Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Delions Partner, Marty Loomis, liegt ausgerechnet mit ’ner Gürtelrose im Bett. Wird noch ’n paar Wochen nicht zu gebrauchen sein. Inspektor Marino arbeitet seit Sonntagnacht mit Delion an dem Fall. Ich hab mir die Sache durch den Kopf gehen lassen.« Er unterbrach sich einen Moment und lächelte. »Ich kannte Dillon Savichs Vater,
    Buck Savich. Das war vielleicht ein Wilder, dabei aber so gerissen, der konnte einen Gauner bis nach Lettland scheuchen. Wie ich höre, ist sein Sohn kein solcher Wilder - nicht wie sein Vater -, aber er hat den Grips von seinem Alten und ist außerdem ein Vollprofi bis in die Fingerspitzen. Ich habe seinen Vater geachtet, und ich achte den Sohn. Sie, Carver, kenne ich nicht, aber im Moment werde ich mich mit Savichs Wort begnügen und es mit Ihnen versuchen.«
    »Wie gesagt«, meinte Delion, »ich hab nichts dagegen, wenn er mitmacht, Sir. Vielleicht gibt er ab und zu sogar was Brauchbares von sich.«
    »Das denke ich auch«, meinte Kreider. Er ging noch ein paarmal hin und her und blieb dann direkt vor Dane stehen. »Oder möchten Sie lieber einen Alleingang machen?«
    Dane blickte zu Delion hinüber. Die Miene des Mannes verriet keine Regung. Er starrte ungerührt zurück. Dane war kein Dummkopf. Langsam schüttelte er den Kopf. »Nein, ich würde lieber mit Delion zusammenarbeiten.«
    »Umso besser.« Chief Kreider nahm seine Kaffeetasse, trank einen Schluck und stellte sie wieder ab. »Ich werde Marino woanders einteilen. Delion, ich erwarte zweimal täglich einen Statusbericht.«
    Nachdem sie entlassen worden waren, sagte Delion auf dem Weg zur Garage: »Wir von der Einheit fragen uns oft, wie Kreider es mit dem Sex hält, weil er andauernd rumläuft. Ist schwer, was zustande zu kriegen, wenn man nie still hält.«
    »Kennen Sie nicht diesen Film mit Jack Nicholson - Five Easy Pieces?«
    Delion verdrehte die Augen und lachte. Gekonnt steuerte er seinen Dienstwagen, einen Ford Crown Victoria, Baujahr 1998 mit weißblauen Sitzpolstern, in den dichten Verkehr auf der Bryant Street. Von dort fuhr er nördlich, überquerte die Market Street und kämpfte sich durch den Verkehr zum Nob Hill hinauf. In der Clay fanden sie einen Parkplatz.
    Delion sagte: »Die Notrufzentrale hat einen Polizeibeamten aus dem zehnten Distrikt hingeschickt. Der hat dann das Morddezernat informiert, und die haben mich und die Sanitäter benachrichtigt. Bei uns sind es die Sanitäter, die den Gerichtsmediziner holen. Und weil das so ein wichtiger Fall ist, ist Dr. Boyd persönlich zur Kirche gekommen. Ich weiß nicht, wie gut Sie sich in San Francisco auskennen, aber wir sind hier nahe am Schwulenviertel. In der Polk Street, ein paar Straßen weiter, ist immer was los.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Dane. »Und mein Bruder war übrigens nicht schwul, falls Sie sich das gefragt haben.«
    »Das hat mir Ihre Schwester auch schon gesagt«, meinte Delion. Er hielt einen Moment inne und blickte hinauf zum Glockenturm. »Sankt Bartholomäus wurde nach dem Erdbeben neunzehnhundertsechs erbaut. Die alte Kirche brannte ab. Damals hat man diesen Backsteinbau errichtet. Sehen Sie sich mal den Glockenturm an - einer der einflussreichsten Bürger der damaligen Zeit, Mortimer Grist, hat den finanziert. Ist fast zehn Meter höher als das Dach.«
    »Sieht alles ziemlich gut erhalten aus.«
    »Gehen wir erst mal in die Kirche«, schlug Delion vor. »Dann sehen Sie alles.«
    Ja, dann konnte er sehen, wo sein Bruder gestorben war. Dane nickte, doch während sie den breiten Mittelgang entlangschritten und je näher sie dem Beichtstuhl kamen, dem dritten, dem, der an der entferntesten Wand stand, desto schwerer fiel es Dane, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es schnürte ihm förmlich die Brust ab, sodass er kaum noch Luft bekam. So schwer es auch gewesen war, seinen Bruder im Leichenschauhaus zu identifizieren, dies hier war noch schwerer. Auf einmal traf ihn ein Lichtstrahl von oben, ein feuriger, bunter Farbfunken. Er blieb unwillkürlich stehen.
    Als er aufblickte, sah er eines der riesigen Kirchenfenster, das durch die hereinscheinende Sonne in brillanten Farben erstrahlte. Dane stand direkt in diesem Lichtkegel. Er regte sich nicht, stand einfach nur da, den Blick nach oben gerichtet, das Gesicht im warmen Licht badend. Erst jetzt erkannte er die dargestellte Szene. Es waren Maria und Josef mit dem Jesuskind in der Krippe. Umgeben waren sie von singenden Engeln, überall Engel. Er glaubte, ihren überirdischen Gesang zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher