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Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Titel: Denn die Gier wird euch verderben - Thriller
Autoren: sa Larsson
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auch wenn es kein richtiger Kuss wird. Ihr Mund ist zu wund und geschwollen.
    Vera lässt sie gewähren. Sie kann sich ja nicht entziehen, wenn Rebecka sie festhält. Aber sie unternimmt auch keinen Versuch. Sondern setzt sich auf die Hinterläufe.
    »Verzeih mir«, flüstert Rebecka mit einem Kloß im Hals. »Du bist der schönste Hund, den ich je gekannt habe.« Sie schluckt.
    Bei drei, denkt sie. Eins …
    Vielleicht wartet er auf seinen Hund, dieser eigensinnige, einsame Eigenbrötler, dem sie ursprünglich gehört hat.
    Zwei …
    Jetzt können sie wieder zusammen durch die Wildnis streunen. Sie kann Vera sehen, wie sie um ihn herumspringt und vor Hundeglück bellt.
    Drei. Rebecka schlägt mit aller Kraft genau auf die Stelle, wo die Schnauze vom Kopf abgeht.
    Auf diese Weise hast du mir nie gehört, denkt sie. Aber ich liebe dich trotzdem.
    Und Vera wird schwer in ihrer Hand, sinkt auf ihre Füße, die Pfoten zucken ein wenig. Rebecka lässt das Halsband los. Sie müsste noch einmal zuschlagen, schafft es aber nicht. Es geht einfach nicht.
    Der Ast fällt ihr aus der Hand, und sie bohrt ihre Finger in Veras Fell.
    Jetzt loslassen. Weg. Weg jetzt.
    Sie kann später weinen. Nicht jetzt. Nicht jetzt. Auf. Auf die Beine.
    Sie packt Marcus, und es ist ein segensreicher Schmerz, den sie im Kopf und im Gesicht spürt, als sie Marcus jetzt zwischen den Bäumen über Moos und Reisig schleift. Ihn über Wurzeln und Äste hebt.
    Am Ende zittern ihre Beine und Arme. Sie kann nicht weiter, sie schafft keinen Meter mehr. Sie schiebt Marcus unter eine Fichte. Reißt Reisig und Zweige ab und bedeckt ihn fast ganz.
    »Du musst ganz still sein«, sagt sie ihm ins Ohr. »Egal, was Maja sagt. Nicht einen Mucks. Bald kommt die Polizei und rettet uns. Krister. Okay? Wir warten auf Krister.«
    Sie glaubt, dass er im Dunkeln nickt.
    Müsste sie von ihm weggehen? Aber dann bekommt er vielleicht Angst und macht sich bemerkbar. Sie kann sich nicht entscheiden. Hat auch nicht mehr die Kraft. Sie lässt sich ins Gestrüpp fallen.
    Vor ihrem inneren Auge läuft Vera noch immer umher. Auf ihre niedrige, fast geduckte Art über die trockene staubige Landstraße. Sie schlüpft in einen Graben und kommt wieder heraus. Die Sonne scheint, und Vera läuft über die Wiese, die ein Schleier aus Waldstorchenschnabel, Butterblumen und Klee ist. Meistens sieht man von ihr nur das eine Ohr, das aufrecht steht.
    Wie kann man einen Hund so sehr lieben?, denkt Rebecka. Ich hoffe, du hast dich bei mir frei gefühlt.
    Dann fließen ihre Gedanken und Tränen in das kalte Moos.
    Der Wildhund Marcus spürt, dass Rebecka aufhört zu zittern. Sie hat geweint. Jetzt hat sie aufgehört. Er bewegt die Arme und bekommt sie jetzt von den Beinen los. Aber seine Handgelenke sind noch immer aneinandergefesselt. Der Wildhund hat spitze Zähne. Sie finden den Rand des Klebebandes und haben es bald von seinen Händen gerissen.
    Jetzt hört er die Stimme. Obwohl der Wasserfall so laut ist. Sie, Maja, ist jetzt ziemlich nahe bei ihnen. Er muss sich die Pfote vor den Mund halten. Das Licht der Taschenlampe fegt über den Boden. Er zieht Rebeckas schwarzen Schal über ihre weiße Hand und ihr Gesicht. Jetzt ist sie fast nicht zu sehen.
    »Rebecka!«, ruft Maja, und die Taschenlampe huscht hin und her. »Das hätte ich dir nicht zugetraut. Kaltblütig!«
    Die Taschenlampe bewegt sich von ihnen weg. Der Wildhund wagt nicht, hinter ihr herzublicken. Aber er wagt auch nicht, die Augen die ganze Zeit geschlossen zu halten.
    Die Stimme kommt aus der Dunkelheit. Meistens sieht er die Taschenlampe. Ab und zu richtet sie sich genau auf ihn und Rebecka. Dann wagt er kaum zu atmen, obwohl sie weit weg ist. Manchmal sieht man Maja deutlich im Mondschein. Sie sieht aus wie ein Gespenst.
    »Rebecka!«, ruft sie. »Wir können teilen. Du bist Virpis Tochter. Ich hätte doch nie … das musst du doch verstehen?«
    Die Taschenlampe leuchtet. Einmal ist sie ganz lange weg, gleich darauf ist sie wieder da. Nach einer Weile ruft Maja erneut. Jetzt ruft sie ihn.
    »Marcus? Wildhund! Ich mache mir Sorgen um Rebecka. Ist sie bei dir?«
    Die Taschenlampe ist wieder dort angekommen, wo sie Vera verlassen haben. Jetzt bewegt sie sich in einem Kreis. Dann in einem größeren Kreis. Sie leuchtet hinter Steine und unter Tannen.
    »Ist Rebecka bewusstlos?«, ruft sie »Blutet sie? Sie kann sterben, wenn sie nicht ins Krankenhaus kommt.«
    Da bekommt der Wildhund mächtig Angst.
    »Und dann bist du schuld«,
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