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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer
Autoren: Steve Mosby
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Mercer und Pete Dwyer standen auf beiden Seiten neben dem letzten Teammitglied, Greg Martin, der vor dem hellen Bildschirm saß.
    Greg war jünger als die anderen, wohl nicht viel älter als ich, und der IT-Experte des Teams. Sein pechschwarzes Haar und die Koteletten waren gleich kurz geschnitten, und seine Brille war schick und teuer. Genauer gesagt war er ein modisch herausgeputzter Fatzke, und ich konnte mir vorstellen, dass die Sammlung von Dosen und Fläschchen in seinem Bad es mit der unseres Ermordeten aufnehmen konnte. Doch beim Vorstellungsgespräch war er mir – von leichter Arroganz abgesehen – hinter seiner Fassade noch relativ freundlich vorgekommen.
    »Mark ist da«, verkündete Simon.
    Mercer hielt einen Finger hoch, ohne in unsere Richtung zu sehen.
    »Moment.«
    Greg klickte etwas an, und das Bild auf dem Monitor veränderte sich leicht. Die Festplatte schnurrte unten vor sich hin wie eine glückliche Katze, die noch nicht weiß, dass ihr Besitzer tot ist. Zusätzliche, leuchtend bunte Kabel liefen von der Festplatte zu dem Laptop der Polizei hinauf, an dem Greg arbeitete.
    Ich sah mich im Raum um und bemerkte, dass ein Stück von uns entfernt ein Fotograf stand und sich zurückgebeugt auf die Wand hinter der Tür konzentrierte. Als das Blitzlicht aufleuchtete, trat ich zurück und betrachtete sein Motiv. Sofort lief es mir kalt über den Rücken.
    Jemand hatte mit schwarzem Filzstift etwas an die Wand gezeichnet. Es war eine völlig fremdartige Skizze – ein riesiges Spinnennetz vielleicht, oder eine Art Traumfänger –, die mich aus Gründen verstörte, die ich nicht hätte in Worte fassen können.
    Was immer sie zu bedeuten hatte, ich brauchte sie nur einen Moment anzusehen, um zu wissen, dass der Urheber nicht der Tote in der Wanne war.
    Jegliche Gedanken an Raubüberfall und Erpressung … der Anblick dieser Zeichnung hatte ihnen jede Grundlage entzogen. Was hier getan worden war, ging auf ein ganz anderes Motiv zurück.
    Sagen wir einfach, Sie haben einen interessanten ersten Arbeitstag vor sich.
    Die Kamera blitzte abermals auf.
    Greg und Mercer beim Computer ignorierten uns vollkommen. Greg klickte auf diverse Ordner, überprüfte die Dateien des Toten, während Mercer ihn dirigierte. Pete jedoch kam herüber, um mit mir zu sprechen. Er schien sogar dankbar, zu entkommen. Sein Haar war zerzaust, und mir war sofort klar, warum, als er sich erneut durch die Haare fuhr und es noch mehr durcheinanderbrachte. Ich hatte schon manche Männer so erschöpft gesehen, aber selten so früh am Morgen.
    »Haben Sie die Leiche gesehen?«, fragte er.
    »Gerade eben, ja.«
    Er schnaufte heftig und zeigte dann hinter sich.
    »Also, wir glauben, dass das Opfer hier am Computer saß, als es überrascht und angegriffen wurde, wahrscheinlich gestern Abend. Das Opfer scheint nach einer kurzen Auseinandersetzung überwältigt worden zu sein und hat dann die Nacht gefesselt in der Badewanne zugebracht. Klare Beweise für Folter. Heute früh wird er dann bei lebendigem Leib verbrannt. Keine Anzeichen für einen Einbruch.«
    »Wissen wir, wer das Opfer ist?«
    »Keine konkreten Hinweise. Später wird er formell identifiziert werden, aber vorerst nehmen wir an, dass es der Hausbesitzer Kevin James Simpson ist.«
    Pete ging die Fakten des Falls, soweit vorhanden, weiter durch und zählte an seinen großen Fingern eine Einzelheit nach der anderen auf. Kevin Simpson war dreißig Jahre alt und wohnte hier, seit er das Haus vor vier Jahren gekauft hatte. Er war der Inhaber einer kleineren IT-Firma, CCL, die Lösungen für Unternehmen anbot, hauptsächlich Datenbanken und die Erstellung von Webseiten. So, wie Pete das sagte, ließ mich vermuten, dass er keine besondere Hochachtung für diese Fachgebiete hatte.
    »CCL hat uns heute früh angerufen.«
    Die Firma hatte kurz nach acht einen anonymen Anruf mit einer kurzen Aufnahme von entsetzlichen Schreien erhalten. Und dann war an die verstörte Frau in der Zentrale Simpsons Name und Adresse durchgegeben worden. Bei CCL wurden Anrufe nicht aufgezeichnet, doch Gregs IT-Team hatte bereits die Liste der Anrufe von Simpsons privatem Apparat überprüft. Der Anruf war von hier aus getätigt worden, unten in der Diele.
    Laut dem Gerichtsmediziner war nach Simpsons Ermordung eine Zeitspanne von einer Stunde vergangen, bevor der Mörder anrief. Noch mehr Fragen. Nicht nur hatte der Killer so lange gewartet, bevor er sein Opfer tötete, sondern die andere Frage war, was er in der
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