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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod
Autoren: Nigel McCrery
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die Damentoilette und machte sich auf den Weg zum Büro des Chief Superintendent. Sie war natürlich immer bestrebt, ordentlich auszusehen, aber diesmal war sie besonders um ihr Erscheinungsbild besorgt. Denn sie wusste, dass nicht nur ihre Stellung als Chefin der Mordkommission gefährdet war, sondern ihre gesamte Karriere bei der Polizei von Cambridge.
    Das große schwarze Schild mit der Aufschrift DETECTIVE CHIEF SUPERINTENDENT MARK WORDS nahm das gesamte obere Drittel der Tür ein. Sie fragte sich, ob es dazu da war, ihn daran zu erinnern, wer er war, falls er es einmal vergaß. Sie holte tief Luft und klopfte. Eine laute und feste Stimme schallte von drinnen gebieterisch in den Korridor. »Moment!«
    Natürlich war er allein und er erwartete auch niemanden außer ihr, aber er brauchte dieses kleine Machtspiel und sie war nicht in der Position, an den Gepflogenheiten etwas zu ändern. So war es schon gewesen, als sie bei der Polizei angefangen hatte. Wenn die Kerle nicht versuchten, sie zu befummeln oder sie davon zu überzeugen, dass eine kleine Affäre ihre Aufstiegschancen vergrößere, dann machten sie sie nieder, schwächten ihre Erfolge und bliesen ihre Fehler unendlich auf. Sie hatte schon oft erlebt, wie Frauen, die voller Ehrgeiz angefangen hatten, derselbe schleunigst vom System ausgetrieben worden war. Und wenn eine das System zu schlagen vermochte und Erfolge vorweisen konnte, dann war sie als Lesbe verschrien. Sie wusste, dass man sie für lesbisch hielt, und ihr Lebensstil nährte diese Gerüchte: Ende dreißig, nicht verheiratet, allein lebend. Was sonst sollte sie also sein? Jedenfalls war sie es nicht und sie wollte sich um keinen Preis mit irgendeinem von denen auf eine Diskussion über ihre sexuellen Präferenzen einlassen.
    »Herein!« Die Stimme dröhnte erneut über den Korridor. Sie holte noch einmal tief Luft, drückte die Klinke hinunter und betrat das Büro. Es war typisch für das Büro eines älteren leitenden Beamten und es gab nur ein Wort dafür: gediegen. Dicke Teppiche auf dem Boden, Eichenschreibtisch, Spirituosen-Schränkchen, Fernseher und Video, ein paar große komfortable Sessel für gemütliche, kameradschaftliche Treffen und an den Wänden Andenken und Trophäen von Polizeieinheiten aus aller Welt. Er sah sie scharf an und ließ sie seinen Ärger spüren. Es war klar, was kommen würde. Dann dirigierte er sie auf einen der weniger komfortablen Stühle vor seinem Schreibtisch. Sie waren strategisch platziert: nicht nah genug, um Vertrautheit zu wecken, aber auch nicht zu weit weg, damit er seine Stimme nicht über das vernünftige Maß hinaus anheben musste, um gehört zu werden. Die Kerle waren immer so stolz darauf, vernünftig zu klingen, dachte sie. Sie waren es zwar nie, aber sie klangen gerne so.
    »Da sitzen wir ja ziemlich in der Scheiße oder wie sehen Sie das?«
    Farmer sah ihn an, ärgerte sich über alles an ihm und schwieg.
    »Sie haben es geschafft, diese Truppe wie komplette Volltrottel dastehen zu lassen, und das haben Sie ganz allein hingekriegt! Wir können nur hoffen, dass er uns nicht auf Unsummen verklagt. Gott allein weiß, was Ihr Vater sagen würde, wenn er noch lebte. Er war nicht so ein netter Vorgesetzter wie ich …« Darauf hatte sie gewartet. »Er war mein Detective Inspector, als ich zum CID kam.« Sie wusste schon, was jetzt kam, sie hatte es schon so oft gehört. »Er war der beste Chef, den ich je hatte, knallhart, verstehen Sie, aber fair. Man wusste immer, woran man bei ihm war.« Sie wusste, dass ihr Vater Mark Words immer für den größten Trottel gehalten hatte, der je in Uniform herumgelaufen war. Sie würde es ihm eines Tages sagen, hoffentlich auf der Feier zu seiner Pensionierung. Dann säße sie auf seinem Posten und er konnte sie mal gern haben. Im Moment konzentrierte sie sich darauf, zuversichtlich zu klingen.
    »Wir können ihn immer noch drankriegen, weil er die Auflagen verletzt hat, als er gegen Kaution freigelassen wurde.«
    »Da klammern wir uns aber an jeden Strohhalm, was?« Farmer wusste, dass das stimmte, doch sonst fiel ihr nichts ein. »Aber nur, wenn Sie es nicht geschafft haben, das auch noch zu versauen!«
    Einen Augenblick lang stellte sie sich vor, wie es wäre, sich vorzubeugen und ihm mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Er erhob sich und fing an, im Zimmer auf und ab zu schreiten, wobei er seine Hände auf dem Rücken verschränkte. Er hatte seinen »Jetzt legen wir die Karten auf den Tisch« -Blick
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