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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund
Autoren: David Baldacci
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kam.
    »Kevin«, antwortete der Junge. Als er seinen Namen sagte, wirkte er plötzlich wie das verängstigte kleine Kind, das er in Wirklichkeit war. Und Web machte sich noch größere Vorwürfe, weil er den Jungen mit diesen Anweisungen möglicherweise überforderte.
    »Okay, Kevin. Ich bin Web. Wenn du tust, was ich sage, wird alles wieder okay. Du kannst mir vertrauen.« Als er das sagte, wurden Webs Schuldgefühle noch stärker. Web zielte mit der Leuchtpistole in den Himmel, blickte Kevin an und nickte zuversichtlich. Dann schoss er. Die Leuchtkugel war die erste Warnung für die Männer. Der Junge mit dem Zettel wäre die zweite. Der Junge lief los. Er ging, aber in zügigem Tempo.
    »Nicht rennen«, schrie Web. Er drehte sich wieder zum Hinterhof um und steckte sein Infrarotsichtgerät auf die Schiene des Gewehrs und blickte hindurch.
    Die rote Leuchtkugel tauchte den Himmel in einen blutroten Schein, und vor seinem inneren Auge sah Web, wie die Teams und Scharfschützen innehielten und über diese neue Wendung nachdachten. Das gab dem Jungen genügend Zeit, sie zu erreichen. Kevin würde nicht sterben, wenigstens nicht in dieser Nacht. Bei der nächsten Feuerpause stürmte Web los, rollte über den Boden und brachte das Gewehr auf dem Bauch liegend in Anschlag. Er klappte das zweibeinige Stativ herunter und presste den Kolben fest an die Schulter. Die drei Fenster direkt vor ihm waren seine ersten Ziele. Er konnte das Mündungsfeuer problemlos mit dem bloßen Auge erkennen, aber das Wärmebild ermöglichte es ihm, eine bessere Vorstellung von den erhitzten Silhouetten der MGs zu bekommen. Und die wollte er treffen. Die SR75 stieß ihr donnerndes Gebrüll aus, und ein Patronengurt nach dem anderen explodierte. Web lud ein neues zwanzigschüssiges Magazin nach, zielte und zog den Abzug durch, und vier weitere Maschinengewehre verstummten. Die letzte Stellung feuerte immer noch, als Web weiterkroch und eine Schockgranate warf. Dann wurde es still, bis Web die Magazine beider 45er in die Fensteröffnungen entlud, hinter denen sich nichts mehr rührte. Aus den zwei Waffen fielen die Patronenhülsen wie Fallschirmspringer aus einem Flugzeug. Als er den letzten Schuss abgefeuert hatte, brach Web zusammen und sog kostbare Luft ein. Ihm war so heiß, dass er glaubte, er würde im nächsten Moment einfach so in Flammen aufgehen. Dann öffneten sich die Wolken und entließen einen heftigen Regenschauer. Er blickte sich um und sah einen der Kämpfer, der sich vorsichtig auf den Hinterhof schob. Web wollte ihm zuwinken, aber sein Arm gehorchte ihm nicht mehr. Er hing einfach schlaff an seiner Seite.
    Web betrachtete die verstreuten Leichen seines Teams, seiner  Freunde, die auf dem nassen Pflaster lagen. Dann ließ er sich auf die Knie sinken. Er war am Leben, aber eigentlich wollte er es gar nicht sein. Das Letzte, woran sich Web London aus dieser Nacht erinnerte, war der Anblick seiner Schweißtropfen, die in blutig gefärbte Regenpfützen fielen.

KAPITEL 3

    Randall Cove war ein sehr großer Mann, der über enorme Körperkräfte verfügte. Außerdem verfügte er über einen bemerkenswerten Straßeninstinkt, den er im Laufe seiner langjährigen Arbeit verfeinert hatte. Er war ein Undercover- Agent des FBI, mittlerweile seit fast siebzehn Jahren. In L.A. hatte er sich in Latino-Drogenbanden eingeschleust, an der texanischmexikanischen Grenze hatte er mit Hispanics zu tun gehabt und in Süd-Florida mit schwergewichtigen Europäern. Die meisten seiner Missionen waren ziemlich aufregend gewesen, und gelegentlich war der Erfolg äußerst knapp ausgefallen. Im Augenblick war er mit einer 40er- Halbautomatik bewaffnet, die mit Hohlspitzgeschossen geladen war, die sich aufspreizten, wenn sie in einen Körper eindrangen. Sie konnten großen Schaden anrichten und führten mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod. Außerdem trug er ein Messer mit gezackter Klinge bei sich, das er dazu einsetzen konnte, blitzschnell lebenswichtige Arterien zu durchtrennen. Er rühmte sich, stets professionelle und zuverlässige Arbeit zu leisten. In diesem Moment wollten irgendwelche Ignoranten ihn als gemeinen Kriminellen verurteilen, der lebenslang eingesperrt werden sollte - oder am besten für seine furchtbaren Sünden hingerichtet werden sollte. Cove wusste, dass er in ernsthaften Schwierigkeiten steckte, und ihm war auch bewusst, dass seine einzige Möglichkeit darin bestand, sich selbst aus dieser misslichen Lage zu befreien.
    Cove saß mit
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