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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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meinem bisherigen Leben.
    Da ich eindeutig hypomanisch war – und dies sieben Jahre lang –, lautete meine Diagnose »Bipolar II«. Depression und Manie, die eigentliche manisch-depressive Krankheit, wird mit »Bipolar I« bezeichnet.
    Ich kenne einige Bipolar-I-Betroffene und musste feststellen: Die Selbstständigen haben es etwas leichter als die Angestellten. Zwar ist die Krankheit für beide fast unerträglich, aber besonders die Letzteren haben es oft sehr schwer, sich wieder ins Berufsleben zu integrieren. Der Absturz in die Bipolarität kann für die Karriere des Betroffenen verheerende Folgen haben. Als Selbstständiger kann man in vielen Fällen die Krankheit selbst, aber auch ihre Folgen besser »abfedern«. Doch auch da ist es oft schwierig genug, den Anschluss wieder zu finden.
    Je eher, desto besser: Früherkennung
    Irgendwann habe ich bemerkt, dass etwas in meinem Geistes- und Gefühlsleben nicht mehr stimmte. Es dauerte allerdings lange, bis mir wegen meines Zustandes angst und bange wurde und ich mich jemandem anvertraute.
    Das Szenario meines ersten »Absturzes« war so: Ich wollte nicht wahrhaben, dass es mir nicht gelang, aus der Abwärtsspirale herauszufinden, die – im Nachhinein weiß ich es – durch Stress verursacht wurde, der im Körper eine Eigendynamik entwickelte. Von einem gewissen Stadium an ist ihr mit Loslassen, Entspannung, Willens- oder Kraftanstrengung nicht mehr beizukommen.
    Die ideale Lösung des Problems liegt im frühzeitigen Erkennen – innerhalb höchstens zwei Wochen – einer krankhaften Entwicklung und in der Einsicht, dass ein Arzt jetzt helfen könnte! Ich habe diesen Weg nur einmal einschlagen können, meistens verging zu viel Zeit, bis ich den Arzt aufsuchte. So wurde ich dann jeweils mit einer »ausgewachsenen« Depressionskrankheit bestraft, die Monate andauerte.
    Als wir vor Jahren eine EQUILIBRIUM-Tagung vorbereiteten, stellte ich etwa zwei Wochen vor der Veranstaltung fest, dass der Präsident des Organisationskomitees seine Aufgaben und Verpflichtungen (noch) nicht wahrgenommen hatte. Ich geriet in Panik, und langsam meldeten sich die Anzeichen einer Depression. Ich vertraute mich unserem Sekretär an, der mich anwies, die ganze Sache 24 Stunden ruhen zu lassen. Das gelang mir, und anschließend erledigten wir die Vorarbeiten gemeinsam. Die Tagung wurde zu einem vollen Erfolg. Das geht aber sicher nur bei einer Störung ganz im Anfangsstadium. Dem Sekretär sei Dank!
    Ich bin mir bewusst, dass beim erstmaligen deutlichen Auftreten einiger der im Kapitel »Im Wellental: Die unipolare Störung« aufgeführten Symptome über den Zeitraum von 14 Tagen die Wahrscheinlichkeit klein ist, dass der Betroffene eine provisorische Diagnose »Depression« stellen kann und Hilfe sucht. Auch wenn dem Betroffenen die Symptome auffallen, so dauert es leider meist zu lange, bis er zum Arzt geht. Bis die Ermahnungen des Umfeldes etwas fruchten, kann viel kostbare Zeit verstreichen!
    Vielleicht ist der Betroffene auch noch nach einem Monat oder mehr mühseligen Leidens der Ansicht, dass diese Symptome schon noch verschwinden werden. Die Familie kann oft gar nichts tun, und die Gefahr besteht, dass der Betroffene auf eine falsche »Therapie« wie Alkohol oder Drogen ausweicht. Es kann dann aber sein, dass die Mühe, die beruflichen Aufgaben zu erfüllen und Leistung zu zeigen, einen Besuch beim Arzt erzwingt, um das Fernbleiben vom Arbeitsplatz begründen zu können.
    Jetzt kommt es auf den Arzt an, ob eine baldige positive Diagnose gestellt wird. Möglicherweise gibt der Patient somatische Beschwerden an wie Kopf- oder Bauchschmerzen, drückendes Gefühl auf der Brust oder anderes. Der Arzt beginnt eine manchmal länger dauernde Untersuchung des Patienten, erkennt aber die Ursache der Störungen oft nicht.
    Wenn dann schließlich eine depressive Störung diagnostiziert wird, muss sofort eine sachgemäße Therapie eingeleitet werden. Eventuell sagt der Arzt dem Patienten, dass er als Hausarzt psychische Krankheiten nicht behandelt und ihn deshalb an einen Spezialarzt für Psychiatrie verweisen möchte.
    Der Patient kann aus Angst vor einer möglichen Stigmatisierung darauf bestehen, vom Hausarzt behandelt zu werden. Dieser kann die Therapie beginnen oder den Patienten an einen anderen Allgemeinarzt verweisen, der Erfahrung mit psychischen Krankheiten hat. Das kann gelingen oder auch nicht. Die Arztwahl kann darüber entscheiden, ob ein Patient ohne Verzug und kompetent behandelt
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