr sitzenden Reisenden ausgestiegen waren. Während sie sich mit ihren Pässen in der Hand am Straßenrand aufstellten, sah Rebeka eine Chance, die sie sich nicht entgehen lassen wollte. Die Soldaten schienen ganz von ihrer Aufgabe in Anspruch genommen, und sie zog ihre Kamera hervor - eine Canon EOS-1V mit einem 85mm-Objektiv - und hob sie vorsichtig über die untere Kante des Fensters. Sie machte schnell ein paar Schnappschüsse - ohne Blitz - und hoffte, die frustrierten Mienen der Mitreisenden gut eingefangen zu haben. Mit ihrem aktuellen Auftrag hatte das nichts zu tun, aber sie kannte einen Journalisten, der an einem Artikel über Korruption in der pakistanischen Armee schrieb. Vielleicht ließ sich da etwas aus den Bildern herausholen.
    Nach einem halben Dutzend Fotos ließ sie die Kamera sinken und überprüfte, ob jemandem etwas aufgefallen war. Es sah nicht so aus. Jetzt wurde es Zeit, den anderen zu folgen. Der Bus hatte sich fast geleert, und ein junger Soldat ging auf die offene Tür zu.
    Nachdem sie schnell den Film aus der Kamera genommen und gut verpackt in ihrem Rucksack verstaut hatte, stand sie auf, doch da kam der Soldat schon auf sie zu und zeigte auf die Canon. Er sagte etwas, das sie nicht verstand, packte mit der linken Hand ihren freien Arm und streckte die andere nach
dem Fotoapparat aus. Instinktiv zog sie die Kamera zurück, doch der Mann beugte sich vor und schlug sie ihr aus der Hand. Dann musste sie fassungslos mit ansehen, wie er die Canon mit einem Fußtritt in den hinteren Teil des Busses beförderte.
    »Was tun Sie da?«, schrie sie auf Englisch, während sie sich losriss. »Haben Sie eine Ahnung, was so eine Kamera kostet? Sobald wir in Islamabad sind, werde ich …«
    Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Der Soldat versetzte ihr einen Faustschlag in den Magen und verpasste ihr dann eine harte Ohrfeige. Rebeka stieß gegen den Rand des mit einem Kunststoffpolster bezogenen Sitzes. Während sie um Luft rang, stiegen ihr Tränen in die Augen. Für einen Augenblick war sie wie betäubt und wehrte sich nicht, als der Soldat ihr Haar packte und daran riss. Vornübergebeugt und vor Schmerz weinend, brachte sie eine Hand hinter ihren Kopf und versuchte verzweifelt, die Hand des Soldaten aus ihrem Haar zu lösen, während der sie in Richtung des Fahrersitzes zerrte. Vorn angekommen, ließ er sie los und stieß sie unsanft nach draußen.
    Rebeka taumelte durch die
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