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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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nach der letzten Depression gut sechs Jahre dauerte, war es mir möglich, an der Organisation von Selbsthilfegruppen mitzuwirken und die gesamtschweizerische Dachorganisation, den Verein EQUILIBRIUM, als erster Präsident zu leiten. Die Selbsthilfegruppen sind zu einem nicht mehr wegzudenkenden Glied in der Kette der Therapiemöglichkeiten geworden.
    So sind die Depressionskrankheiten zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden – und sie werden es wohl bleiben, so lange es mir meine Kräfte erlauben. Die Tatsache, dass ich mich so intensiv mit dem Thema Depression befasste, hat ganz bestimmt »die Schwarze Dame« an weiteren Besuchen in meinem Leben gehindert.
    Mein Leidensweg – Leben in der Depression
    Abtauchen
    Im Wellental: Die unipolare Störung
    Wie findet man überhaupt heraus, ob jemand unter einer Depression und nicht einfach nur unter einer normalen Stimmungsschwankung leidet? Eine Depression liegt vor, wenn mindestens drei der folgenden Symptome länger als zwei Wochen andauern:
Der Betroffene
    C ist freudlos, bedrückt und grübelt andauern,
    C hat kein Interesse irgendwelcher Art mehr,
    C kann sich nicht mehr auf sein Gedächtnis verlassen,
    C kann sich auf nichts mehr konzentrieren,
    C kann keine Entscheidungen mehr fällen,
    C ist immer müde und energielos,
    C hat keine sexuellen Gedanken oder Interessen mehr,
    C hat Appetit- und/oder Schlafstörungen.
    Bei mir waren einige Male praktisch alle diese Symptome festzustellen. Die Umwelt wurde mit der Zeit auch darauf aufmerksam, aber es war meine Frau, die die entscheidenden Fragen stellte, welche dann bei mir die richtige Reaktion auslösten:
    »In dieser Situation kann ich nicht mehr länger leben – ich muss etwas unternehmen. Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Depression, und ich werde den Arzt oder den Psychiater aufsuchen.«
    Auch wenn man noch nie depressionskrank war, so kann man selbst, die Familie, die nächste Umgebung, die Freundin oder der Freund anhand der obigen Symptome erkennen, dass mit dem Betroffenen psychisch etwas nicht mehr in Ordnung ist. Der Arzt wird dann nach seinen Untersuchungen in den überwiegenden Fällen eine Depression (oder ein Burnout) diagnostizieren.
    So sehr die Diagnose »Depression« auch schmerzen mag, so ist die Gewissheit besser als eine lange Unsicherheit oder Heilungsversuche mit allerlei Mittelchen. Denn dadurch geht Zeit verloren, was meistens die Krankheit nur noch schlimmer macht.
    Wenn die Depression eine schwerere Form angenommen hat, empfiehlt sich als Therapie in erster Linie die Einnahme eines geeigneten Medikaments und – sobald der Patient dazu fähig ist – eine kognitive Psychotherapie. Bei leichten Depressionen können die Medikamente wegfallen und der Patient psychotherapeutisch behandelt werden.
    Die Depression ist eine Krankheit, die heute sehr gut kuriert werden kann und die – wenn man sie so früh wie nur irgendwie möglich angeht und effizient behandelt – keine Spuren hinterlassen muss, vorausgesetzt, man zieht daraus die richtigen Schlussfolgerungen. Das heißt vor allem: Forschen nach den Ursachen der Krankheit: Was kommt als Auslöser in Frage? Dies kann z.B. mit dem Therapeuten oder mit jemandem, der den Erkrankten sehr gut kennt, geschehen – und es kann die Augen öffnen. Diese Abklärung sollte den Patienten dazu bringen, seine Stressempfindlichkeit zu akzeptieren und in seinem Lebensstil Änderungen vorzunehmen, die die Stressfaktoren reduzieren und ihn vor einem neuerlichen »Absturz« bewahren können.
    In den folgenden Kapiteln kommen persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse wie auch solche anderer Betroffener zur Sprache, die viele Fragen im Zusammenhang mit der Depression beantworten sollen.
    Achterbahn: Die bipolare Störung
    In diesem Kapitel wollen wir das Phänomen betrachten, das früher als manisch-depressive Störung bezeichnet wurde. Trotz eines enormen Forschungsvolumens zur Diagnostik bipolarer Erkrankungen wird noch immer bei weniger als 50 Prozent der Betroffenen die richtige Diagnose gestellt. »Zehn Jahre vom Auftreten erster ernster Symptome bis zur korrekten Diagnose und Therapie sind viel zu lang!« (Prof. Dr. med. Peter Bräunig, Humboldt–Klinikum, Berlin in In Balance , März 2007). Wohlgemerkt, das Zitat verweist auf die bipolare Störung und nicht auf die einfacher zu diagnostizierende unipolare Depression.
    Ich habe nie eine hochgradige Manie durchgemacht. Von Betroffenen weiß ich, dass es erst mal ein tolles Glücksgefühl ist,
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