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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet
Autoren: Jack Higgins
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Lebens hinziehen sollte. Ein Jahr, das mich durch Hunderte von Akten, Dutzende von Interviews und um den halben Erdball jagte. Nach San Francisco, Singapur, Argentinien, Hamburg, Berlin, München, Warschau und Belfast. Jeder dieser Orte sollte einen weiteren Stein für dieses abenteuerliche Puzzle liefern, sollte mich zur Wahrheit führen und Aufschluß über die Zentralfigur des Rätsels geben, über Kurt Steiner.

    Eins

    Ausgelöst wurde das Ganze eigentlich durch einen Mann namens Otto Skorzeny, der am Sonntag, dem 12. September 1943, einen der verwegensten Handstreiche des Zweiten Weltkriegs erfolgreich durchgeführt hatte; was Adolf Hitler wieder einmal zu seiner großen Genugtuung bewies, daß er, wie gewöhnlich, recht gehabt hatte und das Oberkommando der Wehrmacht unrecht.
    Kurz vorher hatte Hitler plötzlich wissen wollen, warum die deutsche Wehrmacht keine Sonderkommandos habe, wie sie sich bei den Engländern seit Kriegsbeginn so glänzend bewährten. Um ihn zufriedenzustellen, beschloß das Oberkommando, eine solche Truppe zu schaffen. Skorzeny, ein junger Leutnant der Waffen-SS, wegen einer Verwundung »garnisonsverwendungsfähig in der Heimat« geschrieben, saß damals müßig in Berlin herum. Er wurde zum Hauptmann befördert und mit der Leitung der deutschen Sondereinsätze betraut, was weiter nichts zu bedeuten hatte und somit ganz im Sinne des OKW war. Doch zu dessen Leidwesen erwies Skorzeny sich als glänzender Soldat und wie geschaffen für die ihm übertragene Aufgabe, und die Ereignisse sollten ihm bald Gelegenheit geben, beides in spektakulärer Weise zu demonstrieren.
    Am 3. September kapitulierte Italien, Mussolini wurde abgesetzt und Marschall Badoglio ließ ihn festnehmen und von der Bildfläche verschwinden. Hitler drängte darauf, daß sein ehemaliger Verbündeter aufgefunden und befreit werde. Es schien ein Ding der Unmöglichkeit, und sogar Erwin Rommel meinte dazu, er sehe keinen Vorteil in einem solchen Unternehmen und hoffe nur, daß es nicht ihm aufgehalst werde. Das wurde es nicht, denn Hitler persönlich übertrug die Aufgabe Skorzeny, der sich mit Energie und Entschlossenheit daranmachte und bald herausfand, daß Mussolini im Sporthotel auf dem fast 3000 Meter hohen Gran Sasso in den Abruzzen gefangengehalten und von zweihundertfünfzig Mann bewacht wurde.
    Skorzeny sprang mit fünfzig Fallschirmjägern aus mehreren Lastenseglern ab, stürmte das Hotel und befreite Mussolini, der in einem winzigen Fieseler Storch zunächst nach Rom und von dort über Wien und München mit einer Ju 52 zur Wolfsschanze geflogen wurde, in Hitlers Hauptquartier, das bei Rastenburg in einem düsteren, feuchten und dicht bewaldeten Teil Ostpreußens lag.
    Diese Leistung brachte Skorzeny eine ganze Menge Orden einschließlich des Ritterkreuzes ein und eröffnete ihm eine Karriere, die ihn zu zahlreichen ähnlich kühnen Taten führen und noch bei Lebzeiten zu einer Legende machen sollte. Das Oberkommando der Wehrmacht, das, wie die Generalität fast aller Armeen, tiefes Mißtrauen gegen dergleichen irreguläre Methoden hegte, zeigte sich unbeeindruckt. Nicht so der Führer. Er war außer sich vor Begeisterung, tanzte, wie er seit der Einnahme von Paris nicht mehr getanzt hatte, und in dieser Stimmung war er noch immer, als er am Abend des Mittwoch nach Mussolinis Ankunft in Rastenburg eine Lagebesprechung in der Konferenzbaracke einberief, um die Ereignisse in Italien und die künftige Rolle des Duce zu erörtern.
    Das Kartenzimmer war mit seiner Holztäfelung an Wänden und Decke überraschend behaglich. Am einen Ende stand ein runder Tisch mit elf Binsenstühlen, in der Mitte des Tisches eine Vase mit Blumen. Das andere Ende des Raumes nahm der lange Kartentisch ein. Zu der kleinen Gruppe von Männern, die dort die Lage an der Italienfront besprachen, gehörten neben Mussolini auch Joseph Goebbels, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und Generalbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz; ferner Reichsführer SS Heinrich Himmler, Chef der deutschen Polizei und der Geheimen Staatspolizei, und Admiral Wilhelm Canaris, Chef des Militärischen Nachrichtendienstes, der »Abwehr«. Bei Hitlers Eintritt nahmen alle Haltung an. Er war in leutseliger Laune, die Augen funkelten, ein leichtes, starres Lächeln lag um seine Lippen. Er trat auf Mussolini zu und schüttelte ihm herzlich die Hand, hielt sie mit beiden Händen fest. »Sie sehen heute abend besser aus, Duce. Entschieden
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