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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible
Autoren: Andrew Britton
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lächelnden Empfangsdame zu, die ihn ebenfalls begrüßte und sich wieder ihrem Kreuzworträtsel zuwandte, als er die Treppe zu der im ersten Stock untergebrachten Bar hochstieg. Die alte Eichentür stand offen, das Licht fiel in den Flur. Er trat ein, nahm seine wollene Schiebermütze ab, fuhr sich mit der Hand durch das strähnige schwarze Haar und ging auf die Theke zu. Die Wände waren mit hellem Eichenholz getäfelt und mit langweiligen Drucken geschmückt. Im Kamin brannte Feuer, und die abgewetzten dunkelgrünen Ledersofas passten perfekt zu dem fadenscheinigen Teppich und der dunkelroten Wandbespannung aus Samt hinter der Bar, wo ein mürrischer junger Mann hinter den Zapfhähnen stand. Er hatte gerade ein Bier bestellt, als er in der Nähe eines der großen Fenster eine Bewegung wahrzunehmen glaubte. Er drehte sich um und starrte ein paar Augenblicke den einzigen anderen Gast an. Dann hob er eine Hand zum Gruß und orderte ein zweites Bier, während sich in seinem Kopf die Gedanken jagten. Eine knappe Minute später durchquerte er mit einem Glas in jeder Hand den Raum, angestrengt darüber nachdenkend, was diesen speziellen Besucher um die halbe Welt geführt hatte.
     
    Jonathan Harper saß mit dem Rücken zur Wand, das rechte Bein lässig über das linke geschlagen. Er trug dunkle Jeans,
Wanderstiefel von Merrell und einen grauen Pullover mit V-Ausschnitt, doch trotz der jugendlichen Kleidung wirkte der stellvertretende Direktor der CIA - der zweithöchste Mann beim amerikanischen Auslandsgeheimdienst - sehr viel älter als ein Mann von dreiundvierzig Jahren. Sein ordentlich gekämmtes braunes Haar begann an den Schläfen zu ergrauen, das Gesicht war hager, und er war entsetzlich bleich. Seine persönlichen Eigenheiten schienen so noch stärker hervorzutreten. Er wirkte zerbrechlich, zurückhaltend und resigniert, wie ein alter Mann, der glaubt, sein Ende wäre nah. Doch das war nicht überraschend, und Kealey wusste, dass es schlimmer hätte kommen können. Harper verdankte es nur extremem Glück, dass er überhaupt noch am Leben war.
    Kealey stellte die Biergläser auf die fleckige Tischplatte, zog seine Jacke aus und setzte sich Harper gegenüber. Nachdem sie sich für einen langen Moment in die Augen geblickt hatten, lächelte Harper schließlich, und Kealey schüttelte seine ausgestreckte Hand.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Kealey. Ist lange her.«
    »Kann man sagen.« Kealey lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ungefähr sieben Monate, würde ich schätzen. Seit wann sind Sie hier?«
    »Meine Maschine ist heute Morgen in Kevlavík gelandet, aber der Bus ist erst vor ein paar Stunden hier eingetroffen.«
    »Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Wie geht es Ihnen?«
    »Alles in allem nicht übel.« Harper trank einen kleinen Schluck Bier, hustete heftig und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Die Ärzte sind ganz zufrieden. Das ist doch schon was.«
    »Und Julie?«

    »Der geht’s gut. Meiner Ansicht nach freut sie sich insgeheim, wieder einen Patienten betreuen zu können. Was sie natürlich nie zugeben würde.«
    »Würde mich nicht überraschen«, sagte Kealey, der wusste, dass Harpers Frau jahrelang als Oberschwester in der Mayo Clinic in Rochester in Minnesota gearbeitet hatte, einem der besten Krankenhäuser des Landes. Aber sein Lächeln löste sich auf, als er darüber nachdachte, ob er seine nächste Frage stellen sollte. Dann fasste er sich ein Herz.
    »Was ist mit Jane Doe? Irgendwas Neues an der Front?«
    »Komplette Fehlanzeige. Allmählich glaube ich, dass wir sie nie finden werden. Und selbst wenn, es ist nicht so, als könnten wir sie umgehend dem FBI übergeben. Es gibt einfach nicht genügend Beweise, um sie auch nur anzuklagen. Die Waffe wurde nie gefunden.«
    Kealey nickte bedächtig. Vor acht Monaten hatte der frisch berufene stellvertretende CIA-Direktor einen Mordanschlag in Washington nur knapp überlebt. Es war direkt vor seinem Haus an der General’s Row passiert, als Harper nach seinem morgendlichen Dauerlauf Dehnübungen machte. Als der erste Schuss abgefeuert wurde, hatte Harper den Blick abgewandt. Die Kugel vom Kaliber 22 schlug in seinen Rücken, prallte von der dritten Rippe ab und durchbohrte die rechte Lunge. Die zweite und dritte Kugel trafen den Oberarm, als er sich zu dem Täter umdrehte, und die vierte verfehlte das Herz nur um drei Zentimeter.
    Die Frau war auf Harper zugekommen, während sie feuerte, und als sie zum
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