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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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umzieht.
    Ausgestattet mit 100   Milliarden Hirnzellen, einem riesigen Schatz also, kommen wir zur Welt. Jede einzelne Hirnzelle knüpft Kontakte mit bis zu
     10   000 anderen. Das bildet die Grundlage für unser ganz persönliches Mindset. Die unterschiedliche Vernetzung durch verschiedene
     Erfahrung, erlerntes Wissen und gewonnene Weisheit macht unsere Individualität aus. Durch unsere gespeicherten Eindrücke,
     durchlebte Erfahrungen und gemeisterte Herausforderungen wachsen wir in unsere jeweilige Umgebung hinein – spezialisiert als
     Amazonasindianer oder als Einzelkämpfer im Großstadtdschungel.
    Während das Gehirn altert, verliert es ständig an Fähigkeiten, lernt aber auch noch neue dazu. Ein sechsjähriges Kind schlägt
     uns locker im Memory. Mit der Pubertät lösen sich die Kinder vom bildlichen Denken und gewinnen dadurch an Abstraktionsvermögen.
     Dieses wiederum hat seinen Höhepunkt mit Mitte 20.   Albert Einstein etwa formulierte 1905 seine spezielle Relativitätstheorie im Alter von 26   Jahren. Bereits mit Anfang 20 hatte er begonnen, daran zu arbeiten. Erfolge in Politik und Geisteswissenschaften feiern meist
     ältere Semester. Das liegt daran, dass die Sprachgewandtheit – beispielsweise die Fähigkeit, eine Rede zu halten – im Alter
     gereift ist. Zudem |247| wurden viele Probleme der Vergangenheit bereits erfolgreich gelöst. Ältere Menschen lernen zwar deutlich langsamer, besitzen
     aber durch früher erlerntes Wissen einen gewaltigen Erfahrungsschatz, der nicht umsonst so heißt.
    Spätestens seit der Aufklärung begann man, sich für das Gehirn und das Denken zu interessieren. Doch Descartes’ vielzitierter
     Satz: «Ich denke, also bin ich», ist nach unseren neuen neurobiologischen Erkenntnissen falsch. Unser Mindset hat nämlich
     weniger mit unseren Gedanken zu tun, als wir gemeinhin glauben. Viel mehr sind es unsere Gefühle, die es prägen. Richtig müsste
     es heißen: «Ich fühle, also bin ich!» Denn Wissen allein ist ein zahnloser Tiger und selten der wahre Antrieb unseres Schaffens.
     «Kognitive Dissonanz» nennt man das bewusste Handeln wider besseres Wissen. Ärzte, die rauchen, Politiker, die betrunken im
     Auto verunglücken, Selbstmord mit Messer und Gabel – wem fallen keine prägnanten Beispiele auch aus eigenem Fehlverhalten
     ein? Das Wissen allein führt zu keiner zielgerichteten Handlung. Vielmehr ist es das Gefühl dahinter, welches zum entsprechenden
     Verhalten führt. Wem nichts mehr unter die Haut geht, der kann auch keine Erfahrungen mehr machen. Umgekehrt berühren gefühlte
     Erfahrungen, verändern messbar unsere Zellen und sind der wahre Motor unseres Handelns.
    Viele von uns neigen dazu, Mitmenschen mit einem fotografischen Gedächtnis zu beneiden – doch zu Unrecht! Wer in kürzester
     Zeit viel Wissen anreichern kann, welches aber nicht mit einem Gefühl, unterlegt ist, hat enorme Schwierigkeiten, dieses später
     zu benutzen. Zwar kann die Information abgerufen werden, aber es fehlt das Gefühl für ihre Wertigkeit. Das macht es für besonders
     begabte Menschen oft enorm schwer, Entscheidungen zu fällen, wichtiges von unwichtigem Wissen zu unterscheiden.
    |248| i Optimal lernen 
    Grundsätzlich lernt und arbeitet unser Gehirn viel leichter mit einem Gefühlsverstärker. Gepaukte Lateinvokabeln benötigen
     bis zu 20   Wiederholungen, bis sie sicher beherrscht werden. Die Telefonnummer unserer neuen Liebe sitzt aber schon nach einer oder spätestens
     nach zwei bis drei Wiederholungen fest im Kasten. Was bedeutet das? Zu lange wurde das Gefühl beim Lernen unterschätzt. Heute
     weiß man mehr: Wichtig sind eine angenehme Lernatmosphäre und positive Emotionen. Denn gefühlsmäßig günstig belegtes Wissen
     wird im Hippocampus abgespeichert. Diese wichtige Mittelhirnregion speichert Ihr episodisches Gedächtnis, das Einzelwissen,
     und ist für die räumliche Vorstellung und die Orientierung zuständig. Der Hippocampus kann lebenslang wachsen. Hirnzellen
     können nämlich mehr werden – ganz im Gegensatz zur landläufigen Meinung. Die Hippocampusregion von Londoner Taxifahrern, das
     wurde eindrucksvoll bewiesen, wird zum Beispiel größer, je länger sie Fahrgäste durch die Metropole chauffieren.
    Negativ belegtes Wissen wandert dagegen in den Mandelkern und macht damit eines unmöglich: nämlich den kreativen Umgang damit.
     Diese Hirnregion ist für schnelles eindimensionales Denken und Handeln zuständig. Angriff oder
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