Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deniz, die Lokomotive

Deniz, die Lokomotive

Titel: Deniz, die Lokomotive
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
Schande fürs Team!“
    „Aber Friede-ha-rich!“, flüsterte ich. „Der rotha-ha-arige Junge, der mit der Coca-Co-ha-la-Glas-Brille, der hat auch daneben geschossen!“
    „Ha-ha-hat er das wirklich, Ahmed?“, äffte Böckmann mich nach. „Was du nicht sagst? Dann tu dich doch mit ihm zusammen. Los! Raus mit dir! Ich kann deine Visage nicht mehr ertragen!“
    Ich schaute ihn verständnislos an. Ich hatte zwei Tore geschossen. Ja, und die letzten drei Spiele hatten sie durch meine Treffer gewonnen. Da kickte mir der Trainer gegen mein Bein.
    „Bist du taub?“, schrie er mich an, und seine Lavaglatze drohte zu explodieren.
    Deshalb stand ich auf, packte meine Sachen zusammen, nahm meine Tasche, das Wertvollste, was ich neben meiner alten, viel zu großen Motorradjacke, besaß, und stapfte aus der Umkleide raus. Montag im Training hatte sich Böckmann bestimmt wieder beruhigt. Ja, und dann war alles bestimmt wieder gut. Doch bevor ich die Tür hinter mir zumachen konnte, pfiff mich mein Trainer nochmal zurück.
    „Ach ja, und eines hab ich vergessen!“, sagte er mit dem fiesen Grinsen eines Trolls, der im Märchen die Kinder auffrisst: „Hadschi Ben Halef! Ich will dich nie wieder sehen!“
    Jetzt war es still.
    „Du bist raus aus dem Team, Türke! Hast du das endlich kapiert?“
    Ich schaute ihn noch einmal an, warf einen Blick in die Runde meiner Mannschaftskameraden, erkannte, dass mich niemand aufhalten würde, drehte mich um und ging.

Ein gefährliches Angebot
    Draußen vor der Umkleide traf ich auf die Wilden Kerle und ihren Trainer und geriet mitten in ihren Pulk.
    „Hallo, Türkendickschädel!“, begrüßte mich Joschka, die siebte Kavallerie, und Markus, der Unbezwingbare, schloss zu mir auf.
    „Die beiden Tore waren gigantisch!“, gratulierte er mir. „Absolut unhaltbar!“
    Ich schaute ihn überrascht an. Er wollte noch etwas sagen. Da drängte sich Leon zwischen uns durch.
    „Hey! Julis Mutter kocht heute für uns, und wer vor Willis Mofa auf Camelot ist, der muss nicht spülen! Los! Auf die Räder mit euch!“, rief er, klopfte seinem Trainer auf die Schulter und grinste. „Oder ist das nicht fair?“
    Die Wilden Kerle lachten und stürmten los.
    „Und ob das fair ist. Willi spült ab!“
    „Holla! Das werden wir sehen!“, rief Willi. „Aber wenn ich gewinne, bügelt ihr meinen Nadelstreifenanzug. Jeder ein Mal!“ Dann gab er Gas. So schnell er konnte, hinkte er hinter den Jungen her, und ich beobachtete sie neidisch. So sieht eine echte Fußballgang aus. Eine, die immer gewinnt. Das dachte ich, wischte mir den Rotz von der Nase und stapfte los.
    Ich wusste gar nicht wohin.
    Zu Hause waren meine Eltern nur an einem Sieg interessiert. Sie träumten davon, dass ich das Zeug dazu hatte, ein Fußballprofi zu werden. Sie wünschten sich das, und ich und meine Füße wollten ihnen diesen Wunsch nur zu gern erfüllen. Doch was sollte ich ihnen jetzt sagen? Der TSG Hertha 05 war die dritte Fußballmannschaft in Folge, aus der man mich rausgeworfen hatte. Und immer war es das selbe Problem.
    Da rief hinter mir jemand meinen Namen.
    „Hey! Deniz!“
    Ich drehte mich um und sah Willi, wie er in seinem Nadelstreifenanzug neben dem Mofa stand.
    „So heißt du doch? Deniz? Habe ich Recht?“
    Ich nickte vorsichtig und wartete auf eine blöde Bemerkung. Doch Willi schob nur seine rote Baseballmütze in den Nacken und sagte verlegen: „Du bist echt gut, Deniz! Mach weiter so!“
    Ich schluckte und zog die Nase hoch.
    Was will der komische Kerl von mir, dachte ich, und dasselbe dachte wohl Fabi.
    „Wo bleibst du denn, Willi?“, warnte er. „Die anderen sind schon fünfhundert Meter weit vorn!“
    Dabei musterte mich der schnellste Rechtsaußen der Welt so misstrauisch, wie er nur konnte.
    „Heiliger Muckefuck! Willi, wenn du uns so viel Vorsprung lässt, macht es überhaupt keinen Spaß.“
    Willi schaute ihn an, sah sein Misstrauen und nickte.
    „Okay. Da hast du Recht!“
    Er warf sein Mofa an und fuhr los. Doch er fuhr einen Bogen und kam ganz nah an mir vorbei.
    „Hey, Deniz! Wir trainieren jeden Tag ab halb fünf. Im Teufelstopf . Das ist in Grünwald!“, rief er mir zu und raste davon.
    Doch Fabi blieb noch zurück. Sein Misstrauen war offener Feindschaft gewichen, und es war mein Pech, dass ich das nicht erkennen konnte. Ihr wisst schon, der Nebel. Deshalb glaubte ich, dass er mich mochte, und ich winkte ihm sogar noch zu. Doch Fabi dachte gar nicht daran, den Gruß zu erwidern. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher