Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 13. Engel

Der 13. Engel

Titel: Der 13. Engel
Autoren: Michael Borlik
Vom Netzwerk:
glitt über die eingeschüchterte Menge. Von ihr konnte er keine Hilfe erwarten. Langsam ließ er die Hand mit dem Schwarzen Stern sinken. »Ich warne Euch«, ermahnte ihn Lord Winterhall. »Wenn Ihr versucht, ihn zu benutzen, werde ich mit dem Schwert Euer Herz durchstoßen. Das geht schneller, als Ihr glaubt.«
    »Verräter!« Die Miene des Königs war voller Verachtung, als er ihm den Schwarzen Stern darbot. »Nehmen Sie ihn«, sagte Lord Winterhall zu Amys Tante. »Ich werde unseren Freund hier im Auge behalten, damit er keine Dummheiten macht.«
    Tante Hester beäugte den König argwöhnisch, während sie mit ihren langen dürren Fingern das Juwel hastig ergriff.
    »Endlich!« Lucia schnappte gierig nach dem Stein, als Amys Tante ihr diesen brachte. Ihre Hand schloss sich darum. Ein entsetzliches, in den Ohren schmerzendes Knirschen – wie wenn Stein gegen Stein reibt – echote durch die Kathedrale. Als sie die Hand wieder öffnete, rieselte feiner schwarzer Staub zwischen ihren Fingern zu Boden. »Es ist vollbracht!« Sie hob das makellos schöne Gesicht, auf dem Genugtuung und Erleichterung miteinander um die Vorherrschaft wetteiferten, und stieß ein grässlich freudloses Lachen aus.
    Amy schüttelte es.
    »Jetzt ist der richtige Moment«, sagte Cornelius hinter ihr. »Lucia glaubt sich nun sicher.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Und du bist überzeugt, dass es funktionieren wird?«
    »Du glaubst doch daran, oder?«
    Amy lächelte halbherzig. »Hab ich eine andere Wahl?«
    Hand in Hand traten sie und Finn hinter der Säule hervor und gingen den Engeln entgegen. »Wen haben wir denn da?«, rief Lucia, als sie die beiden bemerkte. »So viel Ärger habt ihr mir bereitet und jetzt kommt ihr sogar freiwillig zu uns.«
    Der Engel, der sich Mr Fraud genannt hatte, wich angewidert vor Amy und Finn zurück. »Wie ich euch verabscheue, ihr widerlichen, schmutzigen Geschöpfe!«
    »Ihr kommt zu spät.« Lucias glühende Augen bohrten sich in Amys Blick. »Nichts kann uns jetzt noch aufhalten.«
    »Nun ja«, sagte Mr Black verächtlich. »Zum Sterben kommt man nie zu spät. Töten Sie die beiden, Lord Winterhall, damit wir ein für alle Mal von diesen Plagegeistern erlöst sind. Und dann schaffen Sie uns den König vom Hals.«
    »Das … das können Sie nicht machen.« Tante Hester war vorgetreten, das Gesicht so weiß wie Lord Winterhalls Festanzug. »Ich habe nie viel für meine Nichte übrig gehabt, aber immerhin ist sie die Tochter meiner Schwester. Davon, dass Sie sie töten würden, war nie die Rede!«
    »Gefühlsduseleien können wir uns jetzt nicht leisten.« Lord Winterhall stieß mit dem Schwert in Amys Richtung. »Und nun stir- aaah !«
    Tante Hester hatte einen Blitz gegen ihn geschickt, der den kleinen Mann von den Füßen gerissen hatte, sodass er nun wimmernd auf dem Boden kauerte. Rauch stieg von einer schwelenden Wunde in seinem Rücken auf.
    Die Menge schrie. Die Faszination dieser unwirklichen Situation, die sie bisher wie einen Albtraum gefangen gehalten hatte, war durch Tante Hesters Angriff auf den Ersten Minister gebrochen worden. Überall herrschte Panik. Kreischend und drängelnd stürzten die Gäste der Krönungszeremonie dem Portal der Kathedrale entgegen, um sich in Sicherheit zu bringen.
    »WAS HAST DU DA GETAN?« Lucias Stimme traf Amys Tante mit solcher Wucht, dass diese vor Pein aufschrie und sich verzweifelt die Hände auf die Ohren drückte.
    Amy nutzte das Durcheinander, um mit Finn hinüber zum König zu huschen, der wie betäubt vor seinem Thron stand. Sie musste ihn mehrmals am Ärmel zupfen, bevor er überhaupt merkte, dass sie da waren.
    »Was … was wollt ihr?«, fragte er lahm.
    »Eure Hilfe«, sagte Amy.
    »Ich kann euch nicht retten … ich …«
    Amy hatte den Finger auf den Mund gelegt, um ihm zu bedeuten, dass er schweigen sollte. Dann winkte sie ihn zu sich herab, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    »Ich wusste nicht, dass die genauen Worte noch existieren. Ich dachte, sie seien vor langer Zeit verloren gegangen. Bist du dir sicher?«
    Amy lächelte bloß, dann nahm sie mit ihrer rechten Hand seine linke, sodass sie zwischen ihm und Finn stand. »Wir können es nur gemeinsam schaffen«, sagte sie. »Ohne Eure Magie kann er nicht wirken. Also sprecht mir nach: Hört uns, ihr Engel, die ihr wandelt auf Erden. Aus Stein sind eure Herzen, zu Stein sollt ihr werden. «
    Lucia fuhr herum, als sie die Worte vernahm, die der Anfang des uralten Fluches waren, der sie und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher