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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag
Autoren: David Ambrose
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Worte in den Türen einiger Büros stehen. Die Atmosphäre war wie immer ungezwungen, offen und gar nicht förmlich. Aus der ganzen Welt kamen Leute hierher. Jeder von ihnen hätte in der Industrie ein kleines Vermögen verdienen können, doch sie zogen es vor, ihrer eigenen intellektuellen Neugierde zu frönen, als das zu tun, was ihnen ein Geldgeber vorschrieb. Tessa hatte eine Zeit lang in einer großen Elektronikfirma gearbeitet, doch die Atmosphäre dort hatte sie erdrückt. Sie war gerade dabei gewesen, ihr eigenes Beratungsbüro zu gründen, als man ihr anbot zurück nach Kendall zu kommen, und sie hatte begeistert zugesagt.
    Sie war gerade dabei, einem schwedischen Statistiker etwas zu erklären, als sie aus dem Augenwinkel eine gesetzte Gestalt in einem Nadelstreifenanzug bemerkte, die sie von dem oberen Treppenabsatz herab beobachtete. Mit einem Schlag fiel ihr ein, dass sie ihren Termin mit Jonathan Syme vom Wirtschaftsministerium ganz vergessen hatte. Sie entschuldigte sich bei dem Schweden und eilte die Stufen hinauf, wobei sie einen Blick auf ihre Uhr warf. Glücklicherweise hatte sie sich nur zehn Minuten verspätet.
    Er begrüßte sie mit einem Lächeln und einem Händeschütteln und wischte ihre Entschuldigungen beiseite. Jonathan war um die vierzig Jahre alt, intelligent, charmant und oft auch humorvoll. Ein hohes Tier in der Verwaltung, außerdem noch ein ehemaliger Fellow der All Souls, kam er ungefähr zweimal pro Monat zum Abendessen hierher. Manchmal blieb er über Nacht im College, was der Grund für seine gelegentlichen, frühen Besuche im Institut war, wo er sehen wollte, was Tessa mit den Regierungsgeldern anstellte, die Teil ihres Budgets waren. Die ganze Angelegenheit hatte einen freundschaftlichen Anstrich und er würde auf keine Weise Einfluss nehmen, doch Tessa wusste ganz genau, dass er in dem Moment, in dem er sich in die wartende Limousine, die ihn die Autobahn 40 hinunter nach London bringen würde, setzte, einen offiziellen Bericht diktieren würde.
    »Nun, wie geht es Fred heute Morgen?«, fragte Jonathan, als sie den Gang zu Tessas Arbeitsplatz hinunterschlenderten.
    »Sehen wir mal nach«, gab sie zurück. »Ich habe gestern Nacht von zu Hause aus etwas an ihm gearbeitet. Ich bin neugierig, ob er uns beachten wird.«
    Fred war ein Roboter, der aus einer Menge von hoch entwickelten Sensoren bestand, die Daten an Attila, den großen Computer im Labor zwei Stockwerke tiefer, übermittelten, wo sich sein ›Gehirn‹, ein Programm, das Tessa geschrieben hatte, befand. Dies war das Programm, an dem sie von ihrem Heimcomputer aus, der über Telefon mit dem im Institut verbunden war, bis in die frühen Morgenstunden gearbeitet hatte. Fred hatte tatsächlich in den letzten paar Wochen erstaunliche Fortschritte gemacht, doch sie fragte sich, ob dies für einen relativ Außenstehenden feststellbar wäre.
    Eine Stunde später bemerkte sie, wie sich Jonathan auf dem Plastikstuhl, auf dem er wie gebannt gesessen hatte, zurücklehnte und beobachtete, wie Fred eine Reihe immer komplizierterer Labyrinthaufgaben mit teilnahmsloser Präzision löste. Tessa hoffte, dass man ihr ihren Stolz nicht zu deutlich ansah.
    »Erstaunlich. Einhundert Prozent Verbesserung, wenn nicht mehr. Was im Himmel haben Sie getan?«
    Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Vielleicht habe ich nur Dusel gehabt.«
    »Hören Sie auf, Tessa. Wenn es Dusel wäre, dann würde er nicht von Mal zu Mal besser. Ich weiß, dass dies der Sinn eines Nervensystems ist, wahrnehmen, sich weiter entwickeln und all das. Aber das hier ist herausragend.«
    Er saß da und blickte sie an, wartete auf eine Erklärung, bis sie sich schließlich veranlasst sah eine zu geben.
    »Ich habe das System dabei unterstützt, sich selbst über die Erfahrung zu definieren. Ich habe das Programm um einige Funktionen erweitert, die das System dynamisch rückkoppeln und effektiv die Erfahrungen verarbeiten.«
    Sie brach ab und hoffte darauf, dass er wissend nicken, auf seine Uhr sehen und erklären würde, dass er gehen müsse.
    Stattdessen hob er fragend eine Augenbraue, als sich die Stille hinzog, so als ob ihn ihre Zurückhaltung amüsieren würde.
    »Sie meinen, er wird durch Übung besser. Ist es das, was Sie damit sagen wollen?«
    »Prinzipiell schon.«
    Er schaute sie an. »Das ist völlig neu, stimmt’s?«
    Sie neigte ihren Kopf zur Seite. »Es ist das erste Mal, dass es in einem System von solcher Komplexität benutzt wird.«
    »Wie haben Sie es
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