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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible
Autoren: Andrew Britton
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offene Tür und schlug unglücklich auf dem Boden auf. Sie hörte ein leises Knacken, mit ihrer Schulter war etwas nicht in Ordnung. Obwohl ihr Angst und Verwirrung den Kopf vernebelten, versuchte sie instinktiv, sich auf dem rechten Ellbogen aufzustützen. Es war eine rein automatische Reaktion, aber ein großer Fehler. Ihre Schulter schmerzte so sehr, dass sie laut aufschrie und auf die Seite fiel. Zehn Sekunden später stieg der junge Pakistaner aus dem Bus und ging mit der arg ramponierten Kamera in der Hand an ihr vorbei.
    Die anderen Reisenden hatten begriffen, dass etwas nicht
stimmte, und wollten sich nicht mehr alles gefallen lassen. Rebeka verlagerte das Gewicht auf den linken Ellbogen und schaffte es, sich aufzurichten. Ihr Blick war noch verschwommen, aber sie sah, was um sie herum vorging. Umberto Verga trat vor und schleuderte einem Pakistaner in gebrochenem Punjabi ein paar Worte entgegen. Der Soldat versuchte umgehend, den untersetzten Bergsteiger in die Reihe zurückzustoßen. Vergas schwerer Körper bewegte sich kaum, aber sein Gesicht lief vor Zorn rot an. Er trat erneut einen Schritt vor und stieß das Gewehr des Pakistaners zur Seite. Noch immer benommen, verfolgte Rebeka, wie Verga seine Frage auf Englisch wiederholte, und zwar so laut, dass sie, obwohl zehn Meter entfernt, jedes Wort verstand.
    »Warum schlagen Sie die Frau?«, rief der Sizilianer so entrüstet, dass Speichel aus seinem Mund flog. Sein bärtiges Gesicht war nur ein paar Zentimeter von dem des Pakistaners entfernt. »Für wen halten Sie sich, Sie Scheißkerl? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was für Konsequenzen das haben kann?«
    Rebeka war etwas überrascht, dass Umberto Verga ihr zu Hilfe kam, besonders deshalb, weil er nie mehr als ein paar Worte mit ihr geredet hatte. Aber ihre Überraschung wandelte sich schnell in Entsetzen, als der Pakistaner zwei Schritte zurücktrat, sein AK-47 an die Schulter hob und abdrückte. Mehrere Kugeln schlugen in Vergas muskulöse Brust. Der Sizilianer taumelte zurück und ging mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck zu Boden.
    Für einen Augenblick herrschte Stille. Dann begannen die Reisenden zu schreien und in verschiedene Richtungen davonzurennen. Doch sie hatten keine Chance. Ringsum erstreckten sich Ebenen, an deren Enden Berge emporragten,
und die Soldaten hatten diese Möglichkeit offenbar in Betracht gezogen. Sie hatten sich in einem Halbkreis um den Bus herum postiert, und die davonlaufenden Passagiere schienen sie nicht in Panik zu versetzen. Stattdessen vergrößerten sie den Halbkreis etwas. Seltsamerweise gab niemand einen Schuss ab. Eine gelassene Stimme übertönte die Schreie der Reisenden und bat in gepflegtem Englisch um Ruhe.
    Rebeka, noch immer auf den linken Ellbogen gestützt, erlebte alles wie in einer Art Traum. Eine Stimme in ihr flehte, es möge tatsächlich nur ein böser Traum sein, aber sie konnte nicht ignorieren, was mit Umberto Verga passiert war. Und auch nicht, was dann geschah.
    Ein Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie sah, wie der Bus losfuhr. Die Hinterreifen wirbelten zermalmten Schotter auf, sie wurde an der rechten Wange von ein paar Splittern getroffen. Dann ein schrilles Kreischen, als in den zweiten Gang geschaltet wurde. Eine heisere Stimme erhob sich über den Lärm und erteilte auf Punjabi einen Befehl. Dieselbe Stimme, die sich zuvor auf Englisch zu Wort gemeldet hatte, doch jetzt war der Klang anders, härter. Dann hörte sie Schüsse, unmittelbar gefolgt vom Geräusch splitternden Glases, danach ein lautes, dumpfes Krachen, als der Bus in einem Graben landete. Schließlich Stille, abgesehen von ein paar leisen Schluchzern und dem monotonen Brummen eines im Leerlauf laufenden Motors.
    Als sie sich umblickte, bemerkte Rebeka, dass die Soldaten nun weniger bedrohlich wirkten. Die Mündungen ihrer Gewehrläufe waren nach unten gerichtet, die Mienen der Männer neutral. Ihr Chef schien Hof zu halten, mit vor dem Bauch baumelndem Gewehr und erhobenen Händen. Die Geste sollte beruhigend wirken, und er redete wieder auf Englisch, aber
Rebeka konnte die Worte nicht richtig verstehen. Ihre Ohren klingelten noch von der Ohrfeige, die der Soldat ihr verpasst hatte. Was immer dessen Vorgesetzter sagte, seine Worte schienen die beabsichtigte Wirkung zu haben, denn die anderen Reisenden waren fast alle verstummt und kamen vorsichtig in Richtung der Soldaten zurück. Beni Abruzzi stolperte vorwärts und ließ sich neben der Leiche seines Cousins
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