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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben
Autoren: Eckhard Henscheid
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gleichen Alter an Perfektion und vor allem Weiblichkeitszauber erst einmal nachmachen müßten. Wäre dies nicht ein geradezu spartanisch-seriöses Buch, ohne weiteres könnte ich hier per Reprint die Beweise vorlegen.
    Nicht schlecht auch die circa zwölf Ölgemälde, die ich nach langer Schaffenspause ab 1975 vor mich hin fabrizierte. Und mit einem von ihnen nicht allein als Titelbildner meines Romans »Dolce Madonna Bionda« (1983) die Welt in Erstaunen versetzte; sondern damit auch zwei Anfragen von professionellen Galerien einholte.
    Vorgeblich bescheiden lehnte ich ab. In Wahrheit, weil ich den Galeristen nicht vors Fait accompli stellen wollte, daß die Bilder lediglich pour mon plaisir fabriziert, also unverkäuflich, nämlich unbezahlbar seien.
    Die Antwort kam prompt schon im Jahr darauf. Bei einer Gruppenausstellung in Nürnberg 1987 wurde eins dieser kostbaren Gemälde einfach ganz gemein gestohlen. Eine sehr zarte Halligen-Schnee-Gräber-Komposition. Wer weiß was davon? Treffe ich hier in diesen Zeilen gar den Räuber, mit inzwischen immerhin nachgewachsener Reuescham?
    *
    »Cum angelis et archangelis« – »et dimitte nobis debita nostra« – »ecclesiae suae sanctae« – »cumque omni militia caelestis exercibus (exercitus?)« – »sine fine dicentes« –
    Es war bei den lateinischen Meß- und Ministrantenresponsorien, wie sie sich heute noch gut im Kopf bewahrt haben, wohl vorzüglich innerhalb der allseits bekannten Magie des Archaischen und also Heiligmäßigen die spezielle durch Wortwiederholung und Echoklang, die mich für die Sache schwer einnahm; ehe ich etwas später, befördert durch den Lateinunterricht, auch nur einen schwachen Schimmer, eine auratische Ahnung haben konnte, was die Wörtlein, die Formeln so ungefähr bedeuten mochten.
    »Ordentlich religiöse Schauer« (Schleiermacher 9.9.1818) waren es wohl nicht, was das empfängliche Kind überrieselte. Sondern eher schon die Ahnung einer Ahnung einer ziemlichen Affinität von Klangquatsch und Religion. Und umgekehrt natürlich.
    Was allerdings die israelitische »Bundeslade« des Alten Testaments (der Moses-Zeit? Jakobs? Ich weiß nicht mehr) in meinem Religions- und Bibelbuch der zweiten Klasse sei, das habe ich in der Kontinuität dessen bis heute trotzdem nicht begriffen. Und begriff es konsequent schon 1948 nicht. »Bundeslade«. Was ein Unding.
    *
    Ähnlich der vielbeschriebenen Magie von Fußball-Mannschaftsaufstellungen, wie sie von Ror Wolf bis hin zu mir die an sich konsistentesten Köpfe verzaubern oder, genauer, in eine Art Erstarrung zu versetzen vermag oder jedenfalls früher mal vermochte: ganz ähnlich belegte den wohl knapp Zehnjährigen mit fast erstarrter Verzauberung und nahm ihn wie epiphanisch in Beschlag ein Plakat, das ein Freundschaftsspiel » FC Amberg – 1.  FC Nürnberg« ankündigte. Der Einser im »1.  FC « kündete von etwas Außerirdischem, Gottnahem; das sich dann, vermutlich als pure Analogiebildung, auch auf den Torwart des 1.  FC Nürnberg, Edi Schaffer (»der im grünen Pulli«), als einen praktisch Unschlagbaren übertrug. Waren die Matadore der heimischen Landesliga schon Halbgötter, so mußten zumindest einige der Spieler der damaligen Oberliga Süd praktisch Unsterbliche sein.
    In der Erinnerung haftet aber auch noch, daß der ca. Zwölfjährige und phasenweise sogar Spitzenschüler an manchen Tagen und zumal Abenddämmerungen nichts Besseres zu tun hatte als mit dem Fahrrad durch die halbe Stadt zu kurven, um in den damaligen sog. »Vereinskästen« (heute wohl durch Internet usw. gegenstandslos geworden) Mannschaftsaufstellungen zu lesen, wie besessen von Fußball- bzw. Namensdämonie zu studieren, Ersatzspieler auch noch mitzunehmen, Veränderungen gegenüber der Vorwoche festzustellen. Aufstellungen allerdings nur von Männern, von der Ersten bis zur 2. Schülermannschaft. Frauenfußballmannschaften interessiert gleichfalls zu berücksichtigen, wie Hermann, der Held von »Maria Schnee«, es tut? Gab es damals noch nicht, jedenfalls nicht in der Provinz. Vermutlich hätte ich sie sonst schon im Übermaß erregt auch noch gelesen. »Tor: Streber Liesl, rechte Verteidigung: Schimank Inge, linke Verteidigung: Weiß Ilona …«
    *
    Als Fußballtorwart zwischen zwei Eichen im Amberger Stadtgraben machte ich mit sieben so manche sog. Bombe »unschädlich« und ahnte nicht, daß das ebenso Heydrich-Deutsch wider Polen aus dem Jahr 1939 gewesen war, wie es noch die gesamten
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